Splitter: In digitaler Gesellschaft

10. Oktober 2021

In diesen Tagen erscheint bei Transcript der Sammelband »In digitaler Gesellschaft«, herausgegebenen von Kathrin Braun und Cordula Kropp (als Open-Access-Publikation im Volltext kostenfrei abrufbar). Darin findet sich auch ein Beitrag von mir mit dem Titel »Öffentliche Kommunikation in der digitalisierten Gesellschaft«. Insgesamt verfolgt der Band das Ziel, »die Neukonfiguration demokratischer und kooperativer Technikgestaltung in digitaler Gesellschaft« zu untersuchen (Einleitung, S. 26ff.):

»Nicht nur Bürger und Bürgerinnen, zivilgesellschaftliche Akteur*innen, zukünftige oder gegenwärtige Nutzer und Nutzerinnen sind als noch immer relative neue Akteur*innen ins Feld der Technologiegestaltung eingetreten und bestimmen das Geschehen mit, sondern auch Roboter, Algorithmen, Simulationen, digitale Plattformen und Chatbots mischen sich offensichtlich in der repräsentativen Arena ein. Sie treten mit alten und relativ neuen Akteur*innen in Interaktion, bringen neue Ansprüche und Affordanzen ein, kooperieren in vielfach verschränkten Konstellationen und stellen die demokratische Gestaltung der neuartigen soziodigitalen Arrangements vor neue Herausforderungen. Die Chancen einer sinnvollen, gerechteren und nachhaltigkeitsorientierteren Neukonfiguration und das Verständnis der Bedingungen ihrer Realisierung stehen im Zentrum der folgenden Beiträge. Sie zeigen, dass sich das Verständnis von und die Beziehungen zwischen Expertise, soziotechnischen Arrangements, Gestaltungs- und Beteiligungsansprüchen durch diese neuen Konstellationen verändert. Dabei spielen nicht nur digitale Möglichkeiten und menschliche, nicht-menschliche und soziodigitale Akteur*innen eine Rolle, sondern auch wirkmächtige Visionen und Imaginationen, Macht- und Kräfteverhältnisse sowie Spannungen und Wechselbeziehungen zwischen diesen.

[…] Die Beiträge dieses Bandes zeigen, dass es ›die‹ soziodigitale Zukunft nicht gibt, sondern dass verschiedene Zukünfte um Realisierung konkurrieren und sich heute pfadbildende Entwicklungen vollziehen, die den Umgang mit digitalen Möglichkeitsräumen langfristig prägen werden. Die Frage, welche Pfade und welche alternativen Optionen mehr, welche weniger oder welche gar nicht wünschbar sind, ist dringend und verlangt nach einem demokratischen gesellschaftlichen Diskussions- und Gestaltungsprozess.«


BTW21-Wahlprogramme: Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft

22. September 2021

Die Arbeitsbedingungen in der deutschen Wissenschaft waren diesen Sommer zumindest auf Twitter ein vieldiskutiertes Thema – unter dem Hashtag #IchbinHanna, der als eine Reaktion auf ein verunglücktes Erklärvideo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entstanden ist.

Wie aber adressieren die großen Parteien in ihren Programmen für die Bundestagswahl eigentlich die prekären Arbeitsbedingungen in Forschung und Wissenschaft? Ein kleiner unkommentierter Überblick (wenn keine direkten Ausführungen dazu zu finden sind, werden ersatzweise themennahe Passagen aufgelistet):

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SOI Discussion Paper: Public Communication in the Digital Age

25. August 2021

In der Reihe Stuttgarter Beiträge zur Organisations- und Innovationssoziologie ist das Diskussionspapier »Platformization, Pluralization, Synthetization. Public Communication in the Digital Age« erschienen:

The platformization of communication architectures is accompanied by a diversification of individual media use and an erosion of clear structural boundaries between different streams of public exchange. Nevertheless, it is by now evident that the digital transformation does not lead to a general loss of relevance of journalistic services or mass-received content per se and that selection thresholds remain in public communication despite increased connectivity. Against this backdrop, this paper argues that it is still instructive to describe the negotiation of public visibility as a multi-level process, which is now essentially shaped by the peculiarities of digital platforms: First, it examines the increasing platform orientation in media diffusion. Second, it discusses the associated diversification of individual media repertoires and the pluralization of public exchange. Then, the paper elaborates on three basic levels of public communication characterized by a heterogenous interplay of social and technical structuring services.


Sommerlektüre: Umberto Eco über Fortschritt, Verhandlung und Optimismus

31. Juli 2021

1999 ist ein Interviewband mit dem Titel »Das Ende der Zeiten« in deutscher Übersetzung erschienen, in dem sich Umberto Eco, Stephen Jay Gould, Jean Claude Carrière und Jean Delumeau über den bevorstehenden Jahrtausendwechsel mit den drei Initiator*innen des Bandes ausgetauscht haben (leider indes nicht wechselseitig). Das Buch, das mir neuerlich beim Aufräumen wieder in die Hand gefallen ist, hat vollkommen zurecht enttäuschte Rezensionen erfahren (im Deutschlandfunk z.B. war von »Cocktailgeplauder« die Rede).

In losem Anschluss an die in diesem Blog vor einiger Zeit verfolgte Serie »Heute ist die Zukunft von gestern« erscheint es mir im Jahre 2021 allerdings durchaus anregend, erneut einen Blick auf das Gespräch mit Umberto Eco zu werfen, der sich in jenem Interview immer wieder auch etwa mißverstanden fühlte.

Eco über Fortschritt

»Ich habe gesagt, daß unsere westliche Zivilisation mit der Idee einer bestimmten Richtung der Geschichte entstanden ist, die eng mit der Idee des Fortschritts verbunden ist. Der Begriff Fortschritt kann allerdings auf zwei verschiedene Weisen verstanden werden. Zum einen in dem Sinne, daß man niemals zurückkehren kann, daß das Gesetz der Natur (aber auch der Kultur) Transformation ist und daß wir, wenn wir uns zu unserer Vergangenheit zurückwenden, sie so überdenken, daß etwas Neues entsteht. Zum anderen in dem Sinne, daß alles, was später kommt, besser ist als das bisher Vorhandene. Diese beiden Vorstellungen sind nicht identisch. Wenn man etwas anders macht, kann man auch Monster produzieren. Im 19. Jahrhundert wurde die Idee des Fortschritts als unendliche und umumkehrbare Vervollkommnung vergöttlicht. […] In unserem Jahrhundert wurde verstanden, daß Fortschritt nicht unbedingt kontinuierlich und kumulativ ist. […] Die gegenwärtige Ökologie ist vielleicht das wichtigste Moment dieser Infragestellung des Fortschritts.« (244f.)

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Splitter: Digital News Report 2021

24. Juni 2021

Der Reuters Institute Digital News Report 2021 ist erschienen und bietet wie in den Jahren zuvor einen Überblick zur weltweiten Rezeption von Nachrichtenangeboten und Nutzung der unterschiedlichen Medienkanäle in der individuellen Versorgung mit tagesaktuellen Informationen. Erhoben worden sind die Daten Anfang des Jahres (Januar/Februar). Diesmal gibt es erstmals auch die Möglichkeit, einige der erhobenen Daten nach individuellen Kriterien selbst zusammenzustellen. Für Deutschland wird vor dem Horizont der Covid19-Pandemie u.a. folgendes Fazit gezogen:

»While the smartphone extends its lead as the most important device for online news, people in general rely on traditional news brands. TV brands benefit from the desire for reliable news whereas Facebook’s role as news source decreases

Hier die wichtigsten Links dazu: