Digitalisierung, KI: Interessenkonjunkturen

20. April 2023

Mit Google Trends lässt sich das Suchinteresse der Nutzer:innen auf der hauseigenen Suchplattform weit zurückverfolgen. Für Google Deutschland lassen sich dabei mit Blick auf einige debattenprägende Begriffe im Digitalisierungsdiskurs interessante Interessen- und Themenkonjunkturen herausarbeiten.

Während das Suchinteresse an dem Begriff »Web 2.0« bereits ab 2009 merklich abgenommen hat sich und der Begriff »Big Data« ungefähr ab 2012 auf mittlerem Level bewegt, ist der sehr breite Dachbegriff »Digitalisierung« erst ab 2015 so richtig in den Fokus des öffentlichen Interesses getreten. Seit Ende 2022 tritt der Begriff »Künstliche Intelligenz« zunehmend in den Vordergrund (was angesichts des ubiquitären Hypes um Anwendungen wie ChatGPT kaum überrascht).

Was sich aus solchen Interessenkonjunkturen aus innovationssoziologischer Sicht lernen lässt, zeigt unter anderem Hartmut Hirsch-Kreinsen in seinem aktuellen Buch »Das Versprechen der Künstlichen Intelligenz: Gesellschaftliche Dynamik einer Schlüsseltechnologie« (2023) auf (siehe auch mein Buch »Digitale Transformation«).


Splitter: Krise und Kritik im Social Web (CfP)

12. Januar 2023

Zusammen mit der ÖGS-Sektion Technik- und Wissenschaftssoziologie organisiert die DGS-Sektion Wissenschafts- und Technikforschung auf dem diesjährigen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie im Juli 2023 an der Wirtschaftsuniversität Wien eine Veranstaltung zum Thema »Krise und Kritik im Social Web«. Aus dem Call for Papers:

Die Krisen unserer Zeit spiegeln sich in radikalisierter und polarisierter Form im Social Web wider. Nie zuvor waren politische Konflikte und diskursive Differenzen, soziale Ungleichheiten und globale Ungleichzeitigkeiten, divergente Wirklichkeitssichten, Dynamiken der Selbstvergewisserung und die Abgründe menschlichen Kommunikationsverhaltens sichtbarer als in den soziotechnisch strukturierten Sozialräumen, die digitale Social-Media- und Social-Networking-Plattformen im Internet aufspannen.

Anknüpfend an das Themenpapier des diesjährigen ÖGS-Kongresses fragt diese gemeinsame Sektionsveranstaltung nach dem Verhältnis von Krise und Kritik im Social Web und den empirisch beobachtbaren Konsequenzen für Politik und Öffentlichkeit: Inwiefern befördern die Strukturen des Social Webs eine fortschreitende Polarisierung und Radikalisierung der politischen Krisenkommunikation? Oder sind sie eher ein Surrogat schon zuvor angestoßener Veränderungen im öffentlichen Austausch? Verstärkt sich der Eindruck fortlaufend emergierender Krisenphänomene durch die ubiquitäre Sichtbarkeit von Kritik, Unzufriedenheit und Unvereinbarkeit im Social Web? Wie wirken technische und soziale Strukturierungsleistungen in den dort beobachtbaren Dynamiken der Polarisierung und Radikalisierung ineinander? Wie verändert sich die demokratische Erwägungskultur und Urteilsbildung durch die kontinuierliche Sichtbarkeit von Brüchen und differierenden Weltbildern im Social Web? Gerät die Kritik als Resultat substanzieller Auseinandersetzung selbst in die Krise? In welchem Verhältnis stehen die Sichtbarkeit polarisierter Kritik und Skepsis im Social Web und das Entstehen neuer radikaler Protestformen? Und: Kann die Gesellschaft unter diesen Prämissen überhaupt noch eine als gemeinsam markierte Bezugsgrundlage zur Legitimation politischer Krisenbewältigung herstellen?


Splitter: Digital Markets Act und Digital Services Act – »Die Demokratie ist zurück«?

25. April 2022

Der Digital Markets Act und der Digital Services Act der EU – und damit die ersten ernsthaften übergreifenden Regulierungsmaßnahmen gegenüber Internetplattformen in Europa – sind nun (bald) einsatzbereit und Margrethe Vestager, seit 2014 EU-Kommissarin für Wettbewerb und seit 2019 geschäftsführende Vizepräsidentin und Kommissarin für Digitales, kommentiert: »Die Demokratie ist zurück.«

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SOI Discussion Paper: Platform Architectures

21. Januar 2022

In der Reihe Stuttgarter Beiträge zur Organisations- und Innovationssoziologie ist das Diskussionspapier »Platform Architectures. The Structuration of Platform Companies on the Internet« (PDF) erschienen. Abstract:

Today’s internet is shaped largely by privately operated platforms of various kinds. This paper asks how the various commercially operated communication, market, consumption and service platforms can be grasped as a distinct organizational form of enterprise. To this end, we make a basic distinction between (1) the platform-operating companies as organizing and structuring cores whose goal is to run a profitable business, and (2) the platforms belonging to these companies as more or less extensive, rule-based and strongly technically mediated social action spaces. While platform companies are essentially organizations in an almost archetypical sense, the internet platforms they operate constitute socio-technically structured social, market, consumption or service spaces in which social actors interact on the basis of detailed and technically framed rules, albeit, at the same time, in a varied and idiosyncratic manner.

The thesis of this paper is that the coordination, control and exploitation mechanisms characteristic of the platform architectures are characterized by a strong hierarchical orientation in which elements of co-optation and the orchestrated participation of users are embedded. In this hybrid constellation, the platform companies have a high degree of structure-giving, rule-setting and controlling power—in addition to exclusive access to the raw data material generated there. While this power may manifest, at times, as rigid control, direct coercion or enforceable accountability, for the majority of rule-obeying users it unfolds nearly imperceptibly and largely silently beneath the surface of a (supposed) openness that likewise characterizes the platforms as technically mediated spaces for social and economic exchange. 

Platform Architectures

Kurz notiert: Ö1 Radiokolleg – »Politikaktionen per Touchscreen. Ist das schon Aktivismus?«

9. Dezember 2021

Im Rahmen des Ö1 Radiokollegs durfte ich einige Einschätzungen zu dem Themenblock »Politikaktionen per Touchscreen. Ist das schon Aktivismus?« (Sendungsüberblick, ab 7:50) beisteuern, der von Luna Ragheb und Hannah Horsten kuratiert worden ist. Darin geht es um Möglichkeiten und Grenzen des Online-Aktivismus anhand von Beispielen, die so vor 30 Jahren noch nicht möglich gewesen wären (u.a. TikTok gegen Donald Trump, #FreeBritney, Meme-Aktien).