7. September 2011
Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien hat vor wenigen Tagen seine diesjährige Studie zum Status Quo und zur Zukunft der Unterhaltungselektronik in Deutschland veröffentlicht. Eines der Kernergebnisse: Flachbild-Fernseher, digitale Photoapparate, Hifi-Systeme, Spielekonsolen, Set-Top-Boxen und Navigationssysteme machen 2010/11 den Löwenanteil des Gesamtumsatzes in Deutschland aus; E-Reader spielen bislang kaum eine Rolle (vgl. Abbildung, Quelle: CE-Studie 2011, verlinkt):
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30. August 2011
Die alljährliche »Brenner-Studie« der GfK für 2011 ist erschienen und wurde in »Studie zur digitalen Content-Nutzung« umbenannt, da dieses Jahr auch der Download und die Nutzung von weiteren Medienprodukten reflektiert wird und neben dem Bundesverband der Musikindustrie auch die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Kooperationspartner hinter der Untersuchung stehen.
Diese Zusammenarbeit, wie auch die einseitige initiale Interpretation der Ergebnisse durch die Verbände (vgl. Buchreport, Spiegel Online), zeigt, dass die einzelnen Mediensektoren Raubkopien als gemeinsames Problem erkannt haben. Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, gibt denn auch angesichts der Studienergebnisse sogleich zu Protokoll, es sei »nicht erkennbar, dass die Bundesregierung das kulturelle und wirtschaftliche Gefahrenpotenzial erkennt. Wenn nicht bald eine vernünftige Regelung für den Umgang mit urheberrechtlich geschützten Inhalten im Netz entwickelt wird, entzieht das den Kreativen und ihren Verlagspartnern nach und nach die wirtschaftliche Grundlage.«
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26. Juni 2011
In der Taxierung der Rückwirkungen der neuen Technologien auf die Printmedien scheint der Trend in Richtung einer hohen Thesenanzahl zu gehen (vgl. Jeff Jarvis’ 36 Thesen zur Zukunft der News-Branche). Im Juni standen nun 55 Thesen zum deutschen Buchmarkt 2025 in der Diskussion, die von Matthias Ulmer (Verleger-Ausschuss), Heinrich Riethmüller (Sortimenter-Ausschuss) und Matthias Heinrich (Ausschuss für den Zwischenbuchhandel) entwickelt wurden und deren zentrale Aussagen sich im Groben auf 5 Punkte reduzieren lassen:
- Gedruckte Medien verlieren an Bedeutung. Insbesondere der stationäre Buchhandel muss in den nächsten 15 Jahren mit einem Rückganz von ca. 30 Prozent rechnen. Paid-Content hingegen wird einen wachsenden Anteil am Gesamtumsatz einnehmen, wobei auf diesem Feld neue Anbieter Markteinfluss gewinnen werden.
- Gedruckte Fachbücher und Bildungsmedien verlieren erheblich an Bedeutung (und damit auch deren stationärer Vertrieb). Insbesondere in diesen Bereichen sollten Verlage daher ein erweitertes Know-How hinsichtlich Konzeption, Produktion und Distribution von elektronischem Paid-Content aufbauen.
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21. Juni 2011
Die Welt hat mit John Locke neuerdings einen weiteren Bestseller-Autor. Das Besondere: Locke arbeitet mit keinem Verlag zusammen, sondern vertreibt seine Thriller selbst – via Kindle Direct Publishing (KDP) für 99 Cent pro Buch: »All this was achieved Part time, without an agent, publicist, and at virtually no marketing expense« (vgl. e-book-news.de). Ähnlich wie der Apple-App-Store führt der Kindle eBook Store also ein Stück weit zu einer Öffnung der jeweiligen Märkte für semi-professionelle Autoren, deren Werke sich durch Nutzer- oder Leserempfehlungen unabhängig von klassischen Marketing-Prozessen verbreiten können.
Das klingt erst einmal nach einem weiteren Beleg für die radikale Veränderungskraft der neuen Medienformen: Potentiell jeder Freizeitautor kann seine Schriften nun schnell und unkompliziert verbreiten, ohne den Auswahlpräferenzen etablierter Verlage entsprechen zu müssen. Gleichzeitig allerdings zeigen sich auch die Probleme dieser neuen Freiheit: »Spam clogging Amazon’s Kindle self-publishing« (Reuters).
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9. Juni 2011
Die Stuttgarter Innovationssoziologie ist in diesem Sommer mit einer Reihe an Diskussionspapieren und Konferenzbeiträgen präsent, auf die an dieser Stelle kurz hingewiesen werden soll:
Das Gebäude des Stuttgarter Instituts für Sozialwissenschaften — hier
in einer Aufnahme aus den 1940er Jahren (Quelle verlinkt).
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12. Mai 2011
Im Kontext von »Gutenberg-Galaxis Reloaded?« (vgl. auch das vorangegangene Diskussionspapier) durfte ich neulich in der DeWeZet ein paar Takte zur Durchschlagkraft von E-Books auf dem deutschen Markt zu Protokoll geben:
„Die Akzeptanz für E-Books im Allgemeinen ist noch sehr gering“, bestätigt auch Dr. Jan-Felix Schrape, Soziologe und Autor des Buches „Gutenberg-Galaxis Reloaded? […]“. Nur wenige Leser wollten bislang auf das gedruckte Buch verzichten, denn im Unterschied zum Abruf von Film- und Musikinhalten, der seit jeher den Einsatz von technischen Geräten voraussetzt, bieten digitale Bücher auf dem Publikumsmarkt bislang kaum Mehrwerte, die einen Umstieg rechtfertigen könnten, so Schrape. Im Fachbuch-Bereich sehe dies anders aus, weil dort schnelle Recherchierbarkeit und unkomplizierte Weiterverarbeitungsmöglichkeiten im Vordergrund stünden.
Im Jahr 2010 betrug der Anteil von E-Books am Gesamtumsatz des deutschen Buchhandels je nach Schätzung höchstens 0,5 Prozent [vgl. GfK], erläutert Schrape. In den USA waren es 2010 immerhin 8 Prozent [vgl. APP]. „Eines ist sicher“, sagt der Soziologe voraus, „das E-Book wird sich in Deutschland langsamer durchsetzen, als vielfach vermutet.“ […] Laut Branchenexperte Kevin Kelly könnte Amazon den Reader Kindle schon im November 2011 verschenken. Schrape ist da skeptisch: „Ich rechne nicht damit, dass Tablets oder E-Reader hierzulande in den kommenden Jahren kostenfrei angeboten werden – und wenn, dann werden das nicht die State-of-the-Art-Geräte sein, welche die Kunden wollen.“
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22. April 2011
Sowohl die Musik- als auch die Filmindustrie haben die Transition von Inhalten auf analogen Trägermedien zu digitalem Content größtenteils hinter sich. In der Buchindustrie hingegen haben sich die entsprechenden Transformationen in der Vergangenheit trotz gegenteiliger Prognosen und vielfältiger Pilotversuche deutlich langsamer vollzogen, was sich nicht nur mit technischen Schwierigkeiten, sondern auch mit sektorspezifischen Bedingungen und Konsumentenstrukturen begründen lässt (vgl. ein Discussion Paper zum Wandel des Buchhandels).
In den USA allerdings mischt Amazon mit seinem intuitiv bedienbaren Technologie-Set aus einem günstigen mobilen Abrufgerät (Kindle), digitalen Inhalten (Kindle Books) und einem Online-Content-Store, auf den jederzeit und von fast überall aus zugegriffen werden kann, seit 2007 zusammen mit Apple (seit 2010 mit iBooks) den Büchermarkt auf und ist maßgeblich mitverantwortlich für den beständig steigenden Anteil von E-Books am Gesamtumsatz der amerikanischen Buchindustrie: Er betrug 2010 schon 8% (vgl. APP), während der Anteil elektronischer Bücher in der BRD im gleichen Jahr gerade einmal auf 0,5% geschätzt wurde (vgl. GfK) – obwohl sich deutsche Buchhandelsunternehmen wie Thalia, Libri oder Weltbild seit einiger Zeit nach Kräften bemühen, Amazons All-in-One-Konzept zu kopieren (z.B. mit dem Oyo).
Das unerreichte Original ist nun, nach langer und gründlicher Vorbereitung, seit gestern ganz offiziell auch in Deutschland zu haben und bietet das bislang umfassendste Gesamtpaket in Sachen E-Books auf dem deutschen Markt:
- Der deutsche Kindle-Shop hält über 600.000 Titel bereit, darunter auch 70 Titel der aktuellen Spiegel-Bestseller-Top-100 und viele kostenlose Klassiker;
- Tageszeitungen wie die FAZ und Die Zeit können via Kindle abonniert werden, der für 139 Euro (Wifi) bzw. 189 Euro (3G) erhältlich ist;
- Der Zugriff auf den Kindle-Store und der Download von Kindle-Angeboten ist auch via Mobilfunk kostenfrei;
- Für das iPad, Android-Devices und den heimischen PC werden ebenfalls Lese-Apps für Kindle-Inhalte angeboten;
- Via Kindle Direct Publishing können Verleger und Autoren ihre Bücher unkompliziert im Kindle-Store publizieren und verkaufen.
Salopp lässt sich formulieren: Amazon hat lange gewartet, schlägt jetzt aber mit voller Breitseite in den deutschen Buchmarkt ein – und die Branche diskutiert eifrig, wie z.B. die Kommentare zu den Kindle-Launch-News auf boersenblatt.de zeigen: »[…] klar ist: Die Zeit des Trödelns, Ausprobierens, Lavierens ist vorbei«; »[…] vielleicht der große Angriff auf das Print-Sortiment«; oder: »Hier wird sich die Geschichte von iTunes wiederholen, mit allen Vor- und Nachteilen«.
Ob derartige Vorhersagen eintreffen, wird freilich auch davon abhängen, inwieweit sich die Nutzer auf die neuen technologischen Möglichkeiten einlassen (vgl. GGR).
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