27. September 2017
Auf den Seiten der Uni Stuttgart findet sich ein kompaktes Gespräch mit mir zu Massenphänomenen, Gemeinschaften und Bewegungen in der digitalen Gesellschaft sowie den Einfluss von Algorithmen auf unsere Kommunikation.
»Die Möglichkeiten des Internets sind vergleichbar mit Strukturen im Städtebau: große Plätze ermöglichen große Versammlungen. Wie diese aber genutzt werden, was daraus entsteht, ist damit noch nicht vorgegeben« […].
[…] Algorithmen sind dafür verantwortlich, dass dem Nutzer vorwiegend das geboten wird, was auf ihn abgestimmt ist. […] Dadurch können […] Filterblasen entstehen, in der die Nutzerinnen und Nutzer praktisch nur noch von dem umgeben sind, was für sie gefiltert wurde. Was nicht ihren Interessen und Meinungen entspricht, nehmen sie kaum noch wahr. »Das kann vor allem im politischen Bereich gefährlich werden“, sagt Schrape, da so in sich geschlossene ›Gegenöffentlichkeiten‹ entstehen können […].
»Schülerinnen und Schüler sollten nicht nur lernen, wie ein Computer funktioniert. Sie sollten sich auch mit den Funktionsweisen der Plattformen, den beteiligten Unternehmen und den Aufmerksamkeitsdynamiken im Netz auseinandersetzen, um besser zu verstehen, warum ihnen bestimmte Meldungen angezeigt werden, welche Daten sie wann freigeben und welche Zusammenhänge dahinter stecken.«
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5. August 2017
In der Radiosendung Breitband auf Deutschlandfunk Kultur vom 5. August 2017 durfte ich im Gespräch mit Vera Linß und Marcus Richter meine Einschätzung zum Verhältnis von journalistischer Arbeit und algorithmischer Selektion im Social Web kundtun. Der Teaser zur zum Thema:
Im Netz lässt sich mit Angst und Wut gut Geld machen. Doch dafür müssen die entsprechenden Artikel erstmal in den Newsfeeds und auf den Websites geklickt werden. Die Folge: Emotionalisierte Headlines locken die User permanent an und dieser ›Katastrophenjournalismus‹ führt dann nach und nach zu Veränderungen in der Wahrnehmung der Welt. Wie kann ein positives, weniger aufgeregtes Weltbild aufrecht erhalten werden? Und wie kann die journalistische Kuration bei der algorithmischen Steuerung mithalten?
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3. August 2017
Seit dem mittlerweile allseits bekannten Aufschlagstext (2001) von Marc Prensky hat die Unterscheidung von »Digital Natives« und »Digital Immigrants« eine erstaunliche diskursive Karriere hingelegt.
»What should we call these ›new‹ students of today? Some refer to them as the N-[for Net]-gen or D-[for digital]-gen. But the most useful designation I have found for them is Digital Natives. Our students today are all ›native speakers‹ of the digital language of computers, video games and the Internet.
So what does that make the rest of us? Those of us who were not born into the digital world but have, at some later point in our lives, become fascinated by and adopted many or most aspects of the new technology are, and always will be compared to them, Digital Immigrants.«
Ein in diesem Sommer erschienener feldüberblickender Artikel (Kirschner/Bruyckere 2017) kommt nun allerdings zu dem Schluss, dass es diesen in den Feuilletons und in den Sozialwissenschaften vielreferenzierten, technikkompetenten und zum ständigen Multitasking befähigten »Digital Native« realiter gar nicht gibt:
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1. August 2017
Ende Juli ist der von Bielefelder Kolleginnen und Kollegen herausgegebene Band »Society, Regulation and Governance New Modes of Shaping Social Change?« bei Edward Elgar Publishing erschienen. Darin finden sich Beiträge von A.-L. Beaussier, A. Bora, E. Carmel, M. Huber, D. Kuchenbuch, M. Mölders, P. Münte, R. Paul, H. Rothstein, J.-F. Schrape und L. Viellechner.

This book brings together sociologists, political scientists, legal scholars and historians to produce an interdisciplinary critical evaluation of alleged ›new modes‹ of social change, specifically: risk, publics and participation. It makes three key contributions by:
- offering a consolidation and re-appraisal of a debate that has become increasingly vague with its academic and political proliferation
- identifying a uniting conceptual-analytical core between regulation and governance which explains the adaptability and innovation-mindedness of processes of ›shaping society‹
- re-focusing on the ›essence‹ of regulation and governance approaches – intentional modes of social change.
Reinlesen lässt sich in den gelungenen Band auf ElgarOnline; mein Kapitel findet sich in einer frühen Version als Discussion Paper auf EconStor.
19. Juli 2017
Die diesjährige Ausgabe der seit 1959 durchgeführten Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) zu den Konsum- und Mediengewohnheiten der deutschen Bevölkerung (23.356 Befragte insgesamt; Herbst 2016 / Frühjahr 2017; Grundgesamtheit: deutschspr. Bevölkerung ab 14 J.) ist erschienen. Einige Ergebnisse:
(Mobile) Internetnutzung
- 90 Prozent der 16- bis 69-Jährigen nutzten das Internet (2010: 77 Prozent); damit folgt die Verbreitung des Internets im Groben in seiner Geschwindigkeit der Verbreitung des Fernsehens in der BRD ab 1956.
- Das tägliche Zeitbudget für die Mediennutzung insgesamt ist für die Bevölkerung ab 14 Jahren im Schnitt leicht rückläufig (2005: 10 h, 2017: 9:26 h).
- Anfang 2017 hatten 68 Prozent der Befragten und 94 Prozent der unter-30-jährigen Befragten ein Smartphone zur Verfügung (dafür gaben 14 Prozent der Haushalte an, keinen Festnetzanschluss mehr zu haben).
- 51 Prozent der Befragten gaben an, das Internet »ständig, fast die ganze Zeit, mehrmals täglich« zu nutzen. 36 Prozent fanden es wichtig, immer erreichbar zu sein; 31 Prozent verschicken lieber Textnachrichten als zu telefonieren.
- Zum Nutzerkreis von »sozialen Netzwerken« gehörten 77 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, 56 Prozent der 30- bis 44- und 31 Prozent der 45- bis 59-Jährigen.
28. Juni 2017
In der italienischen Wochenzeitschrift L’Espresso ist heute der Beitrag »L’utopia di internet oggi è morta. E anche i guru della rete si sono pentiti« von Fabio Chiusi erschienen. Der Text beschäftigt sich mit dem Aufstieg bzw. vor allen Dingen dem Fall der Internet-Utopien und greift in diesem Zusammenhang auch auf den Artikel »The Logic of Digital Utopianism« von Sascha Dickel und mir zurück.
Eine äußerst rudimentäre (stellenweise unbrauchbare) Google-Übersetzung von Chiusis Beitrag findet sich hier.
23. Juni 2017
Der Reuters Institute Digital News Report 2017 ist erschienen und bietet wie in den Jahren zuvor einen Überblick zur weltweiten Rezeption von Nachrichtenangeboten und Nutzung der unterschiedlichen Medienkanäle in der individuellen Versorgung mit tagesaktuellen Informationen: Hier die wichtigsten Links dazu:
Kernergebnisse: Das Vertrauen in journalistische Nachrichtenangebote ist mit 40 Prozent über alle Länder hinweg weiterhin niedrig; in der BRD liegt dieser Wert bei 50 Prozent. Hierzulande und in vielen anderen europäischen Ländern ist die Social-Media-Nutzung in der News-Rezeption rückläufig (nicht aber in den USA). Die aktive Partizipation im Web verharrt im Nachrichtenbereich auf geringem Niveau. Sascha Hölig (Hans-Bredow-Institut für Medienforschung) begründet das wie folgt:
»Es ist nur ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung, der Nachrichten teilt und kommentiert, nur zehn Prozent der Nutzer von sozialen Medien. Es ist ein verbreitetes Zerrbild, dass die Menschen alles diskutieren und teilen möchten. Das Interesse daran besteht gar nicht. Man sollte nicht unterschätzen, wie viele die klassische Lean-Back-Situation vor dem Fernseher vorziehen, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen.«