Lektürehinweis: »Losing the Signal« (BlackBerry)

25. Mai 2015

Das Unternehmen BlackBerry, das bis 2013 unter dem Namen Research in Motion firmierte, gehörte 2007 zu den dominierenden Anbietern im Smartphone-Bereich. Heute spielt Blackberry hingegen auf dem Feld der Mobile Devices allenfalls noch eine randständige Rolle. Wie es dazu kam und was die damals für alle Beteiligten überraschende Markteinführung von Apples iPhone damit zu tun hatte, beschreibt das frisch erschienene Buch »Losing the Signal« (McNish/Silcoff) auf unterhaltsame Weise (durchaus tauglich für die entspannte Lektüre an einem lauen Sommerabend).  Weiterlesen »


Harald Welzer zum »digitalen Totalitarismus«

15. April 2015

Harald Welzer (57), ein stets auf massenmediale Anschlussfähigkeit bedachter Sozialpsychologe, macht sich in einem Interview mit der Berliner Zeitung Gedanken zum »digitalen Totalitarismus« und gibt dabei u.a. Hans Magnus Enzensberger und seinem vielkritisierten Boykottaufruf argumentative Rückendeckung:

»Wir gefährden die Demokratie, wenn wir die Grenzen zwischen öffentlich und privat aufheben, sei es mutwillig oder nachlässig. […] Die entscheidende Verwandtschaft zwischen politischem und digitalem Totalitarismus liegt in der Zerstörung der Privatheit, die das Individuum schutzlos macht. Günther Anders hat dazu schon in den 60er Jahren gesagt, ›der Einzelne ist das erste besetzte Gebiet‹. […] Nun war die Privatheit aber noch nie in der Geschichte, in keiner der totalitären Gesellschaften, so im Verschwinden begriffen, wie das heute der Fall ist. […]

Wir bejubeln jede beschissene App oder den Fernseher, der auf Sprachkommandos reagiert. Aber zugleich sind wir empört über Angriffe auf unsere Privatsphäre, obwohl wir den Angreifern Tür und Tor öffnen. […] 

Hans Magnus Enzensberger hat dazu gesagt, es sei ganz einfach, sich dem digitalen Totalitarismus zu entziehen: Smartphone wegwerfen, den Internetzugang kappen, E-Mail-Korrespondenz einstellen. Dafür erntete er dann viel Hohn und Spott. […] Aber ich finde, er hat völlig Recht. […] Widerstand kostet. Schlimmstenfalls das Leben, wie wir aus der Geschichte wissen. Uns hingegen erscheint es schon als zu teuer bezahlt, wenn wir auf Whatsapp verzichten sollten. Obwohl wir wissen, dass wir uns mit jeder Message einer Totalüberwachung ausliefern. Enzensberger hält dagegen und sagt: Wir können etwas tun, wir müssen nur wollen.«

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Heute ist die Zukunft von Gestern XVIII: Telefonzeitungen

2. Februar 2015

1920 nahm der erste kommerzielle Hörfunksender in Pittsburgh seinen Betrieb auf; 1924 fand die erste Rundfunkausstellung in Hamburg statt. Wireless hatte gewonnen (siehe diesbezüglich für eine unterhaltsame Darstellung der Verquickung von technischer Innovation und gesellschaftlicher Selektion den Roman »Thunderstruck«).

Aber auch schon bevor sich das Radio durchgesetzt hatte gab es kommerzielle Angebote, die Nachrichten, Unterhaltung sowie Musik- und Sportevents by wire in die heimischen Wände brachten, welche allerdings – wie Carolyn Marvin in einem Überblicksartikel darstellt – nicht massenmedialen Programmstrukturen folgten, sondern eher mit On-Demand-Services vergleichbar waren:

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via earlyradiohistory.us
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Splitter: Vinyl is not dead yet

2. Januar 2015

Nielsen zufolge wurden in den USA 2014 rund 9,2 Mio. Vinyl-Platten verkauft, was erneut eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Zum Vergleich: Insgesamt wurden 2014 laut Nielsen 257 Mio. Alben verkauft (2013: 289 Mio.), davon 106,5 Mio. als digitale Downloads. Etwas mehr als 6 Prozent aller physischen Album-Verkäufe entfielen im letzten Jahr auf Schallplatten.

vinyl sales


Heute ist die Zukunft von gestern XVII: »Web 2.0« (DiNucci 1999)

5. Dezember 2014

Der Begriff ›Web 2.0‹ ist seit geraumer Zeit in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen – und beschreibt je nach Kontext ganz unterschiedliche Dinge. Eine erste vielbeachtete Definition erfuhr dieser Ausdruck durch den IT-Verleger Tim O’Reilly:

»Web 2.0 is the business revolution in the computer industry caused by the move to the internet as platform, and an attempt to understand the rules for success on that new platform. Chief among those rules is this: Build applications that harness network effects to get better the more people use them.« (O’Reilly 2006, 2005)

Eingeführt wurde der Begriff an sich jedoch bereits Ende der 1990er Jahre durch die Interface-Designerin Darcy DiNucci (1999: 32) in einem Artikel zu der künftigen Entwicklung des World Wide Web bis hin zu einem Internet der Dinge:
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Querverweis: Medienwandel im Überblick

19. November 2014

Heinz Bonfadelli gibt in einem aktuellen Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung einen kompakten einführenden Überblick zum langfristigen Wandel der Mediennutzung durch Digitalisierung und Internet. Sein Artikel »Medien und Gesellschaft im Wandel« (mit einigen unkompliziert weiterverwendbaren Grafiken zu den Grundfunktionen von Medien und Journalismus) kommt zu folgendem Schluss:

»Die Beziehung zwischen dem Internet und den herkömmlichen Formen der politischen Partizipation scheint jedoch eine der Komplementarität […] und nicht eine der Verdrängung zu sein. Hinzu kommt, dass auch das Internet die bestehenden sozialen Ungleichheiten nicht einfach quasi medientechnologisch zu neutralisieren vermag. Letztlich fungieren Medien als Trendverstärker, indem bestehende Ungleichheiten […] nicht eingeebnet, sondern tendenziell verstärkt werden. 

[…] Die neuen interaktiven Möglichkeiten des Internets sind zwar notwendig, aber nicht auch schon hinreichend zur Generierung von mehr politischer Partizipation. Zwar reduziert die Zugänglichkeit zu mehr Information und Kommunikation die Kosten, was Informationssuche und -nutzung anbelangt, und das Social Web erleichtert zweifelsohne die Mobilisierung von Bürgern, aber die neuen digitalen Möglichkeiten werden verstärkt von jenen genutzt, welche politisch sowieso partizipieren und handeln wollen.«


Kurze Einführung in die Multi-Level Perspective

18. November 2014

Seit einigen Jahren findet die maßgeblich durch Frank Geels spezifizierte Multi-Level Perspective in der Innovationsforschung zunehmenden Anklang, gerade auch da sie die unauflösbaren Verflechtungszusammenhänge zwischen technologischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Veränderungsprozessen betont. Sie will die großen Linien soziotechnischen Wandels nachzeichnen und in dieser Hinsicht ein universelles Ordnungsraster bieten. Insofern liegt es nahe, diese Sichtweise auch auf den Wandel von Medienstrukturen zu beziehen – zumal evolutionstheoretisch inspirierte Sichtweisen in diesem Bereich seit geraumer Zeit diskutiert werden.

 Mult Level Perspective Concept

Nachfolgendes Skript bietet einen Überblick über die Grundannahmen der Multi-Level-Perspective und diskutiert ihre Anwendungspotentiale mit Blick auf die Medienentwicklung.
Zum Skript »