Querverweis: Soziologisches Methodenwissen zwischen Rekonstruktion und Konstruktion

16. September 2016

Im Blog des Soziologie Magazins diskutieren Andreas Bischof und Vivien Sommer entlang des Lehr-Lern-Projektes »Medien und Asyl« die Arbeit von qualitativ-empirisch forschenden Soziologinnen und Soziologen, die am Rande ihrer Disziplin beschäftigt sind – etwa als Lehrende in angrenzenden Fachbereichen oder als ›Dienstleister‹ in Technik- und Entwicklungsprojekten. Die Autoren kommen dabei unter anderem zu folgendem Schluss:

»Das ist ein klarer Unterschied zur Art und Weise wie qualitative Soziologie in Deutschland gelehrt wird und sich selbst versteht. Zwar gehören Beratungsleistungen zum Markenkern der Soziologie (Schrape 2016), tätiges Eingreifen oder gar konstruktives Entwerfen und Bauen aber nicht – im Gegenteil. […] Medien- und Interaktionsdesign hat dagegen ausdrücklich zum Ziel, beobachtete Situationen zu verändern und in gewünschte zu überführen (Simon 1969: 55).

[…] Während der Gegensatz Rekonstruktion vs. Konstruktion vor allem noch ein kultureller ist – qualitatives Forschen konstituiert auch aktiv seine Gegenstände, Design rekonstruiert Zusammenhänge vor der Konstruktion ebenfalls – stößt soziologisches Methodenwissen beim Umgang mit Objekten und partizipativer Nutzer_inneneinbindung an seine Grenzen: Ist ein Designworkshop mit Geflüchteten wie eine Gruppendiskussion zu behandeln? Wie sind die dabei entstandenen (Papier-)Prototypen von Medienkonzepten zu analysieren?

[…] Vom soziologischen ›Randgebiet‹ partizipativer Erforschung und Gestaltung von Medienangeboten lässt sich dabei durchaus methodisches Wissen in das institutionell verfasste Zentrum der Soziologie zurück transportieren. […] Nicht obwohl, sondern weil unsere Forschung mit ihrem einbindenden, intervenierenden und auffordernden Charakter sich vom Lehrbuch-Vorgehen teilnehmender Forschung unterscheidet, ermöglichte sie diese kombinierte Erkenntnisform.«


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