Innovationssoziologie: Papers, Talks, Calls

9. Juni 2011

Die Stuttgarter Innovationssoziologie ist in diesem Sommer mit einer Reihe an Diskussionspapieren und Konferenzbeiträgen präsent, auf die an dieser Stelle kurz hingewiesen werden soll:

Seidenstr. 36, Stuttgart

Das Gebäude des Stuttgarter Instituts für Sozialwissenschaften — hier
in einer Aufnahme aus den 1940er Jahren (Quelle verlinkt).

Weiterlesen »


»Die Akzeptanz für E-Books im Allgemeinen ist noch sehr gering«

12. Mai 2011

Im Kontext von »Gutenberg-Galaxis Reloaded?« (vgl. auch das vorangegangene Diskussionspapier) durfte ich neulich in der DeWeZet ein paar Takte zur Durchschlagkraft von E-Books auf dem deutschen Markt zu Protokoll geben:

„Die Akzeptanz für E-Books im Allgemeinen ist noch sehr gering“, bestätigt auch Dr. Jan-Felix Schrape, Soziologe und Autor des Buches „Gutenberg-Galaxis Reloaded? […]“. Nur wenige Leser wollten bislang auf das gedruckte Buch verzichten, denn im Unterschied zum Abruf von Film- und Musikinhalten, der seit jeher den Einsatz von technischen Geräten voraussetzt, bieten digitale Bücher auf dem Publikumsmarkt bislang kaum Mehrwerte, die einen Umstieg rechtfertigen könnten, so Schrape. Im Fachbuch-Bereich sehe dies anders aus, weil dort schnelle Recherchierbarkeit und unkomplizierte Weiterverarbeitungsmöglichkeiten im Vordergrund stünden.

Im Jahr 2010 betrug der Anteil von E-Books am Gesamtumsatz des deutschen Buchhandels je nach Schätzung höchstens 0,5 Prozent [vgl. GfK], erläutert Schrape. In den USA waren es 2010 immerhin 8 Prozent [vgl. APP]. „Eines ist sicher“, sagt der Soziologe voraus, „das E-Book wird sich in Deutschland langsamer durchsetzen, als vielfach vermutet.“ […] Laut Branchenexperte Kevin Kelly könnte Amazon den Reader Kindle schon im November 2011 verschenken. Schrape ist da skeptisch: „Ich rechne nicht damit, dass Tablets oder E-Reader hierzulande in den kommenden Jahren kostenfrei angeboten werden – und wenn, dann werden das nicht die State-of-the-Art-Geräte sein, welche die Kunden wollen.“


Amazon Kindle in der BRD: Fällt jetzt die letzte Bastion analoger Trägermedien?

22. April 2011

Sowohl die Musik- als auch die Filmindustrie haben die Transition von Inhalten auf analogen Trägermedien zu digitalem Content größtenteils hinter sich. In der Buchindustrie hingegen haben sich die entsprechenden Transformationen in der Vergangenheit trotz gegenteiliger Prognosen und vielfältiger Pilotversuche deutlich langsamer vollzogen, was sich nicht nur mit technischen Schwierigkeiten, sondern auch mit sektorspezifischen Bedingungen und Konsumentenstrukturen begründen lässt (vgl. ein Discussion Paper zum Wandel des Buchhandels).

640px-from_paper_to_digital_-_and_vice_versa

In den USA allerdings mischt Amazon mit seinem intuitiv bedienbaren Technologie-Set aus einem günstigen mobilen Abrufgerät (Kindle), digitalen Inhalten (Kindle Books) und einem Online-Content-Store, auf den jederzeit und von fast überall aus zugegriffen werden kann, seit 2007 zusammen mit Apple (seit 2010 mit iBooks) den Büchermarkt auf und ist maßgeblich mitverantwortlich für den beständig steigenden Anteil von E-Books am Gesamtumsatz der amerikanischen Buchindustrie: Er betrug 2010 schon 8% (vgl. APP), während der Anteil elektronischer Bücher in der BRD im gleichen Jahr gerade einmal auf 0,5% geschätzt wurde (vgl. GfK) – obwohl sich deutsche Buchhandelsunternehmen wie Thalia, Libri oder Weltbild seit einiger Zeit nach Kräften bemühen, Amazons All-in-One-Konzept zu kopieren (z.B. mit dem Oyo).

Das unerreichte Original ist nun, nach langer und gründlicher Vorbereitung, seit gestern ganz offiziell auch in Deutschland zu haben und bietet das bislang umfassendste Gesamtpaket in Sachen E-Books auf dem deutschen Markt:

  • Der deutsche Kindle-Shop hält über 600.000 Titel bereit, darunter auch 70 Titel der aktuellen Spiegel-Bestseller-Top-100 und viele kostenlose Klassiker;
  • Tageszeitungen wie die FAZ und Die Zeit können via Kindle abonniert werden, der für 139 Euro (Wifi) bzw. 189 Euro (3G) erhältlich ist;
  • Der Zugriff auf den Kindle-Store und der Download von Kindle-Angeboten ist auch via Mobilfunk kostenfrei;
  • Für das iPad, Android-Devices und den heimischen PC werden ebenfalls Lese-Apps für Kindle-Inhalte angeboten;
  • Via Kindle Direct Publishing können Verleger und Autoren ihre Bücher unkompliziert im Kindle-Store publizieren und verkaufen.

Salopp lässt sich formulieren: Amazon hat lange gewartet, schlägt jetzt aber mit voller Breitseite in den deutschen Buchmarkt ein – und die Branche diskutiert eifrig, wie z.B. die Kommentare zu den Kindle-Launch-News auf boersenblatt.de zeigen: »[…] klar ist: Die Zeit des Trödelns, Ausprobierens, Lavierens ist vorbei«; »[…] vielleicht der große Angriff auf das Print-Sortiment«; oder: »Hier wird sich die Geschichte von iTunes wiederholen, mit allen Vor- und Nachteilen«.

Ob derartige Vorhersagen eintreffen, wird freilich auch davon abhängen, inwieweit sich die Nutzer auf die neuen technologischen Möglichkeiten einlassen (vgl. GGR).

Weiterlesen »


E-Books VI: Eine aktuelle Studie

14. März 2011

Heute ist eine aktuelle Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der GfK Panel Services erschienen, welche die Effekte von E-Books und E-Readern auf den deutschen Buchmarkt beobachtet und sich gut in die Langfristbeobachtungen und die daraus abgeleiteten Szenarien einordnen lässt, welche in »Gutenberg-Galaxis Reloaded?« bzw. im zugrundeliegenden Discussion-Paper angestellt wurden.

Umbruch

Unter anderem beleuchtet die Untersuchung, deren Kernergebnisse sich auf den Seiten des Börsenvereins abrufen lassen, folgende Punkte:

  • Die Vorlieben der Buchkäufer in der BRD: Nur wenige Konsumenten wollen auf das gedruckte Buch und das damit verbundene Leseerlebnis verzichten.
  • Die wahrgenommenen Vorteile von E-Books: Digitale Bücher werden als umweltfreundlicher empfunden und könnten nach Verbrauchermeinung vor allen Dingen günstiger als gedruckte Bücher angeboten werden (was aber derzeit nur bedingt der Fall ist). Weiterlesen »

Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices

6. Februar 2011

Das Discussion-Paper »Der Wandel des Buchhandels durch Digitalisierung und Internet« ist nun in erweiterter und überarbeiteter Form auch als Hardcover beim Fachverlag Werner Hülsbusch (vwh) erschienen:

»Gutenberg-Galaxis Reloaded? Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices« (Februar 2011).

Das Internet und die Digitalisierung stellen den deutschen Buchsektor seit den 1990er Jahren vor große Herausforderungen. Dabei lassen sich mit dem Online-Buchhandel, digitalen Zusatzprodukten (Hörbücher, Books-on-Demand, Fachliteratur im PDF-Format) und dem Auftreten marktfähiger Technologie-Sets zur Substitution des gedruckten Buches (E-Books, E-Reader bzw. Tablets und Content Stores) drei Wirkungsbereiche der neuen Technologien unterscheiden.

Das Buch braucht den klassischen Buchhandel nicht mehr zwangsläufig, um seine Leser zu erreichen, Inhalte müssen nicht mehr unbedingt auf physischen Medien erworben werden und Kopierschutzverfahren werden nun auch für die Buchindustrie relevant. Der Band bietet anhand von aggregierten Marktdaten ein konzentrierten Überblick zu den bisherigen Verschiebungen und entwickelt auf dieser Grundlage erste Szenarien zur Zukunft des deutschen Buchmarktes.

Gutenberg-Galaxis Reloaded?