Siegeszug des Mobilfunks
13. März 2013Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie ich als Grundschüler Bauklötze gestaunt habe, als ein Nachbarn Ende der 1980er Jahre mit einem C-Netz-Funktelefon auf dem Hof vor unserem Mehrfamilienhaus auftauchte: Für mehrere tausend Mark hatte er ein Siemens C2 Portable erstanden und schleppte nun den rund 6 Kilogramm schweren, mit allerlei Technik und Akkumulator ausgestatteten Koffer mit sich herum (vgl. zur Geschichte des Mobilfunks in der BRD: »20 Jahre ›Handy‹«).
In den nachkommenden 25 Jahren ist das Handy indes zu einem Alltagsgegenstand geworden und mittlerweile operieren in Deutschland deutlich mehr Mobiltelefone als es Einwohner gibt (vgl. die Grafik auf Basis der Daten der Bundesnetzagentur).
Die BRD gehört damit mit Blick auf die abgeschlossenen Vertragsverhältnisse nach China, Indien, USA, Brasilien, Russland, Indonesien, Pakistan und Japan zu den 10 größten Mobilfunk-Nationen der Welt und übertrifft mit einer Penetrationsrate von 140 Prozent sogar die USA, die Mitte 2012 eine Wireless-Durchdringsrate von 101 Prozent erreichten (eine Person kann mehrere Vertragsverhältnisse unterhalten). Im Jahr 2000, als die Handy-Penetration in Deutschland bereits bei bei knapp 60 Prozent lag, verfügten in den USA gar erst 10 Prozent der Bevölkerung über ein cell phone.
Diesen recht ungewöhnlichen Vorsprung erklärt Burkart (2007: 32) einerseits mit dem früheren Siegeszug onlinefähiger Computer in den USA, so dass sich viele Jugendliche zunächst auf diese Messaging-Optionen konzentrierten, und andererseits mit Kernproblemen auf technischer Ebene: Zum einen konnten sich die Betreiber lange nicht auf einheitliche Standards einigen, zum zweiten lohnte es sich für die Telefongesellschaften augenscheinlich lange kaum, in ländlichen Gebieten eine probate Netzabdeckung zu schaffen, und zum dritten eignete sich die Mobiltelefonie weniger für die in den USA äußerst verbreiteten R-Gespräche.