Betreff: Computerkenntnisse im EU-Vergleich
12. November 2013Der Branchenverband Bitkom hat Ende letzter Woche auf der Basis einer Eurostat-Befragung folgende Meldung lanciert:
»Nur rund jeder zweite Deutsche (53 Prozent) verfügt über mittlere oder gute Computerkenntnisse. Im Vergleich der europäischen Länder erreicht die Bundesrepublik damit gerade einmal Platz 14 von 31.«
Das klingt ziemlich besorgniserregend. In einer weniger pauschalen Darstellung sehen die Erhebungsergebnisse allerdings schon ein wenig anders aus:
Zwar wirkt diese Grafik mit Blick auf die erste Kategorie (5 bis 6 der angegebenen Aktionen durchgeführt) sogar zunächst noch dramatischer als die Bitkom-Meldung – das aber relativiert sich bei eingehenderer Beschäftigung mit der Eurostat-Erhebung.
In der repräsentativen Umfrage zu den elementaren Computerkenntnissen sollten die Befragten (16–74 J.) in »einem Versuch der Selbsteinschätzung« Auskunft darüber geben, welche der genannten Aktionen sie bereits durchgeführt haben:
- kopieren und verschieben von Dateien oder Ordnern;
- kopieren, ausschneiden oder einfügen von Informationen am Bildschirm;
- verwenden einfacher arithmetischer Formeln, um Zahlen in einer Exceldatei zu addieren, zu subtrahieren, zu multiplizieren oder zu dividieren;
- Daten komprimieren;
- anschließen und installieren neuer Geräte (z. B. einen Drucker oder ein Modem);
- erstellen eines Computerprogramms unter Verwendung einer Programmiersprache.
Es geht also um genuine Computer- und nicht etwa um Internetkenntnisse. Ein niedriges Kompetenzniveau wurde Personen zu gesprochen, die 1 bis 2 der genannten Aktivitäten ausgeführt haben, mittlere Computerkenntnisse wurden Befragten zugesprochen, die 3 bis 4 der Aktivitäten durchgeführt haben und ein hohes Kenntnisniveau wurde Personen attestiert, die 5 bis 6 der aufgelisteten Aktivitäten vollzogen haben. Wer also z.B. nicht mit Excel arbeitet und zugleich auch nicht selbst programmiert, konnte in dieser Statistik nur ein mittleres Kenntnisniveau erreichen.
Abgesehen davon lassen sich die abgefragten Kategorien nicht einfach isoliert betrachten, was sich etwa im Vergleich zwischen der BRD und Rumänien zeigt: Während 2012 in Deutschland 22 Prozent der 16- bis 64-Jährigen 1 bis 2 der abgefragten Tätigkeiten, 32 Prozent 3 bis 4 der genannten Aktivitäten und 21 Prozent 5 bis 6 der angeschlagen Computer-Aktionen praktiziert haben (insgesamt haben also 75 Prozent der Befragten irgendwelche der genannten Aktivitäten durchgeführt), waren es in Rumänien 14 Prozent (1-2 Tätigkeiten), 13 Prozent (3-4 Tätigkeiten) und 8 Prozent (5-6 Tätigkeiten), also insgesamt 35 Prozent der Befragten, die eine der aufgelisteten Aktionen durchgeführt haben. Betrachtet man nun aber z.B. nur das »hohe Kenntnisniveau«, kann der fälschliche Eindruck entstehen, Deutschland läge in Sachen Computerkompetenzen nur knapp vor Rumänien.