Querverweis: Pegida, Medien, Aufmerksamkeit

29. Januar 2015

Der Soziologe und Bewegungsforscher Simon Teune kritisiert in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung u.a. den Umgang professioneller massenmedialer Anbieter mit dem Phänomen »Pegida« (vgl. dazu auch den Pressespiegel der BpB):

»Die Aufmerksamkeit, die den selbsterklärten Verteidigern des Abendlandes unter dem Label Pegida zuteil wurde, ist kaum zu fassen. […] Die Diskussionen über die neusten Montagsdemonstrationen füllten Zeitungen, Talkshows und die Timelines der sozialen Medien. Sicher, es geht um die größte rassistisch grundierte Mobilisierung in der Nachkriegsgeschichte. […] Insofern muss Pegida Thema sein. Aber: Die Demonstrationen bleiben doch ein lokales Phänomen. Dass die Berichterstattung alle Rekorde sprengte und beinahe jedes Plakat direkt übertragen wurde, hat die Bewegung erst aufgewertet.
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Querverweis: Medienwandel im Überblick

19. November 2014

Heinz Bonfadelli gibt in einem aktuellen Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung einen kompakten einführenden Überblick zum langfristigen Wandel der Mediennutzung durch Digitalisierung und Internet. Sein Artikel »Medien und Gesellschaft im Wandel« (mit einigen unkompliziert weiterverwendbaren Grafiken zu den Grundfunktionen von Medien und Journalismus) kommt zu folgendem Schluss:

»Die Beziehung zwischen dem Internet und den herkömmlichen Formen der politischen Partizipation scheint jedoch eine der Komplementarität […] und nicht eine der Verdrängung zu sein. Hinzu kommt, dass auch das Internet die bestehenden sozialen Ungleichheiten nicht einfach quasi medientechnologisch zu neutralisieren vermag. Letztlich fungieren Medien als Trendverstärker, indem bestehende Ungleichheiten […] nicht eingeebnet, sondern tendenziell verstärkt werden. 

[…] Die neuen interaktiven Möglichkeiten des Internets sind zwar notwendig, aber nicht auch schon hinreichend zur Generierung von mehr politischer Partizipation. Zwar reduziert die Zugänglichkeit zu mehr Information und Kommunikation die Kosten, was Informationssuche und -nutzung anbelangt, und das Social Web erleichtert zweifelsohne die Mobilisierung von Bürgern, aber die neuen digitalen Möglichkeiten werden verstärkt von jenen genutzt, welche politisch sowieso partizipieren und handeln wollen.«


Kurze Einführung in die Multi-Level Perspective

18. November 2014

Seit einigen Jahren findet die maßgeblich durch Frank Geels spezifizierte Multi-Level Perspective in der Innovationsforschung zunehmenden Anklang, gerade auch da sie die unauflösbaren Verflechtungszusammenhänge zwischen technologischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Veränderungsprozessen betont. Sie will die großen Linien soziotechnischen Wandels nachzeichnen und in dieser Hinsicht ein universelles Ordnungsraster bieten. Insofern liegt es nahe, diese Sichtweise auch auf den Wandel von Medienstrukturen zu beziehen – zumal evolutionstheoretisch inspirierte Sichtweisen in diesem Bereich seit geraumer Zeit diskutiert werden.

 Mult Level Perspective Concept

Nachfolgendes Skript bietet einen Überblick über die Grundannahmen der Multi-Level-Perspective und diskutiert ihre Anwendungspotentiale mit Blick auf die Medienentwicklung.
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Splitter: Politisches Handeln in digitalen Öffentlichkeiten

14. Oktober 2014

Am 28. und 29. November 2014 wird in Göttingen die Tagung »Politisches Handeln in digitalen Öffentlichkeiten Grassroots zwischen Autonomie, Aufschrei & Überwachung« (Programm als PDF) stattfinden, die u.a. in Kooperation mit der Hans-Böckler– und der Otto-Brenner-Stiftung ausgerichtet wird:

»Digitale Öffentlichkeiten sind Kristallisationspunkte des Politischen im frühen 21. Jahrhundert. […] In Form wissenschaftlicher Vorträge sowie in flankierenden Praxis-Workshops richten wir mit der Tagung die Aufmerksamkeit auf die theoretische und praktische Erfassung von bottom-up Prozessen des politischen Handelns in digitalen Öffentlichkeiten. Vor allem sollen dabei spezifische Herausforderungen und Relevanzen in diesem Forschungsfeld abgesteckt werden.«

Nach einer eröffnenden Keynote von Felix Stalder geht es in den einzelnen Panels u.a. um Theoretisierungen, Fallstudien, gegenwärtige Konflikte und forschungsethische Fragen im Kontext netzbasierter Formen politischen Handelns sowie um konkrete Beispiele aus der Praxis (Hacktivism, Darktwitter etc.).


Lektürehinweis: Technikfolgenabschätzung – Herausforderungen und Grenzen

23. September 2014

Einen kompakten Überblick zu den Grundmodellen, Funktionen und (aktuellen) Problemstellungen der sozialwissenschaftlichen Technikfolgenabschätzung (TA) bietet der Aufsatz »Technikfolgenabschätzung – Herausforderungen und Grenzen« von Renate Mayntz (2014), welcher u.a. zu folgendem Schluss kommt:

»Abgesehen von unserer hinlänglich bekannten, eingeschränkten Prognosefähigkeit stellt sich die Frage, wie wirkungsvoll es sein kann, eine Öffentlichkeit vor Gefahren zu warnen bzw. auf Chancen aufmerksam zu machen, die sie nicht sehen will. Die Aufmerksamkeit der Politik und das Interesse der Öffentlichkeit sind selektiv. […] Für welche Technik TA eingesetzt wird und welche ihrer Folgen sie hervorhebt, spiegelt politische und gesellschaftliche Interessen wider. Am größten ist der potentielle Einfluss von TA, wenn sie in einer frühen Phase der technischen Entwicklung eine allgemein geglaubte Vorhersage über massiv negative Folgen einer Innovation macht, die zu einem öffentlichen Aufschrei führt, der die Politik zum Handeln zwingt. Diese Bedingungen werden in der Wirklichkeit selten erfüllt.«

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