AWA-Studie 2013 kompakt: Daten zur allgemeinen Mediennutzung

5. Juli 2013

Die jährlich durchgeführte repräsentative Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) befasst sich seit 1959 mit den Konsumgewohnheiten und der Mediennutzung der deutschen Bevölkerung (2013: 26.000 Interviews). Einige Kernergebnisse:

Internet — Mobile

  • Internetnutzung: 87 Prozent der 14- bis 64-Jährigen nutzen mittlerweile das Internet (2010: 81 Prozent), bei den Befragten über 64 Jahren sind es allerdings noch immer lediglich 29 Prozent (2010: 22 Prozent). Mehrmals täglich nutzen das Internet knapp 60 Prozent der Unter-30-Jährigen und 40 bis 50 Prozent der 30- bis 59-Jährigen.
  • Online-Nutzungsschwerpunkte: Bei den jüngeren täglichen Webnutzern dominieren unterhaltungs- und kommunikationsbasierte Verwendungsweisen (unter 30: jeweils über 90 Prozent), ab 30 Jahren hingegen wird das Netz vorrangig zu Informationszwecken konsultiert (Nachrichten, Bewertungen, Service etc.).
  • Smartphones/Tablets: 56 Prozent der Befragten besitzen 2013 mindestens ein Handy und 34 Prozent ein Smartphone. 15 Prozent der 4- bis 29-Jährigen und 14 Prozent der 30- bis 44-Jährigen verfügen über einen Tablet-PC (z.B. iPad).Bei den 45- bis 59-Jährigen beträgt dieser Anteil 11 Prozent, über 60 Jahren liegt er bei 3 Prozent (Bevölkerung insgesamt: 9,7 Prozent).

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Wiederkehrende Erwartungen II

16. Juni 2013

Das letzten Sommer erschienene Büchlein »Wiederkehrende Erwartungen: Visionen, Prognosen und Mythen um neue Medien seit 1970« gibt es nun auch als E-Book für den Amazon Kindle – und zwar für 5,99 € (statt gedruckt für 11,90 €). Als ›Teaser‹ gibt es an dieser Stelle erneut ein paar Ausschnitte aus Einleitung und Schluss:

»Das Morgen ist schon im Heute vorhanden« (Jungk 1952: 17) – sei es in Form von Prophetien oder Weissagungen, die bereits frühen Gesellschaften dabei helfen sollten, ihre Umwelt kontrollierbarer zu machen (Elias 2001: 118), oder als »kritische und systematische Beschäftigung mit der Zukunft« (Flechtheim 1972: 11), wie sie sich seit den 1950er Jahren in den Industrienationen etabliert hat. Ohne Orientierung an der Vergangenheit (Identität) und Zukunft (Kontingenz) können weder Bewusstseins- noch Kommunikationssysteme operieren, ohne Erwartungen können Organisationen keine Entscheidungen treffen (Luhmann 1997: 149). Und da sich seit gut vier Jahrzehnten der Eindruck gewinnen lässt, dass die Gesellschaft in einem immer rascheren Takt von kommunikationstechnischen Innovationen überrollt wird, scheint in diesem Bereich der Bedarf an Auguren unerschöpflich zu sein: Nicht erst seit der Etablierung des Web werden regelmäßig apologetische und apokalyptische Erwartungen formuliert, die neuen Medien radikale Effekte in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen zuschreiben (vgl. schon: Bagdikian 1971). […]

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Heute ist die Zukunft von gestern XIII: Der Mythos der Maschine (Lewis Mumford)

21. Mai 2013

Wer Lewis Mumfords »The Myth of the Machine« (1967/70; dt. 1974) kennt, braucht in Sachen Technikskepsis die Schirrmachers und Spitzers unserer Zeit nicht mehr zu lesen: Mumfords Monumentalwerk (einsehbar auf Scribd) wurde lange als Steinbruch für kulturpessimistische Aussagen par excellence genutzt; es spielt aber heute im Diskurs um die Digitaltechnologien augenscheinlich kaum mehr ein Rolle (was sich auch daran ablesen lässt, dass derzeit keine Neuauflage angeboten wird).

Tatsächlich geben sich mithin nur wenige der über 800 Seiten pauschaler Technikkritik hin, während ihr Großteil die parallelen Entwicklungslinien menschlicher Werkzeuge bzw. Maschinen und Organisationsweisen nachzeichnet. Insofern lässt sich Mumfords Darstellung einerseits als Zeitdokument lesen, andererseits finden sich darin aber auch Argumentationsgänge, die heute noch zum Nachdenken anregen können.

Mythos der Maschine

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Literaturhinweis: Ulrich Saxer und Social Media

10. Mai 2013

Ulrich Saxer (1931–2012) war einer der einflussreichsten Medien- und Kommunikationswissenschaftler im deutschsprachigen Raum und trug wesentlich zur Entstehung ebendieser Disziplinen bei. Überdies gründete er im Jahr 2000 die Saxer-Stiftung zur Förderung des publizistik- und kommunikationswissenschaftlichen Nachwuchses, in deren Rahmen auch dieses Jahr eine Zukunftswerkstatt (31. Mai 2013, Zürich) stattfindet, die sich diesmal mit der »Organisation und Erforschung von Medienwandel« beschäftigt und neben Medienwissenschaftlern auch Referenten aus der Praxis (z.B. Roger de Weck) begrüßen wird (siehe Programm).

Passend dazu ist vor einigen Wochen der Band »Medien als Institutionen und Organisationen« erschienen, der sich in seinem kostenfrei abrufbaren Einleitungsbeitrag mit der Frage beschäftigt, inweit Saxers Definition von Medien als »komplexe, institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leistungsvermögen« im Online-Zeitalter noch zeitgemäß ist.

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Norbert Elias und der Fußball

8. Mai 2013

Norbert Elias (1897–1990), einer der Klassiker der europäischen Soziologie, beschäftigte sich mit langfristigen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, so etwa mit der Entstehung des modernen Zeitverständnisses und den damit einhergehenden soziokulturellen Verflechtungen, mit dem Wandel der Persönlichkeitsstrukturen vom Mittelalter bis hinein in die Neuzeit – oder auch mit der Genese und Entwicklung des Sports. Insbesondere interessierte sich Elias (1983: 21) dabei für das Fußballspiel:

»Spannung und Entspannung im Fußballspiel ist ein – gewiss ein besonders gelungenes – Beispiel für ein psycho-soziales Muster unseres Lebens, das, wenn ich mich einmal so ausdrücken darf, als Antwort auf ein sehr elementares menschliches Bedürfnis verdient, ernst genommen zu werden. […] Ich bin nicht sicher, dass wir Freizeitbedürfnisse, wie sie etwa auch bei der Anteilnahme am Fußballspiel zum Ausdruck kommen, so wie sie das verdienen, schon wirklich verstehen.«

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Soziologie des Internet (Vortragsreihe)

21. April 2013

Im Sommersemester 2013 führt die Organisations- und Innovationssoziologie in Stuttgart eine Vortragsreihe zur »Soziologie des Internet« durch, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Am Mittwoch (24. April) geht es los mit einem Vortrag von den Kommunikationswissenschaftlern Julius Reimer und Max Ruppert, die sich intensiv mit dem GuttenPlag-Wiki auseinandergesetzt und 2011 die erste Online-Umfrage auf der Plattform durchgeführt haben (vgl. »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien«). Weitere Themen, Termine und Protagonisten (Ort: Institut für Sozialwissenschaften, Seidenstr. 36 (2. OG, M 36.21), 70174 Stuttgart):
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Systemtheoretische und prozesssoziologische Zugriffsweisen

21. April 2013

Die Prozesssoziologie und die Systemtheorie stehen sich in ihren Grundsätzen augenscheinlich unvereinbar gegenüber: Norbert Elias und Niklas Luhmann setzen ihr analytisches Seziermesser auf unterschiedlichen Ebenen an und dementsprechend lassen sich je nach Analysebesteck einige Phänomene unkomplizierter in den Blick nehmen, während sich andere nur schwer beobachten lassen. Trotz aller Divergenzen nehmen beide Soziologen allerdings erkenntnistheoretisch eine ähnliche semikonstruktivistische Position ein und betonen sowohl die Beobachterrelativität aller Wirklichkeitssichten als auch die Wechselprozesse zwischen individueller und wir-zentrierter Realitätskonstruktion. Diese Anschlusspotentiale resultieren nicht zuletzt aus der Offenheit prozess- wie auch systemtheoretischer Denkweisen gegenüber kognitionswissenschaftlichen Forschungssubstraten.

Einen einführenden Überblick über die Grundsätze und erkenntnistheoretischen Positionen von Luhmann und Elias sowie deren Anschlusspotentiale bietet nachfolgendes Skript.

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Elias Luhmann