27. Februar 2013
Der Digital Music Report 2013 der International Federation of the Phonographic Industry sieht ein wenig aus wie eine farbenfrohe Bravo für Freizeitstatistiker und gibt sich jede Mühe, in das Jahr 2012 eine Trendwende für die Musikindustrie hineinzulesen:
»Global recorded music industry revenues rose by an estimated 0.3 percent to US$16.5 billion in 2012, the first year of industry growth since 1999. Digital revenues saw accelerating growth for the second year running, up 9 percent, with most major digital revenue streams — downloads, subscription and advertising-supported — on the rise.«
In der Langfristbetrachtung sieht das erstmal nicht ganz so beeindruckend aus (vgl. nachkommende Abbildung), nichtsdestoweniger schöpft die Musikindustrie mit Blick auf das noch immer weit verbreitete Filesharing (früher: home taping) neuen Kampfesmut: »Pirate services are clunky and old-fashioned compared to the legal services available. […] The pirate option just cannot offer that complete consumer experience.« Rob Wells, Universal Music Group (S. 16)

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10. Februar 2013
Auf der Grundlage einer repräsentativen Umfrage unter 10.000 Personen hatte Media Control im September errechnet, dass in Deutschland in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 ähnlich viele E-Books heruntergeladen wurden wie im gesamten Jahr 2011 (4,59 Mio kostenpflichtige und 3,24 Mio kostenlose E-Books); nicht abgedeckt durch diese Werte sind naturgemäß illegale Downloads. Der E-Book-Anteil am deutschen Gesamtbuchmarkt für das erste Halbjahr 2012 lag diesen Zahlen zufolge bei 2 Prozent (2011 gesamt: ca. 1 Prozent; 2011 1. HJ.: ca. 0,7 Prozent; 2010: ca. 0,5 Prozent).
Mittlerweile liegen die auf derselben Grundlage erhobenen Marktkennzahlen für das gesamte Jahr 2012 vor und bestätigen die früheren Prognosen: »2012 [wurden] hierzulande rund 12,3 Millionen E-Books kostenpflichtig heruntergeladen. Damit lag der Absatz zweieinhalb Mal so hoch wie 2011, als 4,9 Millionen E-Book-Käufe verzeichnet wurden. […] Auch im gesamten Buchmarkt nehmen E-Books eine immer größere Rolle ein: Sie verdoppelten ihren Umsatzanteil binnen eines Jahres von ein auf zwei Prozent.« Die Daten liegen folglich relativ passgenau in der Erwartungsschneise, die eine vielrezipierte Prognose des Consulting-Unternehmens Kirchner+Robrecht aus dem Jahr 2009 geschlagen hat (ähnlich PWC 2010).
Anteil E-Books am Gesamtbuchmarkt BRD (in Prozent)

Quellen: Media Control 2012, GfK 2012, Börsenverein 2012, K+R 2009
Insofern lässt sich der bisherige Wandel des deutschen Buchhandels bislang durchaus als eine Phase zwischen Kontinuität und Bruch beschreiben (vgl. »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien«, S. 121–144):
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22. Januar 2013
Mit Blog-Charts ist das so eine Sache, deshalb sind auch die Ergebnisse der Virato-Blog-Charts 2012 (Mai-Dezember) mit Vorsicht zu genießen. Dennoch aber können sie als ein Gradmesser unter vielen herangezogen werden – zumal die Unterscheidung zwischen ›Total SM‹ (höchste Social-Media-Reichweite insgesamt) und ›Social Media Quotient‹ (höchste Social-Media-Reichweite pro Artikel) vielversprechend erscheint:
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12. Januar 2013
Der Schriftsteller, Verleger und Büchersammler Louis-Octave Uzanne (1851–1931) veröffentlichte 1894 im Scribner’s Magazine das Protokoll einer »after-supper prophecy«, in der er (wohl als einer der ersten Kommentatoren) das nahe Ende des gedruckten Buches postulierte und fast schon nebenbei die Erfindung des Walkmans und das Aufkommen von Audio- und Bewegtbild-Nachrichten sowie Home-Movies vorhersagte (»The End of Books« von Octave Uzanne, mit Illustrationen von Albert Robida, Scribner’s Magazine 16 (1894), S. 221–231).
Andererseits gingen seine Ausführungen in vielerlei Hinsicht aber auch an den konkreten technischen Ausformungen und Nutzungsweisen vorbei – und Uzanne konnte sich augenscheinlich kaum vorstellen, dass gedruckte Bücher und Bild- bzw. Tonmedien gleichzeitig, nebeneinander und komplementär bestehen können (wie es im 20. Jahrhundert der Fall war):
»[…] the elevator has done away with the toilsome climbing of stairs; phonography will probably be the destruction of printing. Our eyes are made to see and reflect the beauties of nature, and not to wear themselves out in the reading of texts […].
There will be registering cylinders as light as celluloid penholders, capable of containing five or six hundred words and working upon very tenuous axles, and occupying not more than five square inches all the vibrations of the voice will be reproduced in them […]. As to the electricity, that will often be found in the individual himself. Each will work his pocket apparatus by a fluent current ingeniously set in action; the whole system may be kept in a simple opera-glass case, and suspended by a strap from the shoulder. […]

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9. Januar 2013
In der Internet-Wochenzeitung Kontext (Samstags als Beilage der Westausgabe der taz) prognostizierte Thomas Rothschild vor einigen Tagen unter dem Titel »Das Ende der Zeitung« wieder mal den schleichenden Tod des professionellen Journalismus:
»Die unbequeme Wahrheit, die niemand hören will, lautet: Der Journalismus als ein bezahlter Beruf wird mit großer Wahrscheinlichkeit aussterben. […] Blogs beweisen ja, dass es Laien gibt, die nicht schlechter schreiben als professionelle Kritiker, zumal eine Entprofessionalisierung unter den bestallten Journalisten längst stattgefunden hat.
[…] Wie Heimwerker mithilfe der Baumärkte die professionellen Handwerker von einst, so werden Amateurschreiber Journalisten ersetzen, die ja schon bisher nur in Ausnahmefällen eine einschlägige Ausbildung hatten. […] Den Journalismus als Beruf hat es nicht immer schon gegeben, und auch andere Berufe sind verschwunden: die Weber, die Heizer, die Küfer, die Setzer, die Henker zum Beispiel. Den Schaffner in der Straßenbahn ersetzt ein Automat ebenso wie den Kaffeesieder im Kaffeehaus […].
[…] Warum sollten ausgerechnet Zeitungen und Journalisten überleben? Weil wir es uns wünschen? Das Wünschen hat schon lange nicht mehr geholfen. Vielleicht früher einmal, als es noch keine Zeitung gab.«

Damit recycelt der Autor eine These, die seit Aufkommen des Internet in aller Regelmäßigkeit vertreten wird (vgl. kritisch schon: Telepolis 2001), aber auch gemessen an den Kommentaren zum Artikel wohl doch langsam an Überzeugungskraft verliert und differenzierteren Sichtweisen weicht. Dazu ein kleiner Ausschnitt aus »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien« (Berlin: 2013, S. 23ff.):
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5. Januar 2013
Im Herbst 2012 veranstaltete das Karlsruher Institut für Technologie unter der Leitung von Andreas Böhn und Andreas Metzner-Szigeth einen interdisziplinären Workshop zum Thema »Wissenschaftskommunikation, Utopien und Technikzukünfte«:
Mit einer großen Bandbreite an Vorträgen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Technikgeschichte, Literatur- und Medienwissenschaften, Maschinenbau und Robotik soll ein Forum geschaffen werden, um verschiedene Diskurse über Wissenschaft und Technik (von professioneller Wissenschafts-kommunikation über ›Technikermöglichungsdiskurse‹ bis hin zu fiktionalen Entwürfen) in aktueller und historischer Perspektive zu diskutieren.
Nun liegen die Videodokumente zu den meisten Vorträgen der facettenreichen Veranstaltung vor (Dauer jeweils rund 20 Min.):
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13. Dezember 2012
Für die 14- bis 50-Jährigen lässt sich in Deutschland mittlerweile fast eine Internet-Volldurchdringung diagnostizieren (vgl. z.B. ARD/ZDF-Onlinestudie 2012) und entsprechend wird der Onlinesphäre hierzulande zurecht ein stetig wachsender Einfluss in allen Lebensbereichen zugesprochen.
Mit Blick auf die Internet World Stats – einer Website, die Bevölkerungsstatistiken mit Zahlen zur Internet-Nutzung in den unterschiedlichen Ländern von Nielsen Online, der International Telecommunications Union, der GfK und anderen Quellen kombiniert – zeigt sich mithin rasch, dass sich die Omnipräsenz des Netzes auch noch 2012 allenfalls auf die Industrieländer beschränkt: Die Internet-Durchdringung der Weltbevölkerung liegt derzeit bei 34,3 Prozent (Stand: Mitte 2012), der Kontinent Afrika markiert mit 15,6 Prozent das Schlusslicht.

Die beispielhafte Gegenüberstellung der Werte in den einzelnen europäischen und afrikanischen Ländern zeigt überdies, dass die Online-Durchdringung ebenso in den einzelnen Weltregionen sehr stark variiert (größer durch Klick!):
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