Kurze Geschichte des Urheberrechts

20. Februar 2012

Das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) treibt die ›digital natives‹ auf die Straße – und das aus Sicht vieler Netzbewohner vollkommen zu Recht, denn es folgt den Prinzipien des klassischen Urheberrechts und verträgt sich schon deshalb kaum mit den seit den 1990er Jahren im Online-Nexus dominanten Nutzungspraxen (bzw. teilweise auch nicht mit der Grundidee des World Wide Web). Und vermutlich lehnt sich keiner der derzeit zahlreichen Kommentatoren zu weit aus dem Fenster, die wortreich unterstreichen, dass die gegenwärtigen rechtlichen Rahmensetzungen die (im Vergleich zur Offline-Welt) erheblich effizienteren Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten im Netz nicht angemessen reflektieren.

In der Sache hilft es gleichwohl wenig, im Zusammenhang mit ACTA von einer »Politik des Abgrunds« zu sprechen, ohne Alternativen zu präsentieren, oder eine Kulturflatrate zu fordern, ohne die damit verbundenen (Detail-)Fragen zu klären. Und mitunter kann es auch Sinn machen, einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen, bevor über die Zukunft verhandelt wird. Vor diesem Hintergrund nachfolgend ein kurzer Überblick zur Geschichte des Urheberrechts in 7 handlichen Punkten (vgl.: Gieseke 1995; Höffner 2010):
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Literaturhinweis: Causa Guttenberg – was bleibt?

8. Februar 2012

Vor rund einem Jahr stieß der Rechtswissenschaftler Andreas Fischer-Lescano im Zuge einer Rezension auf die ersten plagiierten Stellen in K.T. zu Guttenbergs Doktorarbeit und trat damit einen der größten Skandale der letzten Jahre los (SZ-Artikel vom 16.2.2011). Danach folgte ein weitläufiger Medienrummel, das GuttenPlag-Wiki (vgl.: »Wer steckte dahinter?«) und eine rasche (wissenschafts-)politische Flurbereinigung: Am 23. Februar wurde zu Guttenberg der Doktorgrad entzogen; am ersten März trat zu Guttenberg als Verteidigungsminister zurück.

Welche Konsequenzen aber wurden aus der Causa Guttenberg gezogen? Hat die Wissenschaft an politischer Macht zurückgewonnen? Werden wissenschaftlich-politisch-wirtschaftliche Verquickungen nun berechtigterweise wieder mit Argusaugen beobachtet? Haben Universitäten und Hochschulen gar an Autonomie gewonnen? Mit all diesen Fragen befasst sich (der in der Affaire zentrale) Fischer-Lescano am Beispiel der Rechtswissenschaften in einem Artikel, der kürzlich in den Blättern für deutsche und internationale Politik erschienen ist.

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Tagungsbericht: »Das Internet und der Wandel von Mediensektoren«

13. Januar 2012

Im November 2011 hat die Abteilung für Organisations-und Innovationssoziologie der Universität Stuttgart die Herbsttagung der Sektion Wissenschafts- und Technikforschung der DGS ausgerichtet. Dort trafen sich thematisch einschlägige Forscherinnen und Forscher, um mit Blick auf klassische und neue Mediensektoren die Veränderungen zu diskutieren, die sich aus den erweiterten Möglichkeiten rund um das (Mobile-)Web ergeben. Mittlerweile ist ein ausführlicher Tagungsbericht verfügbar.

Das Internet trägt als mittlerweile allgegenwärtiges Technologie-Set erheblich zum Wandel etablierter Medienangebote und zur Konstitution neuer Informations-, Kommunikations- bzw. Vernetzungsmöglichkeiten bei: Welchem Veränderungsdruck sind die klassischen Mediensektoren durch die veränderten Rezeptions- und Kommunikationsweisen ausgesetzt? Welche Auswirkungen haben Social Media im Web auf den Strukturwandel der Öffentlichkeit? Welche neuen Akteure treten auf und wie wandeln sich die institutionellen Rahmenbedingungen?

Die Tagung »Das Internet und der Wandel von Mediensektoren« hat sich mit diesen Veränderungen aus vielfältigen Perspektiven beschäftigt. Ziel war es, die dauerhaften gesellschaftlichen Dynamiken herauszuarbeiten und kurzfristige Mythen um das Web zu hinterfragen. Beteiligt an den Diskussionen waren neben Mitarbeitern der Universität Stuttgart u.a. Wissenschaftler der MHMK Stuttgart, der University of Essex, der TU Dortmund, der Universitäten Bielefeld, Kiel, Berlin und Erlangen sowie des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und des SOFI Göttingen.

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Splitter: Alternative ≠ partizipative Medien

7. Januar 2012

Hin und wieder geraten eigentlich erhellende Texte nach einen kurzen Anlesen zu Unrecht in Vergessenheit, da sie nicht direkt zu dem gerade verfolgten Thema passen oder aus der eigenen Sicht zunächst durch ein allzu plattes Vokabular auffallen. Ein Beispiel für einen solchen Text ist in meinem Fall ein Artikel von Marisol Sandoval, der unter dem Titel »Warum es an der Zeit ist, den Begriff der Alternativmedien neu zu definieren« diesen Herbst in der Zeitschrift für marxistische Erneuerung und im Handbuch Alternativmedien erschienen und mittlerweile auch online abrufbar ist.

In diesem Artikel setzt sich die Autorin aus marxistisch-kritischer Sicht mit der verbreiteten These (z.B. Gillmor 2004) auseinander, dass die Konsumenten bzw. Rezipienten durch die neuen Medien technikvermittelt vom Rand ins Zentrum der Medienlandschaft gerückt seien bzw. zunehmend »die Kontrolle über die mediale Berichterstattung zurückgewinnen«, und fordert angesichts eines Marx-Zitates, das die Presse selbst als »öffentliche[n] Wächter« und »unermüdlichen Denunziant[en] der Machthaber« bezeichnet, dezidierter zwischen partizipativen und alternativen Medien zu unterscheiden: Partizipative seien nicht mit alternativen Medien gleichzusetzen und alternative Medien müssten nicht automatisch partizipative Medien sein.

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Social Media: Die meistempfohlenen Artikel 2011

4. Januar 2012

Es ist die Zeit der Jahrescharts – nicht nur musikalisch (alternative Sichtweise hier): Jens Schröder und weitere Autoren von Hyperland haben sich die Mühe gemacht, die 100 deutschsprachigen Beiträge aus dem Netz zu fischen, die im Jahr 2011 am häufigsten von Facebook-, Twitter– und Google+-Nutzern weiterempfohlen (bzw. geliked, geshared, getweeted oder 1+st) wurden:

»Mit Hilfe verschiedenster Recherchewege werden zehntausende Artikel identifiziert, die oft bei Twitter, Facebook und Google+ genannt wurden. Mit Hilfe der offiziellen API-Schnittstellen […] werden anschließend die Gesamtverlinkungen in Tweets, Facebook-Likes, etc. für all diese Beiträge ermittelt und ein Ranking erstellt.«

Zum einen lassen sich aus diesen Nachforschungen nun die Top-Themen im Social Web 2011 herauskristallisieren: Auf den vordersten Plätzen finden sich hierbei die Guttenberg-Affäre, Warnungen vor Facebook-Würmern und -Viren, die Schließung von kino.to, die Tötung von Osama Bin Laden, das Gesichtserkennungs-Feature bei Facebook, eine Kinderschänder-Fahndung und die Causa Wir sind Helden versus Bild.

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