7. August 2016
Aus dem Studienbrief »Kommunikation und Partizipation im Social Web. Eine Übersicht« (2015). Zum Aspekt der Datenkompetenz der digitalen Gesellschaft vgl. »Mobile Medienkonvergenz – infrastrukturelle Macht – Daten- und Informationskompetenz«.
Der Begriff der Medienkompetenz genießt seit einem Vierteljahrhundert in vielen sozialwissenschaftlichen Disziplinen Popularität, da der ›richtige‹ Umgang mit Medien angesichts ihrer zunehmenden Zentralstellung in Alltag und Beruf als die »zentrale Schlüsselqualifikation in der modernen Gesellschaft« (Jarren/Wassmer 2009: 46) angesehen wird. Dementsprechend haben sich v.a. in der Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Psychologie eine Vielzahl nebeneinanderstehender Definitionen herausgebildet, die jeweils unterschiedliche Aspekte bzw. Dimensionen der Medienkompetenz betonen (siehe Tabelle).
Aufenanger
1997
| Tulodziecki
1997
| Baacke
1998
| Kübler
1999
| Groeben
2002
| Jarren/Wassmer
2009
|
| Kognitive Dimension | Fähigkeit zum sachgerechten Handeln | Medien-
kunde | Kognitive Fähigkeiten | Medienwissen /
-bewusstsein | Reflexive Medien- kompetenz |
| Handlungs-dimension | ... zum selbst-bestimmten Handeln | Medien-
nutzung | Handlungs-fähigkeiten | Rezeptions-
muster | Instrumentelle Medien-kompetenz |
| Moralische Dimension | ... zum sozial verantwortlichen Handeln | Medien-
kritik | Evaluative Fähigkeiten | Medien-
bezogene Kritikfähigkeit | |
| Ästhetische Dimension | ... zum kreativen Handeln | Medien-
gestaltung | Sozial-reflexive Fähigkeiten | | Vermittlungs- kompetenz (sozialbezogen) |
| Affektive Dimension | | | | Medienbezogene Genussfähigkeit | |
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24. Juli 2016
In der Debatte (Heft 15, S. 22–25, hg. durch die Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) ist ein kurzer Aufsatz von Renate Mayntz (*1929) erschienen, der sich mit der Ambivalenz des ›Neuen‹ in der Wissenschaft auseinandersetzt:
»[…] In der Technikentwicklung – und damit in den Technikwissenschaften – ist Können die Frucht von Innovation – ›neu‹ heißt ›besser‹, besser heißt schneller, leichter, billiger – ob es um Licht, Verkehr oder Kommunikation geht. Das Risiko ist hier, dass das Neue nicht funktioniert. Im Unterschied zu den Wirtschaftswissenschaften ist das Janusgesicht des Neuen sowohl in den Technikwissenschaften wie in den angewandten Naturwissenschaften präsent. Bei fast allen naturwissenschaftlich basierten technischen Neuerungen wurde und wird die Möglichkeit negativer Folgen gesehen.
[…] Die Frucht des Neuen in nicht unmittelbar praxisbezogenen Disziplinen ist kein Können, sondern ein Wissen. […] Neues Wissen über die Beschaffenheit der Welt zu gewinnen setzt nicht nur die Bereitschaft voraus, bislang für wahr Gehaltenes anzuzweifeln, sondern auch die Fähigkeit zu erkennen, dass etwas gar nicht Gesuchtes […] der Wirklichkeit näher kommt als das bisher Geglaubte.
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6. Juli 2016
Die Ausgabe 3/2016 der Zeitschrift Soziologie ist erschienen. In ihr findet sich (u.a. neben Peter L. Bergers Essay »Im Strudel der Flüchtlingskrise«) auch mein Beitrag »Soziologie als ›Marke‹« (Postprint):
Dieser Artikel diskutiert die Identität der Soziologie als ›Dachmarke‹ zahlreicher Forschungsfelder entlang ausgewählter Stellungsnahmen von Auguste Comte, Norbert Elias, Niklas Luhmann, Jürgen Habermas und Renate Mayntz. Dabei zeigt sich, dass die selbstgestellte Aufgabe der Soziologie seit jeher weniger in der Kommentierung tagesaktueller Ereignisse, sondern in der Beobachtung langfristiger gesellschaftlicher Entwicklungen und der Entzauberung von Beschreibungsmythen besteht. Gleichwohl kann die Soziologie auf eine disziplinübergreifende Professionalisierung ihrer Öffentlichkeitsarbeit nicht verzichten.

15. Juni 2016
Der Reuters Institute Digital News Report ist in diesen Tagen erschienen und bietet wie in den Jahren zuvor einen kompakten Überblick zur weltweiten Rezeption von Nachrichtenangeboten und die Nutzung der unterschiedlichen Medienkanäle in der individuellen Versorgung mit tagesaktuellen Informationen.
Die Erhebungsresultate für Deutschland lassen sich als Arbeitspapier des Hans-Bredow-Instituts (Hamburg) in ausführlicher Form abrufen. Einige Kernergebnisse:
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9. Juni 2016
Ende Mai ist der Sammelband »The Decentralized and Networked Future of Value Creation« erschienen, in dem sich auch der Artikel »Materializing Digital Futures« findet, den ich zusammen mit Sascha Dickel verfasst habe:
Based on two paradigmatic case studies—Web 2.0 and 3D printing—this chapter explores the semantic patterns of popular media utopias and unfolds the thesis that their continuing success is based on their multireferencial compatibility to a broad variety of sociocultural and socioeconomical discurses. Further, we discuss the ambivalences and social functions of utopian concepts in the digital realm.

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28. Mai 2016
Im Blog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie erscheint derzeit ein Gastbeitrag von Richard Münch in zwei Teilen, der sich mit »Kapital und Arbeit im akademischen Shareholder-Kapitalismus« nach US-amerikanischem Vorbild beschäftigt:
»Es ist […] leicht möglich, dass nicht die Vorteile des globalen Modells mit den Vorteilen der eigenen Strukturen verbunden werden, sondern Nachteile des neuen mit den Nachteilen des alten eine fatale Allianz eingehen. In Deutschland zeigen sich deutliche Merkmale einer solchen fatalen Allianz. Die exorbitant gewachsene Stratifikation des amerikanischen Hochschulsystems mit der Errichtung eines Oligopols der privaten Elite-Universitäten, einem sich verschärfenden Gegensatz von akademischem Kapital und akademischer Arbeit und einer wachsende Entmachtung der Fakultäten […] durch ein übermächtig gewordenes Hochschulmanagement […] verbindet sich mit der feudalen Tradition der deutschen Lehrstuhlstrukturen. Zugleich erodieren die Vorteile eines Hochschulsystems, das bewusst auf die Bildung einer […] von der breiten Masse abgesetzten Elite verzichtet, horizontal breit ausdifferenziert ist und durch den föderalen Pluralismus ausgeprägt multipolar ohne Zentrum/Peripherie-Differenzierung strukturiert ist.«
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21. April 2016
Am 20. April 2016 hat die Europäische Kommission bekannt gegeben, sich verstärkt mit Googles mobilem Betriebssystem Android zu beschäftigen (siehe Factsheet).
»Die Kommission ist der vorläufigen Auffassung, dass Google eine Strategie für Mobilgeräte verfolgt, um seine beherrschende Stellung bei der allgemeinen Internetsuche zu wahren und auszubauen. Erstens wurde so erreicht, dass die Google-Suche auf den meisten in Europa verkauften Android-Geräten vorinstalliert und als Standardsuchdienst bzw. einziger Suchdienst festgelegt ist. Zweitens wird Konkurrenten auf dem Suchmaschinenmarkt auf diese Weise der Marktzugang über konkurrierende mobile Browser und Betriebssysteme versperrt. Außerdem würde den Verbrauchern durch diese Strategie geschadet, weil der Wettbewerb beschränkt und Innovationen bei Mobilgeräten gebremst werden.«
Google hat darauf sogleich mit einem Blogpost reagiert, der im Wesentlichen betont, dass Android im Kern ein Open-Source-Projekt sei:
»Our partner agreements are entirely voluntary—anyone can use Android without Google. […] Any manufacturer can then choose to load the suite of Google apps to their device and freely add other apps as well. […] We provide Android for free, and offset our costs through the revenue we generate on our Google apps and services we distribute via Android. And it’s simple and easy for users to personalize their devices and download apps on their own—including apps that directly compete with ours.«
Weite Teile des Android-Codes stehen in der Tat unter der quelloffenen Apache Licence 2.0 oder vergleichbaren Lizenzen – und insofern ist Android per definitionem ein Open-Source-Projekt. Dennoch lässt es sich keineswegs mit Vorhaben wie GNU, Apache oder dem Linux-Kernel vergleichen (siehe Tabelle). Dazu ein kleiner Auszug aus dem Buch »Open-Source-Projekte als Utopie, Methode und Innovationsstrategie« (Amazon):
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