21. April 2013
Im Sommersemester 2013 führt die Organisations- und Innovationssoziologie in Stuttgart eine Vortragsreihe zur »Soziologie des Internet« durch, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Am Mittwoch (24. April) geht es los mit einem Vortrag von den Kommunikationswissenschaftlern Julius Reimer und Max Ruppert, die sich intensiv mit dem GuttenPlag-Wiki auseinandergesetzt und 2011 die erste Online-Umfrage auf der Plattform durchgeführt haben (vgl. »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien«). Weitere Themen, Termine und Protagonisten (Ort: Institut für Sozialwissenschaften, Seidenstr. 36 (2. OG, M 36.21), 70174 Stuttgart):
Weiterlesen »
21. April 2013
Die Prozesssoziologie und die Systemtheorie stehen sich in ihren Grundsätzen augenscheinlich unvereinbar gegenüber: Norbert Elias und Niklas Luhmann setzen ihr analytisches Seziermesser auf unterschiedlichen Ebenen an und dementsprechend lassen sich je nach Analysebesteck einige Phänomene unkomplizierter in den Blick nehmen, während sich andere nur schwer beobachten lassen. Trotz aller Divergenzen nehmen beide Soziologen allerdings erkenntnistheoretisch eine ähnliche semikonstruktivistische Position ein und betonen sowohl die Beobachterrelativität aller Wirklichkeitssichten als auch die Wechselprozesse zwischen individueller und wir-zentrierter Realitätskonstruktion. Diese Anschlusspotentiale resultieren nicht zuletzt aus der Offenheit prozess- wie auch systemtheoretischer Denkweisen gegenüber kognitionswissenschaftlichen Forschungssubstraten.
Einen einführenden Überblick über die Grundsätze und erkenntnistheoretischen Positionen von Luhmann und Elias sowie deren Anschlusspotentiale bietet nachfolgendes Skript.
PDF laden »
3. April 2013
Die 10. Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie (NGU) findet Ende September in Flensburg statt und trägt den Titel »Die ökologische Gesellschaft und ihre Feinde«. Der Call findet sich hier.
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Themen »Ökologie« und »Nachhaltigkeit« an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen: Ökologische Bewegungen und grüne Parteien verzeichneten starken Zulauf, Umwelt- und Klimaschutz sind zu zentralen Politikfeldern avanciert, Untersuchungen bestätigen die Unterstützung entsprechender Anliegen in der Bevölkerung. Auch eine wachsende Zahl von WissenschaftlerInnen beschäftigt sich mit ökologischen Problemen und Nachhaltigkeitsfragen. Dennoch sind Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit kaum zu übersehen: Der Umsatz von Bio- und Fairtrade-Produkten scheint in demselben Maß anzusteigen, wie sich die Innovations- und Lebenszyklen von Produkten verringern. Die weltweiten Treibhausgasemissionen steigen weiter an und in wohlhabenderen Gesellschaften werden immer größere Mengen an Lebensmitteln weggeworfen. Paradoxerweise scheinen sich die ökologischen Probleme zu verschärfen, obgleich sie stetig intensiver bekämpft werden.
Darüber hinaus gehen mit der Umsetzung umweltpolitischer Maßnahmen seit jeher auch gesellschaftliche Widerstände einher: Befunde über das Ausmaß der ökologischen Krise werden unter anderem im Horizont unternehmerischer Interessen in Frage gestellt, ökologische Anliegen werden gegen ökonomische und soziale Interessen (z.B. Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze, Wohlstand) ausgespielt und bisweilen werden politisch-gesellschaftliche Bestrebungen zum Schutz der Umwelt sogar als »totalitär« oder »ökodiktatorisch« diffamiert. Die Polemik verweist jedoch auf ein relevantes Problem: Welche Rolle können und sollen wissenschaftliche Erkenntnisse bei der Initiierung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse spielen?
Auf der 10. Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie (26./27.9.2013) stehen daher zwei Themenfelder im Mittelpunkt: (1) Die Charakteristika einer ökologisch nachhaltig organisierten Gesellschaft und (2) die gesellschaftlichen Faktoren und Gegenkräfte, die dem Übergang in eine nachhaltige Zukunft entgegenstehen. Pointiert formuliert: Die ökologische Gesellschaft und ihre Feinde.
Zum Call for Papers »
Poster for the first Earth Day
in 1970 (Quelle: Wired)
1 Kommentar
28. März 2013
Der Begriff des Prosumenten ist in der Diskussion um das Web (2.0) zum Allgemeingut geworden: Ursprünglich von Alvin Toffler (1980) eingeführt, um eine Auflösung der Rollenverteilung zwischen Konsumenten und Produzenten zu umschreiben, wie sie bereits McLuhan (1972) beobachtet hatte (»at electric speeds the consumer becomes producer«), wird er heute z.B. sowohl auf Wiki-Beiträger, (Micro-)Blogger und Youtube-Uploader, aber auch auf Facebook-Nutzer oder aktive Google-Kunden bezogen.
Eine klare Unterscheidung zwischen ›arbeitenden Kunden‹ und »commons-based peer production« wird indes oft nicht getroffen und diese Unschärfe könnte mit ein Grund dafür sein, dass der Prosument einigen Beobachtern noch immer »wie ein Yeti [erscheint], von dem es ja auch nur wenige und zudem verwackelte Fotos gibt« (Rust 2012). Gleichwohl kursieren in den Sozialwissenschaften seit einigen Jahren auch deutlich differenziertere Sichtweisen:
Weiterlesen »
1 Kommentar
8. März 2013
Zu dem Sammelband »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien« ist eine erste Kurzrezension auf dem Portal für Politikwissenschaft erschienen, das 2010 aus der Rezensionswebsite der Zeitschrift für Politikwissenschaft hervorgegangen ist:
»[…] den Herausgebern ist es gelungen, Analysen zu sammeln, die detailreich den einzelnen Sektoren der öffentlichen Medienlandschaft gewidmet sind. Diese werden jeweils dahingehend geprüft, wie genau sie sich unter dem Einfluss des Internets gewandelt haben. […] Entstanden ist der Sammelband im Zusammenhang mit einer Tagung der Sektion Wissenschafts‑ und Technikforschung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Eine Besonderheit ist, dass die Autoren und Autorinnen sich darüber hinaus zu einem Workshop zur Vorbereitung der Publikation getroffen haben. Das ist dem Band deutlich anzumerken. So wird nicht nur jeder der drei thematischen Abschnitte von einem Text eingeleitet; die Beiträge sind auch von seltener Kohärenz. Insgesamt führen sie für jeden der untersuchten Sektoren aus, dass der durch das Internet eingeleitete Wandel nicht revolutionär, sondern als Transformation stattfindet. Für den Bereich der Wissenschaftskommunikation konnte […] nachgewiesen werden, dass ein langsamer Wandel stattfindet, der von einer ›erstaunlichen Resistenz‹ (276) des etablierten Systems kündet. Auch für andere untersuchte Bereiche ist eher von Komplementarität denn von Substituierung zu sprechen […].«
20. Februar 2013
Sascha Lobo hat sich jüngst – für alle, die es auch wirklich noch nicht wussten – als Mitschöpfer der zunehmend populären Netzvokabel »Shitstorm« geoutet (und dafür z.T. recht hämische Kommentare eingeheimst). Ob Lobo’s Kolumne in irgendeiner Form weiterführend ist, sei dahingestellt – auf jeden Fall aber verweisen i.A. recht unscharf gehaltene Begriffe wie ›Shitstorm‹ oder auch ›Schwärme‹, ›Crowds‹ und ›Multitudes‹ auf Kollektiv-Phänomene im Netz, die sich nicht mehr umstandslos in eingespielte sozialwissenschaftliche Kategorien einordnen lassen.
Nichtsdestoweniger kann eine historische Rückbetrachtung auch mit Blick auf scheinbar brandneue Phänomene durchaus erhellend sein, wie Urs Stäheli in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung vorführt: In seinem sehr lesenswerten Artikel interessiert sich der Autor dafür, wie Kollektivität zustande kommt bzw. welche Rolle dabei materielle und mediale Infrastrukturen spielen – und schlägt dabei eine Brücke zwischen Fähren und Twitter.
Weiterlesen »
1 Kommentar
11. Februar 2013
Niklas Luhmann hat sich theoriearchitektonisch zu vielerlei Gelegenheiten an ›sozialen Bewegungen‹ gerieben (siehe auch: Niklas Luhmann über Protest — Teil 1). In einem Interview mit Kai-Uwe Hellmann im Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen 2/1994 (S. 54ff., kostenfreies PDF) gab er dazu u.a. folgende Gedankengänge zu Protokoll (letzterer Abschnitt ist v.a. mit Blick auf die Piratenpartei interessant):
Weiterlesen »
3 Kommentare