Im Sommer ist die diesjährige Ausgabe der seit 1959 durchgeführten Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) zu den Konsum- und Mediengewohnheiten der deutschen Bevölkerung (23.318 Befragte; Herbst 2018 / Frühjahr 2019; Grundgesamtheit: deutschspr. Bevölkerung ab 14 J.) erschienen. Ausgewählte Ergebnisse:
Rezeption tagesaktueller Nachrichten
Ein wachsender Anteil der jüngeren Altersgruppen informiert sich nicht (mehr) regelmäßig über das aktuelle Nachrichtengeschehen: Lediglich 45 Prozent der 14- bis 19-Jährigen und 67 Prozent der 20- bis 29-Jährigen gaben an, sich gestern über das aktuelle Geschehen informiert zu haben. In den Altersgruppen ab 40 waren es hingegen 80 bis 90 Prozent.
In der Langfristbetrachtung zeigt sich, dass das Interesse an tagesaktuellen Nachrichten zumindest zum Teil auch an die jeweilige Lebensphase gekoppelt zu sein scheint: 2004 gaben 55 Prozent der 14-19-Jährigen an, sich über das aktuelle Geschehen täglich zu informieren. Diese Befragten fielen heute in die Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen, die Ende 2018/Anfang 2019 zu 75 Prozent angaben, am Tag zuvor tagesaktuelle Nachrichten abgerufen zu haben.
Im »Glaubwürdigkeitsranking« liegen das öffentliche TV und Radio (70 bzw. 64 Prozent), Lokalzeitungen und überregionale Zeitungen (64 bzw. 61 Prozent) sowie Wochenmagazine und -zeitungen weit vor Onlineangeboten von klassischen Medienanbietern wie z.B. Spiegel Online (20 Prozent), Privatfernsehen (15 Prozent), Angeboten von Online-Diensten (8 Prozent) sowie Blogs, Foren und Social-Networking-Diensten (8 bzw. 7 Prozent).
José van Dijck und Kollegen haben im OA-Journal Internet Policy Review jüngst den Artikel »Reframing Platform Power« veröffentlicht und schlagen darin drei paradigmatische Reorientierungen vor:
»First, academics and policymakers need to deliver a more precise analysis and nuanced assessment of how the integrated ecosystem of platforms functions. […] Such analyses can become more concrete when starting with an inquiry into selected areas of infrastructural power […]. But rather than examining them as single markets run by single proprietary ecosystems in the interests of consumers, it is essential to approach them as part of an integrated ecosystem inhabited by citizens who have become fully dependent on these systems for governing their personal and collective wellbeing.
Secondly, nuanced analyses of power in the integrated platform ecosystem can help articulate a cohesive set of governance principles, both at the EU-level as well as at national and local levels. New EU-reports evaluating approaches to platforms and data are beginning to show an awareness towards integrated societal interests […]. And at the local level, there is a growing awareness that cities and civil society organisations play a vital role in communal efforts to govern the platform society […].
Thirdly, an analytic reframing of platform power could nourish efforts in various countries to harmonise, expand, and update current regulation. Harmonising single regulatory frameworks for antitrust, consumer, and competition law with recent updated frameworks that address privacy, media regulation, and net neutrality may be a first step towards an integrative approach […].«
Das Office of Technology Assessment (OTA) beriet den US-Kongress 1972 bis 1995 in wissenschaftlichen und technischen Fragen. 1981 publizierte das OTA den Bericht »Computer-Based National Information Systems: Technology and Public Policy Issues«, in dem bereits zahlreiche Problem- und Fragestellungen aufgegriffen wurden, die auch heute noch die Debatten um die ›digitale Transformation‹ prägen (S. IXf.):
Der Reuters Institute Digital News Report 2019 ist erschienen und bietet wie in den Jahren zuvor einen Überblick zur weltweiten Rezeption von Nachrichtenangeboten und Nutzung der unterschiedlichen Medienkanäle in der individuellen Versorgung mit tagesaktuellen Informationen: Hier die wichtigsten Links dazu:
Auf der re:publica 19 (07. Mai, Stage 3, 13:45–14:45 Uhr) diskutiere werde ich zusammen mit Claudia Henke (h3-o eG), Magdalena Ziomek-Frackowiak (SMartDe eG) und Thomas Gegenhuber (Leuphana Universität Lüneburg) über die aktuelle Plattformökonomie und die Frage, wie sich plattformbasierte Geschäftsmodelle und Arbeitsformen gemeinwohlorientiert gestalten lassen:
Amazon, Google, Facebook und Co generieren mit den von den Nutzer/innen unentgeltlich bereitgestellten Daten enorme Profite, geben aber nur einen Bruchteil ihrer Gewinne an die Gesellschaft zurück. […] Bemühungen, diese Daten-Monopole, die unsere digitale Infrastruktur dominieren, auf europäischer Ebene kartellrechtlich oder in puncto Datenschutz zu regulieren, gibt es bereits.
Aber auch arbeitsrechtlich entstehen durch die Plattformökonomie neue Herausforderungen: Mechanical Turk, Uber, Helpling, Deliveroo und Foodora treten als reine „Vermittler“ von digitalen („Clickworker“) oder analogen (Taxi- und Essenslieferdienste) Dienstleistungen auf und lehnen jede Verantwortung für die nach Aussage der Plattformen „selbständigen Auftragnehmer/innen“ ab. Kündigungsschutz, Mindestlöhne, Arbeitsschutz und Arbeitszeitregeln werden so umgangen, an vielen Stellen entsteht schon heute ein „digitales Prekariat“. […] Gleichzeitig ermöglichen die permanent gesammelten Daten ein umfassendes Kontrollregime […].
Wie können wir also neue Geschäftsmodelle und neue Arbeitsformen so gestalten, dass sie zum sozialen Fortschritt beitragen? Alternative Modelle wie digitale Genossenschaften, die mit Blick auf Partizipation, Datensicherheit, fairere Arbeitsbedingungen und gesellschaftlichem Nutzen andere Wege beschreiten wollen, haben es aufgrund des sog. Netzwerkeffekts bisher sehr schwer auf den Markt zu kommen und sich gegen die großen Player durchzusetzen. Wir möchten diskutieren, wie ein Ökosystem aussehen muss, in dem sich gemeinwohlorientierte Ansätze wie genossenschaftlich organisierte Plattformen entwickeln können.
Vor rund 100 Jahren ist Max Webers Aufsatz »Wissenschaft als Beruf« erschienen, der auf einem Vortrag aus dem Jahr 1917 basiert und sich mit den Ambivalenzen einer Wissenschaftslaufbahn bzw. eines Wissenschaftslebens auseinandersetzt. Nachfolgend einige Ausschnitte daraus, die mir auch heute noch treffsicher erscheinen: