Kurz notiert: Rezension zu »Open-Source-Projekte als Utopie, Methode und Innovationsstrategie«

21. Dezember 2016

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis bespricht Christoph Schneider meinen Band »Open-Source-Projekte als Utopie, Methode und Innovationsstrategie« (Amazon) wie folgt:

[…] Jan-Felix Schrape nimmt sich in seinem angenehm kurzen und gut strukturierten Büchlein dem wahrscheinlich einflussreichsten Ursprungsort der heutigen digitalen ›Offenheit‹ an: Der Open-Source- Software-Entwicklung. […]
Als Bestandteil der Softwareindustrie prägten heute nicht nur enorm viele Open-Source-Systeme unsere digitalen Infrastrukturen, sondern sie seien oftmals auch eng verflochten mit großen IT-Konzernen […]. Dabei ginge es den Unternehmen gar nicht vornehmlich darum, sich symbolisch aufzuwerten, sondern vielmehr darum, »Open-Source-Projekte als Methode« für bestimmte Formen der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen zu nutzen. Um zu dieser Diagnose zu gelangen arbeitet sich Schrape mit viel Liebe zum Detail durch die historischen Entstehungskontexte von Open Source und durch die diverse heutige Landschaft der Projekte. Quantitative und qualitative Analysen sind geschickt kombiniert und eine breite Literaturkenntnis verweisen auf einen Autor, der sich im Feld bestens auskennt.

[…] Die Stärke des Buches, seine detailreiche Analyse von Open-Source-Software-Projekten, kann ihm gleichzeitig auch als Schwäche ausgelegt werden. Schon seit den späten 1990ern diffundieren Ideen und Praktiken der Open-Source- Software-Entwicklung in andere Bereiche der Produktion immaterieller Güter und veränderten sich dadurch – prominent etwa Wikipedia. Bei Schrape finden sich kaum Hinweise und Gedanken dazu, wie Open Source und ›Offenheit‹ mittlerweile hochgradig plural praktiziert und in Anschlag gebracht werden […].

Vielmehr konstatiert er einen »allgemeinen Strom der übersteigerten Entdifferenzierungserwartungen der digitalen Moderne« […]. Für andere Felder der ›Offenheit‹, ihre Projekte und teilweise neueren Experimente, lässt sich allerdings vermuten, dass ihre weitere Geschichte nicht analog zur Geschichte der Software verlaufen muss. Um diese zu verstehen und vielleicht sogar mitschreiben zu können, brauchen wir aber auch in anderen Feldern ähnlich gute und genaue Untersuchungen wie die von Jan-Felix Schrape.


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