Splitter: »unkompliziert zum begehrten Titel«
28. Februar 2011Die Qualitätsblätter dieser Republik geben sich in diesen Tagen alle Mühe, die Flammen um Guttenbergs wissenschaftliche Verfehlungen hoch zu halten – und dies vollkommen zurecht (vgl. GuttenPlag Wiki – Update: KTG ist zurückgetreten). Bei der Zusammenstellung ihrer Anzeigen (zum Teil durch Google vollautomatisiert) ist ZEIT-Online allerdings mindestens heute ein Fauxpas unterlaufen, der sich nahtlos in einen Buchreport-Beitrag zu den Werbepraktiken der Zeit-Print-Ausgabe einreiht (J. Leser: »Die Zeit wird 65 – ein Rentenbescheid«):
Diese unscheinbare Text-Anzeige, die sich via Google AdWords unter einen Artikel geschmuggelt hat (28.2.2011, 14.56 Uhr, hier der ganze Screenshot), der zwischen den Zeilen mögliche Mauscheleien schon bei Guttenbergs Zulassung als Doktorand anheim stellt, führt direkt zu einem Angebot (ehrendoktorwuerde.de), das »Klienten [ohne] abgeschlossenes Universitäts- oder Fachhochschulstudium« auf der Suche »nach einer außergewöhnlichen Ehrung« unterstützt:
»Die Ehrendoktorwürde wird in der Regel an geeignete Persönlichkeiten für allgemeine oder unmittelbare Verdienste um die Hochschule oder die Fakultät verliehen. […] Ebenfalls kann eine Verleihung aus politischen, finanziellen oder anderen Gründen erfolgen. […] Grundsätzlich kann jede Person vorgeschlagen werden. Es sollten aber im Vorwege die Aussichten auf Erfolg geprüft werden, weil auch „unsere“ Universitäten bestimmte Anforderungen an zukünftige Titelträger stellen.« (Hervorhebungen durch FS).
Hinter diesem »vielversprechenden« Angebot verbirgt sich der »Internationale Akademische Austauschdienst«, der u.a. anderem mit einem möglichst geringen Aufwand für den angestrebten Titel wirbt:
»Unsere Klientel ist berufstätig und bestrebt, auf legalem Weg in einem überschaubaren Zeitraum einen in der BRD annerkannten Doktortitel zu erlangen. In Mittel – Ost – Europa können die Promotionen innerhalb von wenigen Semestern abgeschlossen werden. Selbstverständlich muss der Kandidat die Universität besuchen, allerdings wird die Präsenz auf ein Minimum reduziert.«
Zur Vertrauenswürdigkeit solcher Angebote lässt sich sicherlich so Einiges sagen. Es bleibt indes die Frage, warum ausgerechnet die Leser eines ZEIT-Online-Artikels über Guttenberg – der es also deutlich unkomplizierter zum begehrten Titel hätte bringen können – mit solchen Anzeigen konfrontiert werden…