Die Liste der Plenar-, Sektions-, Ad-Hoc- und Sonderveranstaltungen im Rahmen des 38. DGS-Kongresses in Göttingen (»Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen«) ist lang und deckt mehr oder minder das gesamte Spektrum der soziologischen Forschung ab. Zu den Themen Digitalisierung und Innovation finden sich diesmal u.a. folgende Sessions im Programm: Weiterlesen »
Ende November ist die Österreichische Zeitschrift für Soziologie 42(4) erschienen – und mit ihr mein Artikel »Der Akteur: Konstruktion und Dekonstruktion einer Beobachtungskategorie« (SpringerLink | Preprint).
Der Beitrag vertritt die These, dass akteurzentrierte und systemtheoretische Zugriffsweisen weniger in einem konkurrierenden als in einem komplementären Verhältnis zueinander stehen, da sie ihr soziologisches Seziermesser auf divergenten Untersuchungsebenen ansetzen. Vor diesem Hintergrund wird zunächst die Konstruktion der Beobachtungskategorie des „Akteurs“ im akteurzentrierten Institutionalismus beleuchtet, bevor die Dekonstruktion individueller und überindividueller Akteure als stabile Handlungseinheiten in der Theorie sozialer Systeme nachgezeichnet wird. Daran anknüpfend werden am Beispiel der durch die Onlinetechnologien angestoßenen Transformationsprozesse die jeweiligen Beobachtungsschwerpunkte und -lücken illustriert. Der Text mündet in einem Plädoyer für ein produktives Nebeneinander beider Perspektiven.
Die kausal rekonstruierende Fallstudie nimmt in der sozialwissenschaftlichen Methodenlehre eine eher randständige Position ein, da sie sich weder als rezeptartig durchführbare Erhebungstechnik noch als dezidiertes methodologisches Paradigma beschreiben lässt. Vielmehr werden im Rahmen dieses Forschungsansatzes vielfältige Erhebungs- und Auswertungsmethoden gegenstandsbezogen miteinander kombiniert, um ein möglichst umfassendes Bild sozialer Wirklichkeit zu zeichnen.
Anders als in der theoriegeleiteten empirischen Sozialforschung, in der zunächst Hypothesen aus existenten sozialwissenschaftlichen Theorien abgeleitet werden, die danach (mit quantitativen Methoden) empirisch überprüft werden, bauen theoretische und empirische Arbeiten im Falle problemorientierter Vorgehensweisen nicht sequentiell aufeinander auf, sondern werden im Sinne der ›Grounded Theory‹ iterativ ineinander verschränkt: Die eingangs aufgestellten Arbeitsthesen und Konzeptualisierungen werden auf der Basis empirischer Beobachtungen fortlaufend spezifiziert und verdichtet, um auf diese Weise verallgemeinerbare Muster zu identifizieren und generalisierbare Erklärungen zu erarbeiten. Kausal rekonstruierende Fallstudien münden in empirisch begründeter Theoriebildung.
Nachfolgendes Skript bietet einen Überblick über das grundsätzliche Vorgehen in kausal rekonstruierenden Fallstudien (Dokumenten- und Datenanalysen, problemzentrierte Interviews, Analyse digitaler Kommunikation etc.). Zum Skript »