Splitter: Charts und Karten

10. Mai 2011

Vor fünf Monaten wurden hier die eindrücklichen Weltkarten des Projekts Worldmapper vorgestellt. Mittlerweile haben die Online-Fluten einige weitere Charts und Karten an die Gedankenstrich-Küste gespült. Die Interessantesten werden im Folgenden präsentiert:

  • Social Media: Die Erfolgsgeschichte von Facebook und der Verfall von MySpace lassen sich ganz gut anhand der Online-Communities-Karten von Randall Munroe (von 2007 und 2010) nachvollziehen.

Social Media 1Social Media 2010 Weiterlesen »


Die 36 Thesen des Jeff Jarvis – Zusammenfassung und Diskussion

8. Mai 2011

Der New Yorker Medienprofessor Jeff Jarvis hat in seinem Blog 36 Thesen zur Zukunft der Nachrichtenbranche zur Diskussion gestellt (auch auf deutsch). Einige erhellende Schlaglichter sollen hier zusammengefasst werden:

  • Geschäftsmodelle: »Tugend ist kein Geschäftsmodell. Nur weil Sie gutes tun, verdienen Sie es nicht, dafür bezahlt zu werden. […] Geschäftsmodelle basieren weder auf Ansprüchen, noch auf Emotionen. […] Auf dem Markt zählt nur der Wert. Wert wird durch Nachfrage bestimmt. Welches Problem lösen Sie? Wenn jemand Ihre Aufgabe günstiger, besser und schneller anbieten kann, wird er es machen.«
  • Digitale Regeln: »Sie werden den Markt nicht länger kontrollieren. […] Sie sind ein Mitglied eines Ökosystems. Gehen Sie gut mit Anderen um. […] Überfluss wird die Preise digital noch stärker nach unten treiben als in Print. […].«

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  • Chancen I (lokale Angebote):  »[…] es geht darum, Angebote für lokale Händler zur Serienreife zu bringen (über alle  Plattform – nicht einfach Platz auf einer Medienseite zu verkaufen, sondern auch bei der Umsetzung mit Google Places, Foursquare, Facebook-Deals und Twitter-Specials zu helfen) und neue, unabhängige, unternehmerische Verkaufskräfte zu etablieren.« Weiterlesen »

Splitter: GuttenPlag — Wer steckte dahinter?

4. Mai 2011

»Die Macht des Netzes wird immer größer. Das haben gerade Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, und […] Karl Theodor zu Guttenberg, CSU, zu spüren bekommen. Binnen Tagen wurden immer neue Plagiatsvorwürfe erhoben, die Doktorarbeit des Ministers von der so genannten Schwarmintelligenz auseinander genommen.«

Mit diesen Worten begann am 8.3.2011 ein Beitrag des ZDF-Magazins »Frontal21«. Doch welche Menschen waren Ende Februar 2011 tatsächlich aktiver Teil des anonymen Schwarms der Plagiate-Jäger auf de.guttenplag.wikia.com? Um diese Fragen zu beantworten, haben Max Ruppert und Julius Reimer von der TU Dortmund in der »heißen Phase« des Projektes eine Online-Umfrage direkt auf der GuttenPlag-Plattform durchgeführt und so innerhalb von nur 48 Stunden über 1000 Datensätze gewonnen, die sie in den darauffolgenden Wochen nach statistischen Merkmalen ausgewertet haben.

GuttenPlag

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Heute ist die Zukunft von gestern: Tablet-Special

29. April 2011

Bereits 1981 starteten die ersten Pilotversuche mit elektronischen Zeitungen, so z.B. der Electronic Examiner in San Francisco (vgl. Video) oder in etwas anderer Form der Bildschirmtext (BTX) ab 1983 in der BRD. In Sachen Usability und Leseerlebnis blieben freilich zu dieser Zeit noch viele Fragen offen und auch noch 1995 notierte Clifford Stoll in einem Newsweek-Artikel, der traurige Berühmtheit erlangt hat, da er rückblickend mit den meisten seiner Einschätzungen zum Web insgesamt so falsch wie nur möglich lag:

»The truth in no online database will replace your daily newspaper […]. The Usenet, a worldwide bulletin board, allows anyone to post messages across the nation. […] The result? Every voice is heard. […] When most everyone shouts, few listen. How about electronic publishing? Try reading a book on disc. At best, it’s an unpleasant chore: the myopic glow of a clunky computer replaces the friendly pages of a book. And you can’t tote that laptop to the beach.«

Zur gleichen Zeit arbeitete indes ein 1992 gegründeter Think Tank des Medienkonzerns Knight Ridder (bis 2006 zweitgrößter US-amerikanischer Zeitungsverleger) an der digitalen Zukunft der Zeitung – und zwar auf einem Tablet, komplett mit Personlisierungsoptionen, Bilderstrecken, Kontextinformationen, mobilen Kaufoptionen, Suchmöglichkeiten und Videos. Da man sich damals noch nicht vorstellen konnte, einen Touchscreen mit plumpen Fingern zu bedienen, diente ein Stift als Eingabegerät, ansonsten aber wird in dem nachfolgenden Video von 1994 ein Tafel-Computer vorgestellt, der dem Apple iPad sehr nahe kommt und dessen Einführung für die Jahrtausendwende prognostiziert wurde:

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re:publica 2011: Zeichen der Professionalisierung

15. April 2011

Die re:publica 2011 ist heute zu Ende gegangen und führt die zunehmende Professionalisierung der deutschen Social-Media-Szene vor Augen: Das erfolgreiche Blog netzpolitik.org (*2002/2004, »Plattform für Freiheit und Offenheit im digitalen Zeitalter«) hat jüngst einen Relaunch hingelegt, wird neuerdings durch ZEIT Online vermarktet und dessen Gründer Markus Beckedahl (der schon 2007 als »digitaler Gesellschafter« firmierte) hat rechtzeitig zur Berliner Konferenz zusammen mit Mitstreitern die Digitale Gesellschaft gegründet, um den Onlinern eine Stimme zu geben und »effektiver für digitale Bürgerrechte einzutreten« – worüber u.a. auf ZEIT Online ausführlich berichtet wurde.

Formiert und organisiert sich die deutsche Social-Media-Gemeinde also in diesen Tagen um mit vereinter Stimme für Freiheit und Offenheit im Netz zu kämpfen? Zumindest Sascha Lobo (der hier nicht wegen seiner Frisur, sondern tatsächlich nur aufgrund seines Vortrags erwähnt wird) war nicht dieser Meinung: »Ihr sollt die digitale Gesellschaft prägen – und ihr habt versagt« ruft er in die Menge. Und weiter: »Ihr redet nur zu den gleichen 1500 Deppen – über Twitter erreicht ihr null die Leute da draußen.« Andererseits kann derartige Kritik auf einer solchen Konferenz ja aber auch ein Schritt in Richtung Selbsterkenntnis sein… Wer mehr zu diesem Thema und über »Trolle« im Netz erfahren möchte, sollte zumindest die ersten und letzten Minuten des nachfolgenden Mitschnitts von Lobos doppelbödigem Vortrag ansehen:

Auch der Philosoph Gunter Dueck mahnte zur Willensbildung und Professionalisierung der Webaktivisten – es gehe darum, »endlich in die digitale Zukunft« aufzubrechen. In seinem vielgelobten Vortrag beschrieb er das »Internet als Betriebssystem für die Gesellschaft« und die Teilnehmer der re:publica als potentielle Verbindungsstellen zwischen Netzgemeinde und Rest-Bevölkerung, welche die Gesellschaft nachhaltig verändern könnten, solange diese »nicht nur immer weiter noch mehr Wissen ansammeln wollen«, sondern damit beginnen, ihre Fähigkeiten aktiv an die breite Masse weitergeben.

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Zurück in die Vergangenheit: Btx vs. WWW

7. April 2011

Das Internet als Grundidee existierte unter verschiedenen Bezeichnungen schon seit 1969 und ermöglichte militärischen und wissenschaftlichen Institutionen die Datenübertragung von Computer zu Computer. Die breite Öffentlichkeit jedoch sah sich kaum mit solchen Kommunikationsmöglichkeiten konfrontiert und schien auch kein gesteigertes Interesse daran zu entwickeln: Die Deutsche Bundespost etwa startete mit dem Bildschirmtext (Btx) schon 1983 einen interaktiven Onlinedienst und erwartete bis 1986 ca. 1. Mio. Nutzer; tatsächlich jedoch konnten Ende des genannten Jahres nur 60.000 Kunden verzeichnet werden (vgl. Pospischil 1987).

Bildschirmtext

Augenscheinlich hielten es nicht nicht genügend Verbraucher für hinreichend sinnvoll, elektronisch Briefe zu schreiben, einzukaufen, Bankgeschäfte zu erledigen oder Informationen zu recherchieren — und das, obwohl die Deutsche Bundespost schon »die größte Informationsrevolution seit der Erfindung des Buchdrucks« heraufbeschwor. Dieser Misserfolg mutet zunächst seltsam an, denn eigentlich bot schon Btx viele der Innovationen, die später mit dem WWW assoziiert wurden. Allerdings existierten folgenschwere Einschränkungen: Die Btx-Inhalte wurden auf zentralen Servern ablegt; wer publizieren wollte, musste sich die Rechte dazu erkaufen; die Btx-Nutzer zahlten pro Seitenabruf; die Bedienung gestaltete sich umständlich; und die Angebote waren nicht verknüpft; Btx-Kunden beklagten neben der mangelhaften Usability primär die Menge an Werbeangeboten (vgl. Spiegel 1984).

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Social Media und die Landtagswahl im Süden

27. März 2011

Wir erinnern uns – Social Media als neue Mobilisierungskanäle im Wahlkampf waren 2008/2009 ein ganz großes Thema:

»Der Wahlkampf von Präsident Barack Obama hat neue Maßstäbe in der Mobilisierung von Bevölkerungsmassen gesetzt. Fundamente dieser Mobilisierung waren die pro-aktive Verwendung von Kommunikationsplattformen des Web 2.0 und das kreieren einer Marke ‘Obama’, die sich über eben diese Plattformen etablierte.«

»Obama« hatte über 3 Mio. Freunde auf Facebook (McCain: 0,6 Mio.), über 1 Mio. Bekannte auf Myspace (McCain: 0,2 Mio.) und über 100.000 Follower auf Twitter (McCain: 5000). Dass Obama 2009 zu Protokoll gab, selbst noch nie Twitter genutzt zu haben, und damit die Social-Media-Aktivitäten in seinem Namen als reine Marketing-Instrumente entlarvte, soll hier nicht erneut in aller Breite diskutiert werden (vgl. einen CARTA-Artikel). Welche Rolle aber spielten Social Media im Landtagswahlkampf 2011 in Baden-Württemberg? Weiterlesen »