Kurz notiert: Medien, Internet, Öffentlichkeit @ DGS-Kongress 2014

1. Oktober 2014

Die Liste der Plenar-, Sektions-, Ad-Hoc- und Sonderveranstaltungen im Rahmen des 37. DGS-Kongresses in Trier (»Routinen der Krise – Krise der Routinen«) ist lang und deckt mehr oder minder das gesamte Spektrum der soziologischen Forschung ab, wobei die Beobachtungsfelder »Internet«, »Medien« und »Öffentlichkeit« dieses Mal nicht unbedingt im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Nichtsdestoweniger finden sich im Kongressprogramm einige interessante Sessions zu diesen Themen:
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Niklas Luhmann über Technik und Gesellschaft

13. August 2014

»Inzwischen hat sich die Gesellschaft an Technik gewöhnt« – so formuliert es Niklas Luhmann aus evolutionstheoretischer Perspektive im dritten Kapitel seines Buches Die Gesellschaft der Gesellschaft (GdG, 1997). Viele technische Errungenschaften der Moderne erscheinen uns selbstverständlich oder werden uns erst bewusst, wenn sie einmal nicht funktionieren, z.B. falls die Wasserversorgung unterbrochen wird, es zu einem Stromausfall kommt oder die Onlineverbindung instabil wird:

»[…] die Abhängigkeit von funktionierender Technik hat zugenommen mit der Folge, daß ein Zusammenbruch der Technik […] auch zu einem Zusammenbruch der uns vertrauten Gesellschaft führen würde. […] in allen gegenwärtigen Operationen muß die gesellschaftliche Kommunikation Technik voraussetzen und sich auf Technik verlassen können, weil in den Problemhorizonten der Operationen andere Möglichkeiten nicht mehr zur Verfügung sind. Und der Zeitbedarf der Ablösung von Technik […] wäre derart groß und die sachlichen Konsequenzen wären derart gravierend […], daß eine Umstellung […] praktisch ausgeschlossen ist.« (GdG, Kap. 3, IX)

techniknatur

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Medien in den 1950er Jahren – Teil III: »Vom Fernsehbildschirm führt der Weg ins Bett«

1. Mai 2014

Bereits Anfang der 1950er Jahre wurde in der BRD ein allgemeiner Diskurs zu den soziokulturellen Effekten des Fernsehens losgetreten: So befürchtete etwa das Magazin Kirche und Rundfunk 1949, dass sich die Menschen durch das Fernsehen »von Geistesmenschen zu Augenmenschen zurückentwickelten«, und auch Adolf Grimme, damals Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks, stand der Television 1953 zumindest ambivalent gegenüber: Seiner Ansicht nach sollte dem neuen Medium nur dann eine längerfristige Bedeutung zukommen, falls »der Mensch auf dem Umweg über das Sehen in die Ferne wieder zu sich selbst kommt«:

»Denn durch die Zauberschale wird die Ferne zur Nähe werden, und der Raum zwischen den Ländern wird aufgehoben sein. Das Schicksal der Anderen wird künftig mitten in unserer eigenen Stube stehen, und das Fernsehen kann so aus dem Entfernten unseren Nächsten machen.«

Und auch der Spiegel hob 1953 anlässlich der Krönung von Elisabeth II. zum einen die egalisierende Kraft der neuen »Zauberschale« hervor: »Während früher nur 7000 auserlesene Repräsentanten die Krönung zu sehen bekamen, erlebten diesmal mehr als 20 Millionen Europäer die Zeremonie wie von einem Platz in der Poszeniumsloge.«

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Heute ist die Zukunft von gestern XVI: Apple Knowledge Navigator (1987)

27. April 2014

Ende der 1980er Jahre publizierte Apple einige visionäre Videos, in denen viele Bestandteile der uns heute so selbstverständlich erscheinenden Informations- und Kommunikationslandschaft vorweggenommen wurden. 1987 etwa stellte das Unternehmen mit dem »Knowledge Navigator« das Konzept eines vernetzten Tablet-Computers mit Sprach-Assistent vor, der stark an das iPad erinnert. Das Video zeigt einen Professor im Jahr 2009, der via Tablet Termine ordnet, mit einer Kollegin kommuniziert, Visualisierungen erarbeitet und sich mit seiner Mutter herumschlägt.

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Betreff: Web und Öffentlichkeit

22. Februar 2014

Gunnar Sohn hat in vor einigen Tagen eine Kolumne veröffentlicht, in der viele der Erwartungen aufgegriffen werden, die seit den 1990er Jahren ohnehin immer wieder in der Diskussion um den onlineinduzierten Wandel der Öffentlichkeit kursieren:

»Bundeskanzlerin Angela Merkel ahnte schon vor gut drei Jahren, dass sich die Theorie der öffentlichen Meinung wandelt und die alten Eliten in Politik, Wirtschaft und Verlagswesen ihre Deutungsmacht im massenmedialen Zirkus verlieren: […] ›Es gibt nicht mehr nur eine Öffentlichkeit, sondern viele Öffentlichkeiten, die ganz verschieden angesprochen werden müssen.‹ […] Soziale Netzwerke stehen vor allem für eine fundamentale Veränderung der öffentlichen Sphäre. Öffentliche und individuelle Kommunikation verschwimmen. […] Einwegkommunikation und ignorante Taktstock-Akteure verlieren dabei an Bedeutung – was einige Journalisten immer noch nicht kapiert haben […]. Die liebwertesten Elite-Gichtlinge der Republik müssen halt etwas bescheidener auftreten […].«

Zweifelsohne hat das Web einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Öffentlichkeitsstrukturen – auch weil es als Universalmedium die technischen Grenzen zwischen den unterschiedlichen Medienformen auflöst. Gleichwohl finden sich in dem kurzen Artikel eine Reihe gerne kolportierter Mythen, die den Blick auf die tatsächlich gegebenen vielschichtigeren Wandlungsprozesse verstellen.
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Nutzung tagesaktueller Medien nach Altersgruppen 2005–2013

9. Januar 2014

Die tägliche Mediennutzungsdauer steigt hierzulande seit Jahrzehnten beständig an (siehe: Mediennutzung: Tendenz steigend…). In den Medienpräferenzen gibt es freilich signifikante Unterschiede zwischen den Altersgruppen, wie die nachfolgende Grafik und eine Tabelle zu den diesbezüglichen Verschiebungen seit 2005 zeigt.

Mediennutzung 2013

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Heute ist die Zukunft von gestern XV: Der Honeywell Kitchen Computer (1969)

18. Dezember 2013

Spätestens mit Tablet-PCs hat der computervermittelte Rezeptabruf Einzug in die Küchen dieser Republik gehalten. Der erste Schritt in diese Richtung erfolgte freilich bereits 1969 mit der Einführung des Honeywell Kitchen Computers (Kostenpunkt: ca. 10.000 US-Dollar; Gewicht: über 45 Kg).

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