21. Mai 2013
Wer Lewis Mumfords »The Myth of the Machine« (1967/70; dt. 1974) kennt, braucht in Sachen Technikskepsis die Schirrmachers und Spitzers unserer Zeit nicht mehr zu lesen: Mumfords Monumentalwerk (einsehbar auf Scribd) wurde lange als Steinbruch für kulturpessimistische Aussagen par excellence genutzt; es spielt aber heute im Diskurs um die Digitaltechnologien augenscheinlich kaum mehr ein Rolle (was sich auch daran ablesen lässt, dass derzeit keine Neuauflage angeboten wird).
Tatsächlich geben sich mithin nur wenige der über 800 Seiten pauschaler Technikkritik hin, während ihr Großteil die parallelen Entwicklungslinien menschlicher Werkzeuge bzw. Maschinen und Organisationsweisen nachzeichnet. Insofern lässt sich Mumfords Darstellung einerseits als Zeitdokument lesen, andererseits finden sich darin aber auch Argumentationsgänge, die heute noch zum Nachdenken anregen können.

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2. Mai 2013
Der iTunes Music Store feierte unlängst sein 10-jähriges Bestehen (vgl. Apple-Pressemeldung vom 28.4.2003; Screenshot von Version 1) und provozierte schon kurz nach seinem Start ein fulminantes Presseecho (hier: Zeit 21/2003):
»Das Ende der Industrie schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Bis vor zwei Wochen. Da stellte Steve Jobs […] seinen iTunes Music Store vor, ein legales Online-Angebot. Und gleich in der ersten Woche verkaufte er eine Million Musikstücke. Die Verkaufszahlen bekommen noch mehr Gewicht, bedenkt man, dass derzeit nur die etwa drei Millionen amerikanischen Apple-Besitzer, die mit dem neuesten Betriebssystem arbeiten, auf den Music Store zugreifen können. Vieles spricht dafür, dass Steve Jobs das Musik-Vertriebsmodell des 21. Jahrhunderts gefunden hat.«
Ebenso begeistert zeigte sich der Spiegel (21/2003) und schloss sich einer Prognose an, die sich bis heute in ihrer radikalen Form mithin nicht bewahrheiten sollte:
»Apples Music Store könnte mehr verändern als nur die Vertriebswege von Musik. Das Album selbst könnte verschwinden. ›Wer denkt denn heute noch an Alben?‹, fragt Jobs. Wiedergabelisten, vom Hörer zusammengestellt, seien wesentlich attraktiver. Künftig werden Musiker womöglich keine fein ziselierten Alben mehr veröffentlichen, weil ihre Käufer ihnen längst nicht alles und schon gar nicht in der dargebotenen Reihenfolge abkaufen.«
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21. April 2013
Im Sommersemester 2013 führt die Organisations- und Innovationssoziologie in Stuttgart eine Vortragsreihe zur »Soziologie des Internet« durch, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Am Mittwoch (24. April) geht es los mit einem Vortrag von den Kommunikationswissenschaftlern Julius Reimer und Max Ruppert, die sich intensiv mit dem GuttenPlag-Wiki auseinandergesetzt und 2011 die erste Online-Umfrage auf der Plattform durchgeführt haben (vgl. »Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien«). Weitere Themen, Termine und Protagonisten (Ort: Institut für Sozialwissenschaften, Seidenstr. 36 (2. OG, M 36.21), 70174 Stuttgart):
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17. April 2013
Unter dem Titel »Justus Jonas twittert nicht« (hier als mp3) hat Benedikt Schulz für Deutschlandradio Wissen einen rund sechsminütigen Beitrag zur Mediennutzung der drei ??? erarbeitet, in dem neben mir auch Kari Erlhoff – eine der Autorinnen der Jugendserie – zu Wort kommt. Der Radiobeitrag basiert unter anderem auf dem Artikel »Neue Medien in Rocky Beach«, zeichnet sich gegenüber dem Text aber durch den Vorteil aus, dass sich direkt in die entsprechenden Passagen des Hörspiels reinhören lässt. Der Teaser auf den Seiten von DRadio Wissen:
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3. April 2013
Die 10. Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie (NGU) findet Ende September in Flensburg statt und trägt den Titel »Die ökologische Gesellschaft und ihre Feinde«. Der Call findet sich hier.
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Themen »Ökologie« und »Nachhaltigkeit« an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen: Ökologische Bewegungen und grüne Parteien verzeichneten starken Zulauf, Umwelt- und Klimaschutz sind zu zentralen Politikfeldern avanciert, Untersuchungen bestätigen die Unterstützung entsprechender Anliegen in der Bevölkerung. Auch eine wachsende Zahl von WissenschaftlerInnen beschäftigt sich mit ökologischen Problemen und Nachhaltigkeitsfragen. Dennoch sind Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit kaum zu übersehen: Der Umsatz von Bio- und Fairtrade-Produkten scheint in demselben Maß anzusteigen, wie sich die Innovations- und Lebenszyklen von Produkten verringern. Die weltweiten Treibhausgasemissionen steigen weiter an und in wohlhabenderen Gesellschaften werden immer größere Mengen an Lebensmitteln weggeworfen. Paradoxerweise scheinen sich die ökologischen Probleme zu verschärfen, obgleich sie stetig intensiver bekämpft werden.
Darüber hinaus gehen mit der Umsetzung umweltpolitischer Maßnahmen seit jeher auch gesellschaftliche Widerstände einher: Befunde über das Ausmaß der ökologischen Krise werden unter anderem im Horizont unternehmerischer Interessen in Frage gestellt, ökologische Anliegen werden gegen ökonomische und soziale Interessen (z.B. Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze, Wohlstand) ausgespielt und bisweilen werden politisch-gesellschaftliche Bestrebungen zum Schutz der Umwelt sogar als »totalitär« oder »ökodiktatorisch« diffamiert. Die Polemik verweist jedoch auf ein relevantes Problem: Welche Rolle können und sollen wissenschaftliche Erkenntnisse bei der Initiierung gesellschaftlicher Veränderungsprozesse spielen?
Auf der 10. Tagung der Nachwuchsgruppe Umweltsoziologie (26./27.9.2013) stehen daher zwei Themenfelder im Mittelpunkt: (1) Die Charakteristika einer ökologisch nachhaltig organisierten Gesellschaft und (2) die gesellschaftlichen Faktoren und Gegenkräfte, die dem Übergang in eine nachhaltige Zukunft entgegenstehen. Pointiert formuliert: Die ökologische Gesellschaft und ihre Feinde.
Zum Call for Papers »

Poster for the first Earth Day
in 1970 (Quelle: Wired)
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2. April 2013
Mitte März hat das Pew Research Center die 10. Ausgabe des »State of the News Media«-Reports veröffentlicht, der einen ersten Überblick über die amerikanische Medienlandschaft gibt. Eines der Kernergebnisse: Die Zahl an Vollzeit-Journalisten in US-Verlagen sinkt kontinuierlich seit der Jahrtausendwende und liegt erstmal seit 1978 bei unter 40.000. Zugleich investieren Parteien, Interessengruppen und Unternehmen mehr und mehr in ihre PR-Arbeit. Nach Einschätzung des Reports steigt dadurch die Möglichkeit zur ungefilterten Einflussnahme erheblich an, da viele Redaktionen nicht mehr über die notwendigen Ressourcen für eine angemessene Überprüfung verfügen. Diesen Qualitätsverlust spüren die Rezipienten und greifen u.a. auch deshalb zunehmend weniger auf Zeitungen und Rundfunkangebote zurück.
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20. März 2013
Vieles hat sich in den letzten 30 Jahren in Rocky Beach, dem fiktiven Handlungsort der Hörspielserie »Die drei ???«, nicht verändert: Die Protagonisten sind kaum gealtert, der Gebrauchtwarenhandel floriert nach wie vor und der Kleinganove Skinny Norris ist noch immer auf der Jagd nach dem schnellen Geld. Mediale Neuerungen haben allerdings durchaus Eingang in die Welt der drei Detektive gefunden, die inzwischen auch per Tastatur und Handy ermitteln. Interessant erscheint dabei vor allen Dingen der Einführungszeitpunkt, denn einerseits lebt die Serie von der Beständigkeit ihres Settings; andererseits aber gehen die »drei ???« seit jeher kreativ mit den gegebenen kommunikationstechnischen Möglichkeiten um.

Als das Label Europa 1979 die ersten Folgen der Hörspielserie Die drei ??? auf den Markt brachte, rechnete vermutlich niemand damit, dass die Kriminalgeschichten um das Jugenddetektiv-Trio Justus, Peter und Bob aus dem fiktiven kalifornischen Küstenstädtchen Rocky Beach in den nachkommenden Jahrzehnten zu einer der erfolgreichsten Serien ihrer Art avancieren sollten und mittlerweile von einigen Folgen über 100.000 Einheiten abgesetzt werden. Medienwissenschaftlich interessant wird die Serie dabei nicht nur aufgrund der engen Verzahnung ihrer Erfolgsgeschichte mit der Etablierung leicht zu bedienender Kassettenrecorder in den 1980er Jahren und der breiten Altersstreuung ihrer heutigen Hörerschaft, sondern auch mit Blick auf die Reflexion medialer Neuerungen in den bislang 160 Episoden. […]
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