20. März 2013
Vieles hat sich in den letzten 30 Jahren in Rocky Beach, dem fiktiven Handlungsort der Hörspielserie »Die drei ???«, nicht verändert: Die Protagonisten sind kaum gealtert, der Gebrauchtwarenhandel floriert nach wie vor und der Kleinganove Skinny Norris ist noch immer auf der Jagd nach dem schnellen Geld. Mediale Neuerungen haben allerdings durchaus Eingang in die Welt der drei Detektive gefunden, die inzwischen auch per Tastatur und Handy ermitteln. Interessant erscheint dabei vor allen Dingen der Einführungszeitpunkt, denn einerseits lebt die Serie von der Beständigkeit ihres Settings; andererseits aber gehen die »drei ???« seit jeher kreativ mit den gegebenen kommunikationstechnischen Möglichkeiten um.

Als das Label Europa 1979 die ersten Folgen der Hörspielserie Die drei ??? auf den Markt brachte, rechnete vermutlich niemand damit, dass die Kriminalgeschichten um das Jugenddetektiv-Trio Justus, Peter und Bob aus dem fiktiven kalifornischen Küstenstädtchen Rocky Beach in den nachkommenden Jahrzehnten zu einer der erfolgreichsten Serien ihrer Art avancieren sollten und mittlerweile von einigen Folgen über 100.000 Einheiten abgesetzt werden. Medienwissenschaftlich interessant wird die Serie dabei nicht nur aufgrund der engen Verzahnung ihrer Erfolgsgeschichte mit der Etablierung leicht zu bedienender Kassettenrecorder in den 1980er Jahren und der breiten Altersstreuung ihrer heutigen Hörerschaft, sondern auch mit Blick auf die Reflexion medialer Neuerungen in den bislang 160 Episoden. […]
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13. März 2013
Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie ich als Grundschüler Bauklötze gestaunt habe, als ein Nachbarn Ende der 1980er Jahre mit einem C-Netz-Funktelefon auf dem Hof vor unserem Mehrfamilienhaus auftauchte: Für mehrere tausend Mark hatte er ein Siemens C2 Portable erstanden und schleppte nun den rund 6 Kilogramm schweren, mit allerlei Technik und Akkumulator ausgestatteten Koffer mit sich herum (vgl. zur Geschichte des Mobilfunks in der BRD: »20 Jahre ›Handy‹«).
In den nachkommenden 25 Jahren ist das Handy indes zu einem Alltagsgegenstand geworden und mittlerweile operieren in Deutschland deutlich mehr Mobiltelefone als es Einwohner gibt (vgl. die Grafik auf Basis der Daten der Bundesnetzagentur).

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1. März 2013
Das Leistungsschutzrecht hat (auch wenn es den Bundesrat in der gegenwärtigen Form wohl kaum passieren wird) seinen langjährigen Vaporware-Status verlassen – der Bundestag stimmte heute morgen dem entsprechenden Gesetzesentwurf mit 293 zu 243 Stimmen trotz zahlreicher Gegenargumente zu (vgl. z.B. die Stellungnahme des Max-Planck-Instituts für Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht). Ein (jüngst erneut modifizierter) Passus der bereits 2009 angekündigten Regelung (PDF, 27.02.2013) macht viele Blogger ob seiner offensichtlichen Unschärfe indes leicht nervös:
»Der Hersteller eines Presseerzeugnisses (Presseverleger) hat das ausschließliche Recht, das Presseerzeugnis oder Teile hiervon zu gewerblichen Zwecken öffentlich zugänglich zu machen, es sei denn, es handelt sich um einzelne Wörter oder kleinste Textausschnitte.« (§ 87f 1 1)
Robert Basic leitet aus der Kommentierung des Entwurfs jedoch m.E. zurecht ab, dass die Hauptadressaten Suchmaschinen, News-Aggregatoren sowie News-Apps sind und Blogger von dieser Regelung gar nicht betroffen sein sollten.
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27. Februar 2013
Der Digital Music Report 2013 der International Federation of the Phonographic Industry sieht ein wenig aus wie eine farbenfrohe Bravo für Freizeitstatistiker und gibt sich jede Mühe, in das Jahr 2012 eine Trendwende für die Musikindustrie hineinzulesen:
»Global recorded music industry revenues rose by an estimated 0.3 percent to US$16.5 billion in 2012, the first year of industry growth since 1999. Digital revenues saw accelerating growth for the second year running, up 9 percent, with most major digital revenue streams — downloads, subscription and advertising-supported — on the rise.«
In der Langfristbetrachtung sieht das erstmal nicht ganz so beeindruckend aus (vgl. nachkommende Abbildung), nichtsdestoweniger schöpft die Musikindustrie mit Blick auf das noch immer weit verbreitete Filesharing (früher: home taping) neuen Kampfesmut: »Pirate services are clunky and old-fashioned compared to the legal services available. […] The pirate option just cannot offer that complete consumer experience.« Rob Wells, Universal Music Group (S. 16)

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10. Februar 2013
Auf der Grundlage einer repräsentativen Umfrage unter 10.000 Personen hatte Media Control im September errechnet, dass in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 ähnlich viele E-Books heruntergeladen wurden wie im gesamten Jahr 2011 (4,59 Mio kostenpflichtige und 3,24 Mio kostenlose E-Books); nicht abgedeckt durch diese Werte sind naturgemäß illegale Downloads. Der E-Book-Anteil am deutschen Gesamtbuchmarkt für das erste Halbjahr 2012 lag diesen Zahlen zufolge bei 2 Prozent (2011 gesamt: ca. 1 Prozent; 2011 1. HJ.: ca. 0,7 Prozent; 2010: ca. 0,5 Prozent).
Mittlerweile liegen die auf derselben Grundlage erhobenen Marktkennzahlen für das gesamte Jahr 2012 vor und bestätigen die früheren Prognosen: »2012 [wurden] hierzulande rund 12,3 Millionen E-Books kostenpflichtig heruntergeladen. Damit lag der Absatz zweieinhalb Mal so hoch wie 2011, als 4,9 Millionen E-Book-Käufe verzeichnet wurden. […] Auch im gesamten Buchmarkt nehmen E-Books eine immer größere Rolle ein: Sie verdoppelten ihren Umsatzanteil binnen eines Jahres von ein auf zwei Prozent.« Die Daten liegen folglich relativ passgenau in der Erwartungsschneise, die eine vielrezipierte Prognose des Consulting-Unternehmens Kirchner+Robrecht aus dem Jahr 2009 geschlagen hat (ähnlich PWC 2010).
Anteil E-Books am Gesamtbuchmarkt BRD (in Prozent)

Quellen: Media Control 2012, GfK 2012, Börsenverein 2012, K+R 2009
Insofern lässt sich der bisherige Wandel des deutschen Buchhandels bislang durchaus als eine Phase zwischen Kontinuität und Bruch beschreiben (vgl. »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien«, S. 121–144):
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22. Januar 2013
Mit Blog-Charts ist das so eine Sache, deshalb sind auch die Ergebnisse der Virato-Blog-Charts 2012 (Mai-Dezember) mit Vorsicht zu genießen. Dennoch aber können sie als ein Gradmesser unter vielen herangezogen werden – zumal die Unterscheidung zwischen ›Total SM‹ (höchste Social-Media-Reichweite insgesamt) und ›Social Media Quotient‹ (höchste Social-Media-Reichweite pro Artikel) vielversprechend erscheint:
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12. Januar 2013
Der Schriftsteller, Verleger und Büchersammler Louis-Octave Uzanne (1851–1931) veröffentlichte 1894 im Scribner’s Magazine das Protokoll einer »after-supper prophecy«, in der er (wohl als einer der ersten Kommentatoren) das nahe Ende des gedruckten Buches postulierte und fast schon nebenbei die Erfindung des Walkmans und das Aufkommen von Audio- und Bewegtbild-Nachrichten sowie Home-Movies vorhersagte (»The End of Books« von Octave Uzanne, mit Illustrationen von Albert Robida, Scribner’s Magazine 16 (1894), S. 221–231).
Andererseits gingen seine Ausführungen in vielerlei Hinsicht aber auch an den konkreten technischen Ausformungen und Nutzungsweisen vorbei – und Uzanne konnte sich augenscheinlich kaum vorstellen, dass gedruckte Bücher und Bild- bzw. Tonmedien gleichzeitig, nebeneinander und komplementär bestehen können (wie es im 20. Jahrhundert der Fall war):
»[…] the elevator has done away with the toilsome climbing of stairs; phonography will probably be the destruction of printing. Our eyes are made to see and reflect the beauties of nature, and not to wear themselves out in the reading of texts […].
There will be registering cylinders as light as celluloid penholders, capable of containing five or six hundred words and working upon very tenuous axles, and occupying not more than five square inches all the vibrations of the voice will be reproduced in them […]. As to the electricity, that will often be found in the individual himself. Each will work his pocket apparatus by a fluent current ingeniously set in action; the whole system may be kept in a simple opera-glass case, and suspended by a strap from the shoulder. […]

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