Querverweis: Fatale Allianzen (Richard Münch)

28. Mai 2016

Im Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie erscheint derzeit ein Gastbeitrag von Richard Münch in zwei Teilen, der sich mit »Kapital und Arbeit im akademischen Shareholder-Kapitalismus« nach US-amerikanischem Vorbild beschäftigt:

»Es ist […] leicht möglich, dass nicht die Vorteile des globalen Modells mit den Vorteilen der eigenen Strukturen verbunden werden, sondern Nachteile des neuen mit den Nachteilen des alten eine fatale Allianz eingehen. In Deutschland zeigen sich deutliche Merkmale einer solchen fatalen Allianz. Die exorbitant gewachsene Stratifikation des amerikanischen Hochschulsystems mit der Errichtung eines Oligopols der privaten Elite-Universitäten, einem sich verschärfenden Gegensatz von akademischem Kapital und akademischer Arbeit und einer wachsende Entmachtung der Fakultäten […] durch ein übermächtig gewordenes Hochschulmanagement […] verbindet sich mit der feudalen Tradition der deutschen Lehrstuhlstrukturen. Zugleich erodieren die Vorteile eines Hochschulsystems, das bewusst auf die Bildung einer […] von der breiten Masse abgesetzten Elite verzichtet, horizontal breit ausdifferenziert ist und durch den föderalen Pluralismus ausgeprägt multipolar ohne Zentrum/Peripherie-Differenzierung strukturiert ist.«

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Lektürehinweis: Apokalyptiker und Integrierte (Umberto Eco 1964/1978)

23. Februar 2016

Der kürzlich verstorbene Umberto Eco (1932–2016) hat 1964 (Originalausgabe) bzw. 1978 (deutschsprachige Ausgabe) den Band »Apokalyptiker und Integrierte. Zur kritischen Kritik der Massenkultur« aus einigen kleineren Studien zusammengestellt – darunter z.B. »Der Mythos von Superman«, »Die Welt von Charlie Brown« und eine karikierend ausführliche Analyse der James-Bond-Romane von Ian Fleming.

In seinem Einleitungsbeitrag beschäftigte sich Eco mit den beiden Figuren des (massen-)kulturkritischen Apokalyptikers und des Integrierten, die in abgewandelter Form nach wie vor im Diskurs um die in ihrer Entstehung begriffene digitale Gesellschaft auftreten. Nachfolgend einige kurze Passagen aus diesem Text:

eco
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Splitter: »There’s no chance that the iPhone is going to get any significant market share« (2007)

24. Januar 2016

Steve Ballmer, 2000 bis 2014 CEO des Unternehmens Microsoft (das gemessen am Jahresumsatz mit Software nach wie vor führend auf seinem Feld ist – vgl. SOI DP 2015/2: 22), gab im April 2007 in einem Interview mit der USA Today zu Protokoll:

»Q: People get passionate when Apple comes out with something new — the iPhone; of course, the iPod. Is that something that you’d want them to feel about Microsoft?

Ballmer: It’s sort of a funny question. Would I trade 96% of the market for 4% of the market? (Laughter.) I want to have products that appeal to everybody. Now we’ll get a chance to go through this again in phones and music players. There’s no chance that the iPhone is going to get any significant market share. No chance. It’s a $500 subsidized item. They may make a lot of money. But if you actually take a look at the 1.3 billion phones that get sold, I’d prefer to have our software in 60% or 70% or 80% of them, than I would to have 2% or 3%, which is what Apple might get.

In the case of music, Apple got out early. They were the first to really recognize that you couldn’t just think about the device and all the pieces separately. Bravo. Credit that to Steve (Jobs) and Apple. They did a nice job. But it’s not like we’re at the end of the line of innovation that’s going to come in the way people listen to music, watch videos, etc. I’ll bet our ads will be less edgy. But my 85-year-old uncle probably will never own an iPod, and I hope we’ll get him to own a Zune.«*

* Der Zune war ein MP3-Player von Microsoft, der 2006 auf den US-amerikanischen Markt kam. Seine Entwicklung wurde 2011 eingestellt.


Heute ist die Zukunft von gestern XX: »Pushbutton Power« (1978)

7. Januar 2016

Smart Home, Online-Shopping, interaktives Fernsehen, Echtzeit-Navigation, Automatisierung – über diese und andere Verheißungen einer computerisierten Zukunft berichtet (wenn auch zum Teil mit anderen Vokabeln) der Artikel »Living: Pushbutton Power« im TIME Magazine 2/1978 (via Modern Mechanix):

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Querverweis: Professoren als öffentliche Intellektuelle?

4. Oktober 2015

Wir leben in krisenreichen Zeiten – und nichtsdestotrotz schweigen (scheinbar) weite Teile der akademischen Welt. Diese Beobachtung ist jedenfalls der Stein des Anstoßes für eine Debatte in der Zeit, in welcher Bernhard Pörksen vor einigen Wochen einen provokanten Aufschlag lieferte (»Ende der Einmischung« – »Selbstkastration einer kritischen Intelligenz« – »Selbstabschottung des Systems«).

In der Zeit 38/2015 findet sich nun ein Beitrag von Armin Nassehi, der drei Anmerkungen zu »Bernhard Pörksens Phantomschmerz über den Verlust des Intellektuellen als Anwalt der Zivilgesellschaft« in die Diskussion einbringt:

(1) »[Es] reicht [.] heute nicht mehr aus, eine zivilgesellschaftliche Parteinahme gegen die Entscheidungsinstanzen zu üben. Politische und ökonomische, rechtliche und wissenschaftliche, mediale und kulturelle Perspektiven treffen aufeinander, und manche Lösung aus der einen Perspektive ist ein Problem aus der anderen – und umgekehrt. Dafür muss es in öffentlichen Debatten Beschreibungsmöglichkeiten geben, die zwischen diesen unterschiedlichen Perspektiven übersetzen. […] das ist übrigens das, was gute Forschung ausmacht: zu zeigen, was man so noch nicht wusste oder was man auch anders sehen könnte.«
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Splitter: Plagiate, Personalisierung, Medienvertrauen

28. September 2015

Vor einigen Monaten berichtete u.a. Die Zeit über das gesunkene »Vertrauen in die Medien«. Einige Gründe dafür: »Fehlinformation, Einseitigkeit, schlechte Recherche«.

Heute hat die Berichterstattung zur Plagiatsaffäre um die Dissertation von Ursula von der Leyen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. In vielen Artikeln zu diesem Thema taucht Martin Heidingsfelder auf – und zwar als Mitbegründer oder »Gründer der Plagiatsplattform VroniPlag«, der einen Entzug des Titels (FAZ) und den Rücktritt der Ministerin fordert (RP). Dabei entsteht der Eindruck, Heidingsfelder sei an der Plagiatssuche aktiv beteiligt gewesen. Tatsächlich haben einige Journalisten auf der Suche nach einer markanten Aussage aber wohl lediglich eine ihnen bereits bekannte Nummer angerufen. Auf der Plattform VroniPlag Wiki, die sich kritisch mit Ursula von der Leyens Arbeit auseinandersetzt, ist jedenfalls an prominenter Stelle auf der Frontseite zu lesen (siehe auch den Wikipedia-Artikel zu Heidingsfelder):

»VroniPlag Wiki ist ein wissenschaftliches Projekt ohne politische oder kommerzielle Interessen. Es steht in keinem Zusammenhang mit der im Juni 2011 angemeldeten Wortmarke VRONIPLAG. Der Kaufmann Martin Heidingsfelder wurde im November 2011 dauerhaft von VroniPlag Wiki ausgeschlossen.


Querverweis: »The Web We Have to Save«

22. Juli 2015

Der Aktivist und Blogger Hossein Derakhshan gilt als Begründer der regimekritischen Bloggingszene im Iran, wurde vor diesem Hintergrund 2008 verhaftet und kurz darauf nominell zu mehr als 19 Jahren Haft verurteilt. Seit November 2014 ist Derakhshan wieder auf freiem Fuß und hat vor wenigen Tagen im Matter Magazine einen Text mit dem Titel »The Web We Have to Save« veröffentlicht, der sich mit der Entwicklung des Internets seit 2008 befasst: »The rich, diverse, free web that I loved — and spent years in an Iranian jail for — is dying. Why is nobody stopping it?«
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