2. Februar 2013
Seit letzter Woche steht die Studie »Internet-Tsunamis – Politische Massen im digitalen Zeitalter« zur freien Verwendung im Netz. Sie ist das Ergebnis eines interdisziplinären Forschungsprojekts der xailabs GmbH und der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und will beleuchten, wie sogenannte »Internet-Tsunamis« entstehen (vgl. S. 18):
»Ein Internet-Tsunami ist die themenbezogene Artikulation bestimmter politischer Meinungen bzw. Positionen von einer großen Anzahl an Menschen in einem sehr kurzen Zeitraum. Meinungsimpulswellen werden dabei durch einzelne Personen, Gruppen oder Mikronetzwerke erzeugt, stoßen im Internet auf verstärkende bzw. multiplizierende Resonanz und erzeugen Informationskaskaden. Diese werden durch die Leitmedien weiter verstärkt und münden in der Bildung politischer Massen in der Offline-Sphäre.«

Die Studie bietet interessante Fallstudien (u.a. GuttenPlag, ACTA, Occupy) sowie Auswertungen aus Interviews mit 50 Personen aus den Bereichen Medien, Wissenschaft, Wirtschaft bzw. Politik (darunter auch drei Aktivisten) und ist in ihren (leider z.T. recht unscharfen) sozialwissenschaftlichen Betrachtungen mitunter auch anschlussfähig an meine Thesen zum Verhältnis von Social Media und Massenmedien (dazu aktuell: »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien«).
Allerdings bringt das buzzword »Internet-Tsunami« so einige analytische Tücken mit sich, wie sie Till Westermeyer in seinem Blog auflistet:
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30. Januar 2013
Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker der TU-Darmstadt untersuchen seit Januar 2012 die Social-Media-Empfehlungen auf Facekook, Twitter und Google+ pro Artikel für die 15 führenden publizistischen Media-Websites in Deutschland:
»Overall we collected information on over 592k articles in 2012. The articles on the TOP15 media in Germany generated 5 Mio Tweets, 21.3 Mio Likes and 407k PlusOnes in 2012. Overall we gathered over 26.7 Million recommendations. The main fraction was generated by Facebook (79.8%), followed by Twitter (18.7%) and Google+ (1.5%).«
Mehr als 50 Prozent aller Artikel auf den Top-15-Media-Websites erhalten dabei mindestens einen Facebook-Like oder zumindest einmal einen Verweis auf Twitter. Die Artikeln, die mindestens einmal weiterempfohlen wurden, erhielten im Schnitt 35,5 Likes auf Facebook, 8 Twitter-Verweise und 0,7 +1-Clicks auf Google+. Mit Blick auf das Ranking der deutschsprachigen Media-Websites mit den meist empfohlenen Artikeln im Social Web bestätigt die Darmstädter-Studie für 2012 die durch die Hyperland-Charts 2011 herausgestellte dominierende Position von spiegel.de bzw. bild.de:
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22. Januar 2013
Mit Blog-Charts ist das so eine Sache, deshalb sind auch die Ergebnisse der Virato-Blog-Charts 2012 (Mai-Dezember) mit Vorsicht zu genießen. Dennoch aber können sie als ein Gradmesser unter vielen herangezogen werden – zumal die Unterscheidung zwischen ›Total SM‹ (höchste Social-Media-Reichweite insgesamt) und ›Social Media Quotient‹ (höchste Social-Media-Reichweite pro Artikel) vielversprechend erscheint:
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21. Januar 2013
Die BitTorrent-Filesharing-Website The Pirate Bay (* 2004) ist seit Jahren einer der größten und konstantesten Umschlagpunkte für Raubkopien (Musik, Filme, Spiele, Software, E-Books) — und 2013 wird nun auch ein durch Crowdfunding finanzierter Doku-Film auf die Leinwände bzw. Schirme kommen, der sich mit der Geschichte der Plattform beschäftigt (siehe Trailer am Ende des Posts). Nachfolgend ein bündiger Überblick zu einigen online verfügbaren Studien zu The Pirate Bay:

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12. Januar 2013
Der Schriftsteller, Verleger und Büchersammler Louis-Octave Uzanne (1851–1931) veröffentlichte 1894 im Scribner’s Magazine das Protokoll einer »after-supper prophecy«, in der er (wohl als einer der ersten Kommentatoren) das nahe Ende des gedruckten Buches postulierte und fast schon nebenbei die Erfindung des Walkmans und das Aufkommen von Audio- und Bewegtbild-Nachrichten sowie Home-Movies vorhersagte (»The End of Books« von Octave Uzanne, mit Illustrationen von Albert Robida, Scribner’s Magazine 16 (1894), S. 221–231).
Andererseits gingen seine Ausführungen in vielerlei Hinsicht aber auch an den konkreten technischen Ausformungen und Nutzungsweisen vorbei – und Uzanne konnte sich augenscheinlich kaum vorstellen, dass gedruckte Bücher und Bild- bzw. Tonmedien gleichzeitig, nebeneinander und komplementär bestehen können (wie es im 20. Jahrhundert der Fall war):
»[…] the elevator has done away with the toilsome climbing of stairs; phonography will probably be the destruction of printing. Our eyes are made to see and reflect the beauties of nature, and not to wear themselves out in the reading of texts […].
There will be registering cylinders as light as celluloid penholders, capable of containing five or six hundred words and working upon very tenuous axles, and occupying not more than five square inches all the vibrations of the voice will be reproduced in them […]. As to the electricity, that will often be found in the individual himself. Each will work his pocket apparatus by a fluent current ingeniously set in action; the whole system may be kept in a simple opera-glass case, and suspended by a strap from the shoulder. […]

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9. Januar 2013
In der Internet-Wochenzeitung Kontext (Samstags als Beilage der Westausgabe der taz) prognostizierte Thomas Rothschild vor einigen Tagen unter dem Titel »Das Ende der Zeitung« wieder mal den schleichenden Tod des professionellen Journalismus:
»Die unbequeme Wahrheit, die niemand hören will, lautet: Der Journalismus als ein bezahlter Beruf wird mit großer Wahrscheinlichkeit aussterben. […] Blogs beweisen ja, dass es Laien gibt, die nicht schlechter schreiben als professionelle Kritiker, zumal eine Entprofessionalisierung unter den bestallten Journalisten längst stattgefunden hat.
[…] Wie Heimwerker mithilfe der Baumärkte die professionellen Handwerker von einst, so werden Amateurschreiber Journalisten ersetzen, die ja schon bisher nur in Ausnahmefällen eine einschlägige Ausbildung hatten. […] Den Journalismus als Beruf hat es nicht immer schon gegeben, und auch andere Berufe sind verschwunden: die Weber, die Heizer, die Küfer, die Setzer, die Henker zum Beispiel. Den Schaffner in der Straßenbahn ersetzt ein Automat ebenso wie den Kaffeesieder im Kaffeehaus […].
[…] Warum sollten ausgerechnet Zeitungen und Journalisten überleben? Weil wir es uns wünschen? Das Wünschen hat schon lange nicht mehr geholfen. Vielleicht früher einmal, als es noch keine Zeitung gab.«

Damit recycelt der Autor eine These, die seit Aufkommen des Internet in aller Regelmäßigkeit vertreten wird (vgl. kritisch schon: Telepolis 2001), aber auch gemessen an den Kommentaren zum Artikel wohl doch langsam an Überzeugungskraft verliert und differenzierteren Sichtweisen weicht. Dazu ein kleiner Ausschnitt aus »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien« (Berlin: 2013, S. 23ff.):
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6. Januar 2013
Der Begriff Mesomedien, der Ende der 1990er Jahre u.a. durch Lars B. Karle geprägt wurde, konnte sich im deutschsprachigen Diskurs um die Onlinetechnologien nie breitenwirksam durchsetzen – und das ist eigentlich schade, denn er könnte durchaus auch heute noch zu einer klareren Sicht auf die Medienlandschaft beitragen. In einem neun Jahre alten Sammelband (»E-Merging Media«, Springer 2004) – also noch vor Aufkommen des Schlagwortes »Web 2.0« – wurden Mesomedien wie folgt gefasst:
»Meso-Medien, die sich an kleine Zielgruppen von einhundert bis einhunderttausend Teilnehmern wenden, […] werden durch das Internet erstmals auf eine ökonomisch tragfähige Basis gestellt. Die Verringerung der Anschaffungskosten für digitale [..] Bearbeitungsausrüstung erlaubt geneigten Amateuren zudem nahezu professionelle Arbeitsbedingungen.
[…] sie ermöglichen neue Formen der Überlagerung bestehender und sich entwickelnder Kommunikationskanäle […]. […] die Integration bestimmter Mesomedien-Elemente in bestehende Medienangebote [bietet] neue Möglichkeiten auch für traditionelle Medienanbieter.«
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