1. Oktober 2017
Michael Seemann und Michael Kreil haben auf ctrl+verlust die Ergebnisse einer interessanten Datenstudie zu Filterblasen-/Echokammer-Effekten in webzentrierten Öffentlichkeiten bzw. zu »digitalem Tribalismus« zur Diskussion gestellt:
»Unsere These lautet also, dass wir es bei der roten Fake-News-Gruppe mit einem ›digitalen Stamm‹ zu tun haben und dass die Unterschiede zu der Richtigsteller-Gruppe aus ihren spezifisch tribalen Eigenschaften resultieren. Diese Eigenschaften sind: engere interne Vernetzung bei gleichzeitiger ›Abspaltung‹ vom Mainstream (Restnetzwerk), eine intensive thematische Fokussierung und daraus resultierend eine Anfälligkeit zur Verbreitung von Fake News, die in das thematische Raster fallen.
[…] Der Traum der freien Vernetzung war ein naiver. Nimmt man alle vergesellschaftenden Zwänge weg, treten unsere prädispositiven Sozialisationsmuster nur umso deutlicher hervor. Menschen haben einen fest verdrahteten Hang, Gruppen zu bilden, sich zu identifizieren, sich abzugrenzen. Ja, wir sind freier in unserer Sozialisation denn je, aber das führt eben nicht zu mehr Individualismus, sondern paradoxerweise in vielen Fällen zu einer stärkeren Gruppenaffinität. Der Stammes-Trieb kann sich nur umso freier entfalten und kommt umso unbändiger zum Tragen.«
Mir kommt da nicht zufälligerweise sofort Marshall McLuhan in den Sinn, der 1962 folgende Zukunftsvorhersage gemacht hat:
»Instead of tending towards a vast Alexandrian library the world has become a computer, an electronic brain […]. And as our senses have gone outside us, Big Brother goes inside. So, unless aware of this dynamic, we shall at once move into a phase of panic terrors, exactly befitting a small world of tribal drums, total interdependence, and superimposed co-existence. […] In our long striving to recover for the Western world a unity of sensibility and of thought and feeling we have no more been prepared to accept the tribal consequences of such unity than we were ready for the fragmentation of the human psyche by print culture.«
19. September 2017
Im Sommer ist ein Diskussion Paper von Renate Mayntz mit dem Titel »Zählen – Messen – Entscheiden: Wissen im politischen Prozess« (PDF) erschienen, das sich mit der Quantifizierung politischer Entscheidungsprozesse auseinandersetzt:
»Quantifizierung heißt nicht nur Zählen, sondern auch Indexbildung, Ranking und formale Modellierung […] Der Rückgriff auf quantifiziertes, formalisiertes Wissen dient dabei nicht nur der Effektivität politischer Intervention, sondern auch ihrer Legitimierung.
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1. August 2017
Ende Juli ist der von Bielefelder Kolleginnen und Kollegen herausgegebene Band »Society, Regulation and Governance New Modes of Shaping Social Change?« bei Edward Elgar Publishing erschienen. Darin finden sich Beiträge von A.-L. Beaussier, A. Bora, E. Carmel, M. Huber, D. Kuchenbuch, M. Mölders, P. Münte, R. Paul, H. Rothstein, J.-F. Schrape und L. Viellechner.
This book brings together sociologists, political scientists, legal scholars and historians to produce an interdisciplinary critical evaluation of alleged ›new modes‹ of social change, specifically: risk, publics and participation. It makes three key contributions by:
- offering a consolidation and re-appraisal of a debate that has become increasingly vague with its academic and political proliferation
- identifying a uniting conceptual-analytical core between regulation and governance which explains the adaptability and innovation-mindedness of processes of ›shaping society‹
- re-focusing on the ›essence‹ of regulation and governance approaches – intentional modes of social change.
Reinlesen lässt sich in den gelungenen Band auf ElgarOnline; mein Kapitel findet sich in einer frühen Version als Discussion Paper auf EconStor.
9. Oktober 2016
In der Reihe Stuttgarter Beiträge zur Organisations- und Innovationssoziologie ist ein neues Discussion Paper mit dem Titel »Social Media, Mass Media and the ›Public Sphere‹. Differentiation, Complementarity and Co-existence« (Volltext) erschienen:
In modern society, ›the public‹ is inevitably a mediated sphere as only media can bridge its spatial, temporal and topical diversity. While this media has traditionally been mass media (one-to-many), the arrival of the Internet has popularised meso media (many-to-many). In that context, the mediated public sphere has undergone significant changes. On the one hand, media theorists emphasise the enabling characteristics of digital media, hoping for an egalitarian public sphere and an empowerment of media users. On the other hand, critics discuss the regulatory attributes of social media platforms, which allow to preformat and to sanction communication more efficiently than ever before.
This overview paper discusses the generic relationship between social media and mass media from a systems-theoretical point of view. Further, it addresses the question of whether the social web is in fact on the path to democratising the ›public sphere‹.
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16. September 2016
Im Blog des Soziologie Magazins diskutieren Andreas Bischof und Vivien Sommer entlang des Lehr-Lern-Projektes »Medien und Asyl« die Arbeit von qualitativ-empirisch forschenden Soziologinnen und Soziologen, die am Rande ihrer Disziplin beschäftigt sind – etwa als Lehrende in angrenzenden Fachbereichen oder als ›Dienstleister‹ in Technik- und Entwicklungsprojekten. Die Autoren kommen dabei unter anderem zu folgendem Schluss:
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28. Mai 2016
Im Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie erscheint derzeit ein Gastbeitrag von Richard Münch in zwei Teilen, der sich mit »Kapital und Arbeit im akademischen Shareholder-Kapitalismus« nach US-amerikanischem Vorbild beschäftigt:
»Es ist […] leicht möglich, dass nicht die Vorteile des globalen Modells mit den Vorteilen der eigenen Strukturen verbunden werden, sondern Nachteile des neuen mit den Nachteilen des alten eine fatale Allianz eingehen. In Deutschland zeigen sich deutliche Merkmale einer solchen fatalen Allianz. Die exorbitant gewachsene Stratifikation des amerikanischen Hochschulsystems mit der Errichtung eines Oligopols der privaten Elite-Universitäten, einem sich verschärfenden Gegensatz von akademischem Kapital und akademischer Arbeit und einer wachsende Entmachtung der Fakultäten […] durch ein übermächtig gewordenes Hochschulmanagement […] verbindet sich mit der feudalen Tradition der deutschen Lehrstuhlstrukturen. Zugleich erodieren die Vorteile eines Hochschulsystems, das bewusst auf die Bildung einer […] von der breiten Masse abgesetzten Elite verzichtet, horizontal breit ausdifferenziert ist und durch den föderalen Pluralismus ausgeprägt multipolar ohne Zentrum/Peripherie-Differenzierung strukturiert ist.«
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12. März 2016
Dem derzeitigen ›4.0‹-Trend folgend hat Dirk Baecker unlängst in seinem lesens- wie diskussionswerten Essay »Oszillation 4.0« (auf dem jungen sozialwissenschaftlichen Nachrichtenportal Soziopolis) die Mediengeschichte neu aufgerollt und – wie der Titel schon sagt – entlang des Begriffs der ›Oszillation‹ in 4 Phasen gegliedert:
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