Vor rund 100 Jahren ist Max Webers Aufsatz »Wissenschaft als Beruf« erschienen, der auf einem Vortrag aus dem Jahr 1917 basiert und sich mit den Ambivalenzen einer Wissenschaftslaufbahn bzw. eines Wissenschaftslebens auseinandersetzt. Nachfolgend einige Ausschnitte daraus, die mir auch heute noch treffsicher erscheinen:
Das Programm der 18th Annual STS Conference Graz 2019 (»Critical Issues in Science, Technology and Society Studies«) steht. Gleich am Montag (6.5.2019) mit dabei: Die von mir moderierte Session »Technology and the promise of decentralization«.
Moritz Becker: Blockchain and the promise of decentralization: A sociological investigation of the claim of social change through technology.
Valentin Janda: Hiding the social — the unintended consequences of digitizing socio-technical work.
Žan Knafelc: Decentralized blockchain: Idea vs. reality.
Nikolay Rudenko: Self-driving cars and a promise of decentralization: The case of Russian development of self-driving cars.
Francesco Bolici: Centralization vs. Decentralization in blockchain: Toward an analytical framework.
Intermediäre Plattformstrukturen sind im Medienbereich kein exklusives Phänomen der Gegenwart. Mit der Verbreitung der Telegrafie entstanden im 19. Jahrhundert die ersten Nachrichtenagenturen, die Meldungen sammeln, verarbeiten und an Einzelmedien vermitteln; zur selben Zeit gründeten sich im Buchhandel die ersten Barsortimente als logistische Verbindungsglieder zwischen Verlagen und Detailhändlern; in nicht wenigen Belangen lassen sich auch Zeitungen als vermittelnde Plattformen zwischen Journalisten, Agenturen, Werbekunden, Vertriebsdienstleistern und Lesern beschreiben.
Erst mit der Etablierung des Internets und alltagstauglicher (mobiler) Endgeräte allerdings sehen sich Rezipienten in der Lage, unabhängig von Ort und Zeit auf die jeweilige Plattform zuzugreifen und die dort angebotenen Inhalte mit algorithmischen Hilfsmitteln selbsttätig zu selegieren – ebenso wie sich heute prinzipiell alle entsprechenden Nutzungsdynamiken sammeln und auswerten lassen. Dadurch tritt zum einen die Plattform als Koordinationsmuster in den Vordergrund gesellschaftlicher Wahrnehmung. Zum anderen gehen mit dieser Plattformisierung einschneidende Verschiebungen in den medienökonomischen Akteurskonstellationen wie auch in den Bedingungen für die zivilgesellschaftliche Herstellung öffentlicher Sichtbarkeit einher, die im Fokus dieses Textes stehen.
Digitalization has long been associated with the promise of a technology-enabled decentralization of social conditions. Although such expectations have regularly fallen short, their underlying generic vision has proven to be astonishingly stable. This paper strives to trace the origin of the notion of decentralizing socioeconomic forms of coordination through technological means-from the do-it-yourself scene of the late 1960s, the computer counterculture of the 1970s and the 1980s, and the debates on cyberspace and Web 2.0 in the 1990s and 2000s to present day ideas of decentralized and distributed forms of production and economic systems. An elaboration of the basic patterns of arguments behind technology-based promises of decentralization and their communicative functions then follows.
Das Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, (2. Auflage, Hg. von Nina Baur und Jörg Blasius) findet sich nun auf SpringerLink.
Das Handbuch ist das erste im deutschen Sprachraum, in dem qualitative und quantitative Methoden gleichberechtigt dargestellt werden und in dem systematisch nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden hinsichtlich Problemen, Prinzipien, Vorgehensweisen, Standards und Gütekriterien für beide Forschungstraditionen gefragt wird. Um diese Fragen zu beantworten, diskutieren ausgewiesene Experten in 112 Beiträgen den aktuellen Stand der Forschung und bieten Forschenden, Lehrenden und Studierenden einen detaillierten Überblick über die verschiedenen Methoden der empirischen Sozialforschung. Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Datenerhebung, also auf standardisierten und offenen Befragungen, sowie auf den digitalen Methoden. Des Weiteren werden auch zahlreiche andere aktuell verwendete Datentypen ausführlich vorgestellt.
Eine der zentralen Lehren der noch jungen Social-Media-Forschung besteht in der Berücksichtigung der soziotechnischen Produktionsbedingungen einer Kommunikation im jeweiligen Medium. So zeichnen sich die Plattformen und Dienste im Social Web durch jeweils spezifische Medienlogiken aus, unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Restriktionen und Anforderungen an die Kommunikation und treten auf diese Weise selbst in Interaktion mit ihren Usern […]. Eine zusätzliche Herausforderung für die empirische Rekonstruktion digitaler Kommunikationsdynamiken ergibt sich aus der ineinander verschränkten Verwendung der verschiedenen Networking- und Messaging-Kanäle im Social Web, welche jeweils anlassbezogen kombiniert werden. Je nach sozialer Verortung sowie privaten bzw. beruflichen Anforderungen verfügen nicht nur sogenannte ‚Digital Natives‘ über höchst individuell organisierte Social Media Repertoires, die sich durch Sozialwissenschaftler allenfalls partiell einsehen lassen.
In Society ist der kompakte Artikel »The Promise of Technological Decentralization. A Brief Reconstruction« erschienen, der sich mit der Entstehungsgeschichte der Vorstellung einer Dezentralisierung sozioökonomischer Koordinationsweisen durch technische Strukturen beschäftigt – von der Do-it-yourself-Szene der späten 1960er-Jahre über die Counter-Computer-Kultur der 1970er- und 1980er-Jahre, die Debatten um das Web (2.0) in den 1990er- bzw. 2000er-Jahren bis hin zu gegenwärtigen Ideen dezentralisierter und distribuierter Wirtschaftsweisen.