Der Abschlussbericht unseres Projekts zu digitalen Plattformen in kommerziellen und gemeinwohlorientierten Arbeitszusammenhängen (2017–2020) ist als Study 460 der Hans-Böckler-Stiftung erschienen. Klappentext:
Diese Studie nimmt den Einsatz von digitalen Plattformen in kommerziellen und gemeinwohlorientierten Arbeitszusammenhängen in den Blick. Ausgehend von Fallstudien zu neuen Formen der kollaborativen Herstellung und Entwicklung sowie zu kommerziellen und gemeinwohlorientierten Ausprägungen der Plattformarbeit untersucht sie das veränderte Zusammenspiel von technischen und sozialen Strukturierungsleistungen in der Koordination von Arbeit. Daran anknüpfend fragt die Studie nach dem arbeitspolitischen Regelungsbedarf, der sich aus den betrachteten Rekonfigurationen ergibt.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche veränderten Irritationspotenziale für zivilgesellschaftliche Initiativen mit der digitalen Transformation der Gesellschaft verbunden sind. Der erste Abschnitt diskutiert die sich wandelnden soziotechnischen Infrastrukturen der öffentlichen Kommunikation. Der zweite Abschnitt beleuchtet anhand empirischer Fallskizzen, welche Problemstellungen der zivilgesellschaftlichen Irritationsgestaltung sich in diesem veränderten Umfeld unkomplizierter überwinden lassen und welche Probleme neu entstehen. Daran anknüpfend expliziert der Beitrag die These, dass trotz des medientechnischen Infrastrukturwandels basale Selektionsschwellen in der gesellschaftlichen Gegenwartsbeschreibung erhalten bleiben, deren Überwindung ein hohes Maß an kommunikativer Persistenz verlangt.
Das englischsprachige Sonderheft der Soziologischen Revue für das Jahr 2020 trägt den Titel »Soziologie – Sociology in the German-Speaking World« und gibt in 34 Kapiteln eine konzise (naturgemäß selektive) Übersicht zur soziologischen Forschung im deutschsprachigen Raum. Neben systematischen Überblicken zu den Entwicklungen in vielfältigen ›Bindestrichsoziologien‹ finden sich instruktive Einblicke in zahlreiche aktuelle Diskurse (z.B. Environment, Social Movements). Für die Technik- und Mediensoziologie besonders interessant sind die Kapitel zu Media and Communication (Andreas Hepp) sowie Technology and Innovation (Werner Rammert). Der Band ist kostenfrei (Open Access) auf den Seiten des Verlags De Gruyter zugänglich und lässt sich dort als PDF und EPUB herunterladen.
In dieser Veranstaltung der DGS-Sektionen Jugendsoziologie und Wissenschafts- und Techniksoziologie sowie der ÖGS-Sektion Technik- und Wissenschaftssoziologie im Rahmen des gemeinsamen Kongresses der Deutschen und Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (August 2021) möchten wir das Verhältnis von Jugend und Digitalisierung ausloten und jugendsoziologische Positionen mit techniksoziologischen Betrachtungen zur Aneignung digitaler Medien in jüngeren Altersgruppen sowie zu den Wechselwirkungen von sozialen und technischen Wandlungsprozessen in Bezug setzen. Wir freuen uns über empirische oder konzeptuelle Beiträge, die u.a. folgende interagierende Themenfelder adressieren:
Digitalisierung und Sozialisation: Auch wenn Jugendliche heute wie selbstverständlich in eine digitalisierte Gesellschaft hineinwachsen und als ›digital natives‹ bezeichnet werden, gehen damit nicht automatisch erhöhte Medien- und Datenkompetenzen oder grundlegend veränderte Nutzungs- und Rezeptionsweisen einher. Vielmehr lassen sich in unterschiedlichen Milieus divergente Verwendungs- und Kompetenzmuster erkennen. Wie lässt sich das Verhältnis zwischen sozialer Lage, jugendlichen Identitätsentwürfen, Prozessen der Selbstsozialisation sowie digitalen Möglichkeitsräumen konzeptualisieren? Welche empirischen Erkenntnisse liegen dazu bislang vor?
Digitalisierung und soziale Ungleichheit: Wie wirken sich verschiedene soziokulturelle und sozioökonomische Rahmenbedingungen auf die Teilhabemöglichkeiten Jugendlicher im digitalen Raum aus? Im Verlauf der Covid-19-Pandemie ist etwa eine hohe Ungleichheit schon bei den Zugangsbedingungen offenkundig geworden (z.B. wenn sich Familien auf engen Raum wenige digitale Endgeräte und eine begrenzte Online-Bandbreite einteilen müssen). Und umgekehrt: Inwiefern verstärken sich mit der Digitalisierung eingespielte (z.B. geschlechterspezifische) Ungleichverteilungen hinsichtlich materieller und immaterieller Ressourcen bzw. individueller Berufs- und Lebenschancen?
Digitalisierung und Alltagspraktiken: Auf welchen lebensweltlichen Feldern (z.B. Politik, Bildung, Freizeit, Konsum) sind Jugendliche eher Trendführende und Profiteure oder vice versa eher Betroffene und Gefährdete der Digitalisierung? Welche neuen Formen der Jugendkultur sind im Verlauf der digitalen Transformation neu entstanden und durch welche Ausdrucksweisen zeichnen sich diese aus? Welche jugendkulturellen Ausprägungen haben an Bedeutung verloren? Welche jugendlichen Alltagspraktiken lassen sich heute nur noch im Spiegel medientechnologischer Arrangements verstehen? Sind alltägliche und subkulturelle jugendliche Austausch- und Darstellungsmuster im Online-Kontext heute für die empirische Analyse zugänglicher als dies früher der Fall war?
Am 14. Juni 1920 ist Max Weber (geb. 1864) verstorben. Am 17. Juli veranstaltete die Heidelberger Studentenschaft eine akademische Trauerfeier, zu welcher der Psychiater und Philosoph Karl Jaspers (1883–1969) eine Rede beisteuerte. Jaspers war seit seiner Studentenzeit mit Weber befreundet und trug maßgeblich zur posthumen Einordnung von Webers Gesamtwerk bei. Jaspers’ Rede ist mir vor einigen Tagen in einem Band von 1951* in die Hände gefallen. Einige Ausschnitte:
Am 10. und 11. Dezember veranstaltet die DGS-Sektion Wissenschafts- und Technikforschung die digitale Tagung »Wissenschafts- und Techniksoziologie in der digitalisierten Gesellschaft: Theorien, Methoden, Perspektiven«.
Neben Beiträgen von Anne K. Krüger, Ingmar Lippert und Susann Wagenknecht, Lisa Schwaiger, Christopher Grieser, Marc Mölders, Johannes Weyer, Dirk Baecker, Thorsten Peetz, Roger Häußling, Stefan Laser, Bianca Prietl, Cordula Kropp, Ole Pütz und Ingo Schulz-Schaeffer sowie Daniel Guagnin und Jörg Pohle freuen wir uns auf eine Keynote von Noortje Marres zum Thema »Digital Sociology. From Situational Analysis to Situational Analytics«.
Im Kontext der digitalen Transformation der Gesellschaft rücken […] neue Spielarten der offenen wie partizipativen Zusammenarbeit in den Aufmerksamkeitsbereich der sozialwissenschaftlichen Forschung. Vor diesem Hintergrund nimmt der vorliegende Beitrag die hierzulande bislang beobachtbaren Ausprägungen kollaborativer Herstellung und Entwicklung materieller Güter in den Blick: Nach einer historischen Einordnung erfolgt eine typologisierende Vermessung des Feldes, in der die sehr unterschiedlich ausgerichteten Spielarten offener Werkstätten und Labs entlang ihrer Ziele, ihrer Koordinationsformen sowie ihrer Finanzierungsweisen voneinander abgegrenzt werden. Daran anknüpfend werden mit diesen neuen Kollaborationsformen einhergehende Potenziale und Risiken diskutiert.
Als klar wurde, dass der 40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie nicht in klassischer Präsenzform stattfinden kann, war ich zunächst etwas niedergeschlagen, da so ein Event ja auch wesentlich von alledem lebt, was sich nicht im eigentlichen Veranstaltungsprogramm finden lässt. Bereits seit Anfang des Sommers liegt nun allerdings ein überaus spannendes und vielseitiges Programm für die virtuelle Version des Kongresses vor, die vom 14. bis 24. September stattfinden wird.
Digitale Daten und neue Methoden: Chancen und Herausforderungen für die Soziologie (Freitag, 18.9.2020, 13.30–16.30 Uhr). Mit Beiträgen von Nina Baur und Peter Graeff, Sebastian Dahm und Simon Egbert, Roger Häußling und Sascha Zantis, Karoline Krenn und Jens Tiemann, Arno Simons, Ingmar Lippert und Tahani Nadim sowie Carsten Ochs und Katharina Kinder-Kurlanda.