Call for Papers: Ambivalenzen der Kommunikation und Kollektivität im Internet

12. Januar 2016

In den letzten 25 Jahren ist das Internet zu der infrastrukturellen Grundlage von mehr und mehr Produktionskontexten, Konsumweisen und Kollektivitätsformen geworden. Reflektiert wird diese Allgegenwärtigkeit des Netzes von einem inzwischen sehr breiten Diskurs um die ermöglichenden und strukturaufbrechenden Potentiale der Onlinetechnologien (z.B. Open Innovation, Prosumerism, Connective Action), um neue Herausforderungen für soziale Bewegungen oder Gemeinschaften (z.B. mit Blick auf Datenschutz und Observierbarkeit) sowie um die kommunikationsformatierenden Effekte neuer soziotechnischer Arrangements in der digitalen Welt. Insofern steht »das Internet« als diskursiver Bezugspunkt in symptomatischer Weise für eine auch gesamtgesellschaftlich spürbare Ambivalenz von Offenheit und Geschlossenheit.

Vor diesem Hintergrund wollen die Veranstaltungen der Sektion ›Wissenschafts- und Technikforschung‹ auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2016 zu einer kritischen Bestandsaufnahme der Öffnungs- und Schließungsprozesse im Online-Bereich sowie zu einem Verständnis ihrer Ursachen und Folgewirkungen beitragen. Erwünscht sind Beiträge zu den Spannungsfeldern Öffnung – Schließung, Dezentralisierung – Zentralisierung sowie Partizipation – Kontrolle.

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Mediennutzung: Tendenz steigend (Update 2015)

11. Dezember 2015

Ich bin gebeten worden, diese vielabgerufene Abbildung zu aktualisieren, die ich vor drei Jahren u.a. anhand der Daten der ARD/ZDF Langzeitstudie Massenkommunikation erstellt habe, welche diesen Sommer in ihrer 2015er-Iteration erschienen ist (siehe dazu: Nutzung tagesaktueller Medien 2015).

Medienutzungsdauer2015

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SOI Discussion Paper: Open Source Projekte zwischen Passion und Kalkül

9. November 2015

In der Reihe Stuttgarter Beiträge zur Organisations- und Innovationssoziologie ist ein neues Discussion Paper »Open Source Softwareprojekte zwischen Passion und Kalkül« (Schrape 2015; Volltext als PDF) erschienen:

Dieses Papier entwickelt auf der Grundlage von aggregierten Marktdaten, Dokumentenanalysen sowie Literaturauswertungen einen systematisierenden Überblick über Open Source Software Communities und ihre sozioökonomischen Kontexte. Nach einer Rekonstruktion der Herausbildung quelloffener Entwicklungsvorhaben werden die Beziehungen zwischen Open Source Projekten und etablierten Technologiekonzernen diskutiert. Daran anknüpfend werden […] vier typische Varianten derzeitiger Open Source Gemeinschaften voneinander abgegrenzt.

Insgesamt zeigt sich, dass die quelloffene Softwareentwicklung inzwischen zu einer allgemeinen Branchenmethode avanciert ist, dabei aber ihre Formatierung als Gegenentwurf zur kommerziellen und proprietären Herstellung weitgehend verloren hat. Während freie Software zunächst subversiv konnotiert war, ist das Involvement in Open Source Projekte heute zu einem festen Bestandteil der Innovationsstrategien aller großen Softwareanbieter geworden.

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Lektürehinweis: Innovation – Exnovation (NGU)

4. November 2015

Anfang November ist der Sammelband zur 11. Jahrestagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie (NGU) mit dem Titel »Innovation – Exnovation. Über Prozesse des Abschaffens und Erneuerns in der Nachhaltigkeitstransformation« erschienen:

Das Zauberwort Innovation beherrscht nicht nur die öffentlichen Debatten über nachhaltige Entwicklung sondern auch den wissenschaftlichen Diskurs um gesellschaftliche Nachhaltigkeitstransformation. Das Antonym Exnovation, d.h. die Abschaffung von Altem, ist dagegen kaum gebräuchlich und nur unzureichend elaboriert. Ohne begleitende Exnovationen haben Innovationen aber lediglich additiven Charakter: Sie führen oftmals zu einem Mehr an Produktion und Konsum, mithin zu einer Verschärfung ökologischer Probleme. In manchen Bereichen scheint gar das ersatzlose Streichen unhaltbarer Produktionsweisen und Konsumpraktiken angesagt, also Exnovation ohne Innovation. Höchste Zeit also, Prozesse des Abschaffens stärker in den Blick zu nehmen und den Begriff der Innovation einer kritischen Reflexion zu unterziehen. 

Eine Übersicht über die Inhalte und Autoren des Bandes gibt der hier verlinkte Flyer; ein Bericht zur Tagung findet sich beim Soziologie Magazin; ein Working Paper zum Thema Exnovation von Martin David findet sich auf regierungsforschung.de.

exnovation


Splitter: ARD/ZDF-Onlinestudie 2015

15. Oktober 2015

In dieser Woche ist die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie erschienen, die bereits seit 1997 im Jahresturnus erhoben wird und insofern einen probaten Überblick zu den langfristigen Verschiebungen im medialen Nutzungsverhalten hierzulande bieten kann. Erstmals findet sich unter den angebotenen Artikeln zu der Studie auch ein zweiseitiger Statistikteil, der in kompakter Form Auskunft zu der Häufigkeit der mobilen bzw. stationären Internetnutzung und der Verwendung unterschiedlicher  Onlineanwendungen nach Alter, Geschlecht und formalem Bildungsniveau gibt.

Die diesjährigen Erhebungsdaten bestätigen dabei einmal mehr, dass wir uns auf dem Weg in ein Zeitalter der mobilen Medienkonvergenz befinden:

  • Insbesondere in den jüngeren Altersgruppen nehmen die Werte für den täglichen Video- und Audioabruf via Internet seit Jahren kontinuierlich zu und liegen mittlerweile bei 54 Prozent (Frauen 14–29 Jahre) bzw. 62 Prozent (Männer 14–29 Jahre). Auch die tägliche Parallelnutzung von Fernsehen und Internet liegt inzwischen bei den Unter-30-Jähigen bei 24 Prozent.
  • 82 Prozent der befragten Onliner insgesamt gaben an, Video- oder Fernsehangebote im Netz mindestens selten zu nutzen; ebenso steigt die Audio- und Radionutzung via Internet (vermutlich nicht zuletzt aufgrund neuer Sender wie Beats 1).
  • 55 Prozent der Befragten geben an, auf das Internet gelegentlich auch unterwegs zuzugreifen. Unter den 14- bis 29-Jährigen liegt dieser Wert bei 81 Prozent; knapp die Hälfte dieser Altersgruppe nutzt das Netz nach eigenen Angaben täglich mobil. In den meisten Fällen dient das Smartphone als Zugangsgerät.

Zur Architektur des digitalen Technikutopismus

11. September 2015

Im Leviathan 3/2015 ist vor einigen Tagen der Artikel »Dezentralisierung, Demokratisierung, Emanzipation. Zur Architektur des digitalen Technikutopismus« (Abstract | Preprint) erschienen, den ich zusammen mit Sascha Dickel verfasst habe.

In diesem Aufsatz arbeiten wir anhand der Beispiele Web 2.0 und 3D-Druck die wiederkehrenden semantischen Muster populärer Medienutopien heraus und entfalten die These, dass der Erfolg dieser Zukunftsvorstellungen auf ihrer instantanen Anschlussfähigkeit gegenüber einer Vielzahl an gesellschaftlichen Diskursen fußt. Anschließend werden die Ambivalenzen des digitalen Technikutopismus aus Sicht der Sozialwissenschaften diskutiert.
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AWA 2015 kompakt

12. Juli 2015

Die diesjährige Ausgabe der seit 1959 durchgeführten Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) zu den Konsum- und Mediengewohnheiten der deutschen Bevölkerung (25.140 Befragte insgesamt; Frühjahr 2015; Grundgesamtheit: deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren) ist Anfang Juli erschienen. Einige Ergebnisse:

Internetnutzung

  • 84 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzten das Internet Anfang 2015 via Smartphone oder Tablet-PC (2014: 64 Prozent). Bei den 30- bis 49-Jährigen war es immerhin ein Anteil von 66 Prozent, bei den 50- bis 69-Jährigen 35 Prozent und in der Altersgruppe 70+ noch 8 Prozent.
  • Bei der Frage nach der Nutzung des Internets im Allgemeinen lässt sich für die Altersgruppen unter 50 Jahren beinahe eine Volldurchdringung diagnostizieren (91–98 Prozent), bei den 50- bis 59-Jährigen liegt dieser Wert bei 88 Prozent. Indes nur 42 Prozent der Befragten über 60 Jahren gaben an, das Netz zu nutzen.
  • Das Internet mehrmals täglich nutzten nach Selbstauskunft 72 Prozent der 14- bis 19-jährigen Onliner, 69 Prozent der 20- bis 29-jährigen Onliner, 50 bis 60 Prozent der 30- bis 59-jährigen und ca. 30 Prozent der über 60-jährigen Onliner.
  • Bei den 14- bis 29-Jährigen stehen dabei eindeutig unterhaltende Inhalte im Vordergrund (Videos, Musik, Spiele, Social Networking), während ältere Befragte nach eigenen Angaben eher an aktuellen Informationen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur interessiert sind.

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