Heute ist die Zukunft von gestern — Teil V

12. Juli 2011

Schon aufgrund der Vielzahl an ineinander wirkenden Variablen bleiben die langfristigen soziokulturellen Folgen neuer kommunikationstechnischer Entwicklungen kaum abschätzbar, auch wenn sich hin und wieder aus der Vielzahl an Zukunftserwartungen eindrucksvolle Zufallstreffer herausfiltern lassen (vgl. auch »Heute ist die Zukunft von Gestern« Teil I, II, III und VI).

Ein besonders eindrückliches Beispiel sind einige Vorhersagen aus dem Buch »The Information Machines: Their Impact on Men and the Media« (1971) des Journalisten Ben Haig Bagdikian, der im selben Jahr im Kontext der Veröffentlichung geheimer Pentagon-Papiere zum Vietnam-Krieg einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde und später die Bestseller Media Monopoly und New Media Monopoly veröffentlichte. Das Buch selbst ist heute kaum mehr zu bekommen, aber aus einem Spiegel-Artikel (1972) lassen sich seine Kernthesen extrahieren. So prognostizierte Bagdikian z.B.:

»Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wird eine neue Technologie mehr tägliche Informationen unter mehr Menschen streuen können als je zuvor in der Weltgeschichte.«

Quelle: Spiegel 1972

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Splitter: Umsatzanteile nach Vertriebswegen im deutschen Buchhandel 2005-2010

8. Juli 2011

Update: Aktuelle Zahlen

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat heute die geschätzten Umsätze buchhändlerischer Betriebe nach Vertriebswegen zu Endverbraucherpreisen für das Jahr 2010 veröffentlicht (und sie entsprechen weitgehend den in Gutenberg-Galaxis Reloaded? formulierten Erwartungen): In der Langfristbetrachtung zeigt sich, dass der Anteil des stationären Buchhandels am Gesamtumsatz seit 2005 kontinuierlich, aber keineswegs erosionsartig abnimmt, der Anteil des direkten Verlagsbuchhandels stabil bleibt und die Relevanz des Online-Buchhandels sukzessive zunimmt. Clubs bzw. Buchgemeinschaften und der klassische Versandhandel spielen hingegen schon seit einigen Jahren kaum mehr eine Rolle.

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New Web Social-ism: Google+

6. Juli 2011

Geht es nach den führenden Web-Unternehmen, gehören selbstständige Exkursionen in die Tiefen des Netzes in einigen Jahren der Vergangenheit an und unser Online-Erlebnis wird maßgeblich durch eine durchgestylte All-in-One-Plattform bestimmt, die uns sowohl die Individualkommunikation in allen erdenklichen Formen, aber auch die alltägliche Medienrezeption durch allseits verständliche Personalisierungsoptionen in der Datenzulieferung erleichtert.

Und trotz aller Bedenken derer, die sich selbst einer intellektuellen Onliner-Elite zuordnen (Stichworte: Datenschutz, Monopolisierung, Verprivatwirtschaftlichung): Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches komplexitätsreduktives Angebot auf breites Interesse stösst, scheint gemessen an aktuellen Eurostat-Erhebungsdaten zu den Internet-Kenntnissen der europäischen Bevölkerung durchaus hoch zu sein: Auch 2010 verfügten z.B. in der BRD nur 8 Prozent der Befragten über ein hohes Online-Kompetenzniveau und 41 Prozent machten im Netz nicht vielmehr als E-Mails versenden und Suchmaschinen bedienen. Es bleibt also augenscheinlich lediglich die Frage offen, welches Unternehmen dieses All-in-One-Portal betreiben wird, und die Abstimmung um diese schöne neue Online-Welt erfolgt per Klick…

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Buchmarkt: 55 Thesen und 3 Szenarien

26. Juni 2011

In der Taxierung der Rückwirkungen der neuen Technologien auf die Printmedien scheint der Trend in Richtung einer hohen Thesenanzahl zu gehen (vgl. Jeff Jarvis’ 36 Thesen zur Zukunft der News-Branche). Im Juni standen nun 55 Thesen zum deutschen Buchmarkt 2025 in der Diskussion, die von Matthias Ulmer (Verleger-Ausschuss), Heinrich Riethmüller (Sortimenter-Ausschuss) und Matthias Heinrich (Ausschuss für den Zwischenbuchhandel) entwickelt wurden und deren zentrale Aussagen sich im Groben auf 5 Punkte reduzieren lassen:

  • Gedruckte Medien verlieren an Bedeutung. Insbesondere der stationäre Buchhandel muss in den nächsten 15 Jahren mit einem Rückganz von ca. 30 Prozent rechnen. Paid-Content hingegen wird einen wachsenden Anteil am Gesamtumsatz einnehmen, wobei auf diesem Feld neue Anbieter Markteinfluss gewinnen werden.
  • Gedruckte Fachbücher und Bildungsmedien verlieren erheblich an Bedeutung (und damit auch deren stationärer Vertrieb). Insbesondere in diesen Bereichen sollten Verlage daher ein erweitertes Know-How hinsichtlich Konzeption, Produktion und Distribution von elektronischem Paid-Content aufbauen.

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Kindle Direct Publishing: Schöne neue Welt?

21. Juni 2011

Die Welt hat mit John Locke neuerdings einen weiteren Bestseller-Autor. Das Besondere: Locke arbeitet mit keinem Verlag zusammen, sondern vertreibt seine Thriller selbst – via Kindle Direct Publishing (KDP) für 99 Cent pro Buch: »All this was achieved Part time, without an agent, publicist, and at virtually no marketing expense« (vgl. e-book-news.de). Ähnlich wie der Apple-App-Store führt der Kindle eBook Store also ein Stück weit zu einer Öffnung der jeweiligen Märkte für semi-professionelle Autoren, deren Werke sich durch Nutzer- oder Leserempfehlungen unabhängig von klassischen Marketing-Prozessen verbreiten können.

Das klingt erst einmal nach einem weiteren Beleg für die radikale Veränderungskraft der neuen Medienformen: Potentiell jeder Freizeitautor kann seine Schriften nun schnell und unkompliziert verbreiten, ohne den Auswahlpräferenzen etablierter Verlage entsprechen zu müssen. Gleichzeitig allerdings zeigen sich auch die Probleme dieser neuen Freiheit: »Spam clogging Amazon’s Kindle self-publishing« (Reuters).

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