Innovationssoziologie: Papers, Talks, Calls

9. Juni 2011

Die Stuttgarter Innovationssoziologie ist in diesem Sommer mit einer Reihe an Diskussionspapieren und Konferenzbeiträgen präsent, auf die an dieser Stelle kurz hingewiesen werden soll:

Seidenstr. 36, Stuttgart

Das Gebäude des Stuttgarter Instituts für Sozialwissenschaften — hier
in einer Aufnahme aus den 1940er Jahren (Quelle verlinkt).

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Die ersten Schritte der Wissenssoziologie

16. Mai 2011

Die Themenkreise der Realitäts- und Wissenskonstruktion sind seit jeher impliziter Bestandteil der gesellschaftswissenschaftlichen Forschung. Schon der Gründer der soziologischen Disziplin, Auguste Comte (1798-1857), beschäftigte sich mit dem Realitätsverständnis einer Kultur. In seine Fußstapfen traten als Initiatoren der spezifischen Fachrichtung Karl Mannheim, Georg Simmel und Max Scheler, die Phänomenologen Alfred Schütz und Berger/Luckmann (»Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit«) sowie viele weitere Theoretiker in jüngerer Zeit, denn noch immer – und gerade im Zeitalter des Internet – ist das Verhältnis von ›Wirklichkeit‹, ›Wissen‹ und ›Gesellschaft‹ ein heiß diskutiertes Thema.

Einen Überblick über die ersten Schritte der Wissenssoziologie gibt folgendes Skript.

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Comte 1822

Mit Auguste Comtes »Entwurf der wissenschaftlichen Arbeiten, die für eine Reorganisation der Gesellschaft erforderlich sind« begann 1822 auch die Geschichte der Wissenssoziologie.


Die 36 Thesen des Jeff Jarvis – Zusammenfassung und Diskussion

8. Mai 2011

Der New Yorker Medienprofessor Jeff Jarvis hat in seinem Blog 36 Thesen zur Zukunft der Nachrichtenbranche zur Diskussion gestellt (auch auf deutsch). Einige erhellende Schlaglichter sollen hier zusammengefasst werden:

  • Geschäftsmodelle: »Tugend ist kein Geschäftsmodell. Nur weil Sie gutes tun, verdienen Sie es nicht, dafür bezahlt zu werden. […] Geschäftsmodelle basieren weder auf Ansprüchen, noch auf Emotionen. […] Auf dem Markt zählt nur der Wert. Wert wird durch Nachfrage bestimmt. Welches Problem lösen Sie? Wenn jemand Ihre Aufgabe günstiger, besser und schneller anbieten kann, wird er es machen.«
  • Digitale Regeln: »Sie werden den Markt nicht länger kontrollieren. […] Sie sind ein Mitglied eines Ökosystems. Gehen Sie gut mit Anderen um. […] Überfluss wird die Preise digital noch stärker nach unten treiben als in Print. […].«

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  • Chancen I (lokale Angebote):  »[…] es geht darum, Angebote für lokale Händler zur Serienreife zu bringen (über alle  Plattform – nicht einfach Platz auf einer Medienseite zu verkaufen, sondern auch bei der Umsetzung mit Google Places, Foursquare, Facebook-Deals und Twitter-Specials zu helfen) und neue, unabhängige, unternehmerische Verkaufskräfte zu etablieren.« Weiterlesen »

»Fair bleiben, Freunde, klaut nix im Internet« (!?)

19. April 2011

Vor 30 Jahren wurde die Compact Disc auf der Funkausstellung in Berlin durch Sony und Philips das erste Mal öffentlich vorgestellt. Auch am mp3-Format wurde an der Universität Erlangen-Nürnberg und am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen ab 1982 gearbeitet, aber es sollte erst Ende der 1990er Jahre zu einem ernsthaften Einflussfaktor in der Musikbranche werden. Trotzdem lässt sich heute rückblickend formulieren: Schon die CD läutete die digitale Ära und damit auch das Zeitalter der verlustfreien Kopien ein – auch wenn Raubkopien nicht erst ein Phänomen der letzten 15-20 Jahre sind (vgl. Abb.).

Notiz auf der Innenhülle einer UK-Schallplatte 1983 (via Wiki Commons)

Notiz auf der Innenhülle einer UK-Schallplatte 1983 (via Wiki Commons)

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Luhmann @+/= Humor — Teil 2

1. April 2011

Jörg Räwel formuliert in seinem Buch »Humor als Kommunikationsmedium« (UKV 2005) die These, dass Humor in der Kommunikation die Funktion eines Sicherheitsnetzes einnehmen kann, »das Kommunikation auch dann noch ermöglicht, wenn sie schon gescheitert ist«. Gerade im Falle von Machtgefällen in der Kommunikation würden humoristische Einlagen in dem Versuch angewendet »dieser Art von Kommunikation die Härte und Schärfe zu nehmen« (z.B. der Scherz des Chefs nach der Vergabe des noch heute zu erledigenden Arbeitsauftrags kurz vor Feierabend).

Luhmann selbst sah Kommunikation als gelungenes Mittel an, um Reflexionen anzustoßen und gab 1992 zu Protokoll, in all seinen Büchern »mindestens einen Unsinn hineinzubringen«: »Ich will damit sagen, nehmt mich bitte nicht zu ernst oder versteht mich bitte nicht zu schnell.« Hier einige weitere Beispiele für Luhmanns humoristische Bandbreite (vgl. »So etwas muss sofort beseitigt werden!« – Teil 1) – wobei sich ‘Humor’ und ‘Wirklichkeit’ nicht selten die Hand reichen:

Tee (Soziale Systeme, S. 597, Danke an Sebastian Ploenges): »Man will Tee zubereiten. Das Wasser kocht noch nicht. Man muß also warten. Die Differenzen Tee/andere Getränke, Kochen/Nichtkochen, Wartenmüssen/Trinkenkönnen strukturieren die Situation, ohne daß es nötig oder auch nur hilfreich wäre, die Einheit der jeweils benutzten Differenz zu thematisieren.«

Liebe und Auto (Liebe als Passion, S. 42, Danke an S. P.): »Die Ehen werden im Himmel geschlossen, im Auto gehen sie auseinander. Denn derjenige, der am Steuer sitzt, richtet sich nach der Situation und fährt, wie er meint, auf Grund seines besten Könnens; aber der, der mitfährt und ihn beobachtet, fühlt sich durch die Fahrweise behandelt, führt sie auf Eigenschaften des Fahrers zurück. Er kann nur in einer Weise handeln, nämlich kommentieren und kritisieren; und es ist wenig wahrscheinlich, daß er dabei die Zustimmung des Fahrers findet.«

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