5. Januar 2014
»Wenn man dabei sein kann, etwas Neues zu machen und etwas zu verändern, ist das schon eine tolle Sache. […] Ich trage heute weiße Turnschuhe mit einem guten Profil […]. Wenn man ein gutes Profil hat, ist man antrittsschnell, rutschfest und hat eine gute Seitenstabilität. Ich persönlich glaube, wenn jeder Journalist das tragen würde, wäre die Branche besser.«
Diese Sätze gab Cherno Jobatey, zwischen 1992 bis 2012 Moderator des ZDF Morgenmagazins und seit 2013 Editorial Director der Huffington Post Deutschland, Anfang Dezember in einem Interview zu Protokoll.
Rund drei Monate nach dem mit allerlei Vorschusslorbeeren bedachten Start des deutschsprachigen Ablegers der mit einem Pulitzer-Preis ausgezeichneten amerikanischen News-Plattform ist von wegweisenden journalistischen Neuerungen und branchenerschütternden Veränderungsimpulsen allerdings nichts zu erkennen – im Gegenteil: Wer sich durch das aktuelle Angebot der HuffPo Deutschland klickt, dem schlägt eine aggregierte Einöde ohne journalistische Ambitionen entgegen, die voll und ganz dem tristen Layout der Seite entspricht und augenscheinlich kaum das Interesse der breiten Onlinerschaft wecken kann.
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4. Januar 2014
Nicht wenige Forscher haben bereits in den 1970er Jahren auf die Gefahren für die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger hingewiesen, die aus den damals gerade in Entstehung begriffenen neuen Informationstechnologien resultieren könnten – so z.B. Arthur R. Miller in seinem Buch The Assault on Privacy (1971).
Mittlerweile sind diese Befürchtungen zu Gewissheiten geworden – eine breite Debatte über staatliche oder privatwirtschaftliche Überwachungsmaßnahmen oder gar weitläufige Proteste dagegen gibt es indes hierzulande kaum. Ein Schritt in die richtige Richtung ist m.E. die vor wenigen Tagen gestartete internationale Petition Academics Against Mass Surveillance, die für weitere Unterzeichnungen offen ist. Bislang haben aus dem deutschsprachigen Raum u.v.a. auch Ulrich Beck, Theo Röhle, Beate Roessler, Axel Groenemeyer, Thomas Lemke und Herbert Burkert unterzeichnet.
»The right to privacy is a fundamental right. It is protected by international treaties, including the International Covenant on Civil and Political Rights and the European Convention on Human Rights. Without privacy people cannot freely express their opinions or seek and receive information. Moreover, mass surveillance turns the presumption of innocence into a presumption of guilt. Nobody denies the importance of protecting national security, public safety, or the detection of crime. But current secret and unfettered surveillance practices violate fundamental rights and the rule of law, and undermine democracy.
The signatories of this declaration call upon nation states to take action. Intelligence agencies must be subjected to transparency and accountability. People must be free from blanket mass surveillance conducted by intelligence agencies from their own or foreign countries. States must effectively protect everyone’s fundamental rights and freedoms, and particularly everyone’s privacy.«
28. Dezember 2013
Der Einleitungsbeitrag unseres Bandes »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien« (Berlin 2013) kam zu dem Schluss, dass sich der derzeitige Medienwandel entgegen gängiger Narrative »nicht als radikaler Bruch in kurzer Frist« vollzieht, sondern als asynchroner, »sukzessiver und vielschrittiger Rekonfigurationsprozess, der sich über längere Zeiträume […] erstreckt«, da größere sozioökonomische bzw. institutionelle Veränderungen nach wie vor verhandlungs- und zeitintensiv sind.
Neues Zahlenmaterial in diese Richtung liefert der in Q4/2013 erschienene »German Entertainment and Media Outlook« von PricewaterhouseCoopers, dessen Ergebnisse sich u.a. in einigen Vortragsslides zu den Medientagen München finden:
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14. Dezember 2013
Comics werden gerne belächelt – das gilt auch für die seit Jahrzehnten erscheinenden Geschichten aus dem fiktiven Ort Entenhausen. Seit einiger Zeit setzt sich die Medien(kultur)wissenschaft (z.B. Stephan Packard) zwar intensiver mit dem Phänomen Comic auseinander, aber die bebilderten Stories um Donald Duck, seine drei Neffen und seinen steinreichen Onkel Dagobert rücken nach wie vor nur selten in den allgemeinen wissenschaftlichen Aufmerksamkeitsbereich.
Insbesondere mit Blick auf die nichtintendierten Nebenfolgen technologischen Fortschritts spiegeln die bebilderten Erzählungen in verdichteter Form mithin all die mannigfaltigen utopischen wie dystopischen Erwartungen wider, die mit Neuerungen einhergehen. So muss z.B. der geniale Garagenerfinder Daniel Düsentrieb immer wieder erleben, wie seine Erfindungen in der gesellschaftlichen Praxis außerhalb seines Labors in Chaos münden oder von divergierenden Interessenlagen zermalmt werden.
Das Lustige Taschenbuch 449 hält mit »Verdächtig sicher« nun eine Comic-Parabel bereit, in der statt Daniel Düsentrieb die Firma Nasweiser, Spicker und Ausspecht (kurz: NSA) bzw. ihre ausgefuchste Überwachungstechnologie die Hauptrolle spielt…
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29. November 2013
Die Studie Jugend, Information, (Multi-)Media (JIM) wird seit 1998 einem jährlich durch den Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest durchgeführt (Feldarbeit: ENIGMA GfK). Für die JIM-Studie 2013 wurde im Zeitraum vom 27. Mai bis 7. Juli 2013 eine repräsentative Stichprobe von 1.200 deutschsprachigen Zielpersonen telefonisch befragt (12–19 Jahre, Grundgesamtheit: ca. 6,5 Mio.), davon 83 Prozent Schüler, 11 Prozent Auszubildende und 3 Prozent Studierende. Einige Kernpunkte:
26. November 2013
In den Blättern für deutsche und internationale Politik ist vor einigen Wochen im Kontext des Bandes »Daten, Drohnen, Disziplinen« ein Gespräch zwischen dem polnisch-britischen Soziologen Zygmunt Bauman und dem kanadischen Soziologen David Lyon erschienen, in dem es u.a. um das Ende der Anonymität, das Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatheit sowie um die Rolle des Konsumenten in der Internetgesellschaft geht. Der Grundton ist – gelinde gesagt – pessimistisch:
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16. November 2013
Urs Stäheli hat im aktuellen Merkur einen Artikel mit dem Titel »Die Angst vor der Gemeinschaft – Figuren des Schüchternen« veröffentlicht, der sich mit der Problematisierung der Schüchternheit in der Netzwerkgesellschaft auseinandersetzt:
»Schüchternheit gilt nun nicht mehr nur als das Versagen oder Leiden eines Einzelnen, sondern sie wird zum Problem einer […] urbanisierten Gesellschaft; einer Gesellschaft, in der traditionelle Gemeinschaften erschüttert werden, gleichzeitig aber auch neue Formen des Gemeinschaftlichen entstehen. […] Die Figur des Schüchternen steht nun für jenen, der sich […] dem Imperativ zur Vernetzung zu entziehen sucht. Der Schüchterne weist durch sein Verhalten die Anforderung, ständig und mit jedem kommunizieren zu können, zurück.«
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