Splitter: Mythos Digital Natives

3. August 2017

Seit dem mittlerweile allseits bekannten Aufschlagstext (2001) von Marc Prensky hat die Unterscheidung von »Digital Natives« und »Digital Immigrants« eine erstaunliche diskursive Karriere hingelegt.

»What should we call these ›new‹ students of today? Some refer to them as the N-[for Net]-gen or D-[for digital]-gen. But the most useful designation I have found for them is Digital Natives. Our students today are all ›native speakers‹ of the digital language of computers, video games and the Internet.

So what does that make the rest of us? Those of us who were not born into the digital world but have, at some later point in our lives, become fascinated by and adopted many or most aspects of the new technology are, and always will be compared to them, Digital Immigrants.«

Ein in diesem Sommer erschienener feldüberblickender Artikel (Kirschner/Bruyckere 2017) kommt nun allerdings zu dem Schluss, dass es diesen in den Feuilletons und in den Sozialwissenschaften vielreferenzierten, technikkompetenten und zum ständigen Multitasking befähigten »Digital Native« realiter gar nicht gibt:
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AWA 2017 kompakt

19. Juli 2017

Die diesjährige Ausgabe der seit 1959 durchgeführten Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) zu den Konsum- und Mediengewohnheiten der deutschen Bevölkerung (23.356 Befragte insgesamt; Herbst 2016 / Frühjahr 2017; Grund­gesamtheit: deutschspr. Bevölkerung ab 14 J.) ist erschienen. Einige Ergebnisse:

(Mobile) Internetnutzung

  • 90 Prozent der 16- bis 69-Jährigen nutzten das Internet (2010: 77 Prozent); damit folgt die Verbreitung des Internets im Groben in seiner Geschwindigkeit der Verbreitung des Fernsehens in der BRD ab 1956.
  • Das tägliche Zeitbudget für die Mediennutzung insgesamt ist für die Bevölkerung ab 14 Jahren im Schnitt leicht rückläufig (2005: 10 h, 2017: 9:26 h).
  • Anfang 2017 hatten 68 Prozent der Befragten und 94 Prozent der unter-30-jährigen Befragten ein Smartphone zur Verfügung (dafür gaben 14 Prozent der Haushalte an, keinen Festnetzanschluss mehr zu haben).
  • 51 Prozent der Befragten gaben an, das Internet »ständig, fast die ganze Zeit, mehrmals täglich« zu nutzen. 36 Prozent fanden es wichtig, immer erreichbar zu sein; 31 Prozent verschicken lieber Textnachrichten als zu telefonieren.
  • Zum Nutzerkreis von »sozialen Netzwerken« gehörten 77 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, 56 Prozent der 30- bis 44- und 31 Prozent der 45- bis 59-Jährigen.

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Splitter: Digital News Report 2017

23. Juni 2017

Der Reuters Institute Digital News Report 2017 ist erschienen und bietet wie in den Jahren zuvor einen Überblick zur weltweiten Rezeption von Nachrichtenangeboten und Nutzung der unterschiedlichen Medienkanäle in der individuellen Versorgung mit tagesaktuellen Informationen: Hier die wichtigsten Links dazu:

Kernergebnisse: Das Vertrauen in journalistische Nachrichtenangebote ist mit 40 Prozent über alle Länder hinweg weiterhin niedrig; in der BRD liegt dieser Wert bei 50 Prozent. Hierzulande und in vielen anderen europäischen Ländern ist die Social-Media-Nutzung in der News-Rezeption rückläufig (nicht aber in den USA). Die aktive Partizipation im Web verharrt im Nachrichtenbereich auf geringem Niveau. Sascha Hölig (Hans-Bredow-Institut für Medienforschung) begründet das wie folgt:

»Es ist nur ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung, der Nachrichten teilt und kommentiert, nur zehn Prozent der Nutzer von sozialen Medien. Es ist ein verbreitetes Zerrbild, dass die Menschen alles diskutieren und teilen möchten. Das Interesse daran besteht gar nicht. Man sollte nicht unterschätzen, wie viele die klassische Lean-Back-Situation vor dem Fernseher vorziehen, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen.«


Neues Buch: Kollektivität und Macht im Internet

17. Juni 2017

Anfang Juli erscheint das von mir und Ulrich Dolata zusammengestellte Buch »Kollektivität und Macht im Internet: Soziale Bewegungen – Open Source Communities – Internetkonzerne« (Amazon, 19,90 Euro). Das Einführungskapitel lässt sich schon jetzt als Leseprobe bei Springer VS herunterladen.

Das Buch geht den Fragen nach, wie sich die vielfältigen neuartigen Formen von Kollektivität in der Internetgesellschaft voneinander unterscheiden und typisieren lassen und welche Rolle die technischen Infrastrukturen des Netzes für deren Entstehung bzw. Verstetigung spielen. Es wird diskutiert, auf welche Weise sich die Mobilisierung und Organisierung sozialer Bewegungen durch Social Media verändert, wie Arbeits- und Entscheidungsprozesse in Open-Source-Communities strukturiert sind und über welche ökonomische und regelsetzende Macht die großen Internetkonzerne als wesentliche Gatekeeper und Kuratoren der Kommunikation im Netz heute verfügen.


Splitter: »Information Operations and Facebook«

2. Mai 2017

Ende April hat Facebook den Bericht »Information Operations and Facebook« veröffentlicht (Autoren: Jen Weedon, William Nuland, Alex Stamos). Darin diskutiert das Unternehmen zurückliegende ›Informationsfeldzüge‹ (etwa im US-Wahlkampf) und inwiefern neuartige Analysetechnologien diesbezüglich Abhilfe schaffen könn(t)en:

»Civic engagement today takes place in a rapidly evolving information ecosystem. More and more, traditional forums for discussion, the exchange of ideas, and debate are mirrored online on platforms like Facebook – leading to an increase in individual access and agency in political dialogue, the scale and speed of information consumption, as well as the diversity of influences on any given conversation. […] The overuse and misuse of the term ›fake news‹ can be problematic because, without common definitions, we cannot understand or fully address these issues. […] We’ve adopted the following terminology to refer to these concepts:
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Querverweis: US-Studie zur Plattformökonomie

27. November 2016

Das PEW Research Center hat vor einigen Tagen eine Studie zur US-amerikanischen Plattformökonomie veröffentlicht (vgl. zum Phänomen der »Plattformlogik als digitale Marktordnung«: Kirchner/Beyer 2016a, 2016b). Ihre Ergebnisse basieren auf einer Befragung von ca. 4000 US-Amerikanern via Mail und Web:

»In the context of gig employment, nearly one-in-ten Americans (8%) have earned money in the last year using digital platforms to take on a job or task. Meanwhile, nearly one-in-five Americans (18%) have earned money in the last year by selling something online, while 1% have rented out their properties on a home-sharing site. Adding up everyone who has performed at least one of these three activities, some 24% of American adults have earned money in the ›platform economy‹ over the last year.

[…] Participation in labor platforms, for example, is more common among blacks and Latinos than among whites, more common among those with relatively low household incomes than those with relatively high household incomes, and more common among young adults than any other age group. But when it comes to capital platforms such as online selling, the reverse is true […]. Some 60% of labor platform users say that the money they earn from these sites is ›essential‹ or ›important‹ to their overall financial situations, but just one-in-five online sellers (20%) describe the money that they earn in similar terms.«


›Big Data‹ als Erwartungsraum

20. Oktober 2016

Auf Soziopolis ist heute als Aufschlag zum Themenschwerpunkt »Big Data« mein Essay »›Big Data‹ als Erwartungsraum« erschienen:

big-data

Seit die britische Wochenzeitung The Economist digitalen Datenfluten 2010 eine große Sonderausgabe gewidmet hat, genießt der Begriff ›Big Data‹ eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit. Bereits in den Jahrzehnten davor hat sich allerdings eine facettenreiche Debatte um die Computerisierung der Gesellschaft entwickelt und in der aktuellen Diskussion spiegeln sich viele der utopischen bzw. dystopischen Prophetien wider, die seit den 1960er-Jahren mit Massendaten verknüpft wurden. Diese Erwartungsdynamiken möchte ich im Folgenden nachzeichnen, um anschließend die Rolle der Sozialwissenschaften in diesem Diskurs zu beleuchten.

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