Hermann C. Flessner hat 1978 im Spiegel das Buch »Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft« des kritischen Informatikers Joseph Weizenbaum (1923–2008) besprochen. Nachfolgend einige Auszüge aus diesem Artikel, die auch im Zeitalter »künstlicher Intelligenz« nicht an Aktualität eingebüßt haben:
»According to some, artificial intelligence (AI) is on the verge of transforming the way we do business. Soon, we are told, ›smart‹ computer programs will begin replacing doctors and lawyers, factory workers and managers. In the face of such hyperbole, it is hard to know whether to jump on the bandwagon or to dismiss the whole enterprise out of hand. AI is indeed moving from the research lab into business, industrial, and professional applications. But it is still a long way from delivering on the more extravagant claims that some have made for it.«
Diese Passage stammt nicht etwa aus der aktuellen Diskussion um ›Künstliche Intelligenz‹ bzw. ›Generative AI‹, die seit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 Fahrt aufgenommen hat, sondern aus dem Auftaktparagraph des Artikels »Thinking About Artificial Intelligence« von Beau Sheil, der im Juli 1987 im Harvard Business Review veröffentlicht wurde. Bereits in den 1980er-Jahren gab es in Fachpublikationen wie auch in der Publikumspresse eine breite Diskussion um die Entwicklung ›intelligenter‹ bzw. ›smarter‹ IT-Systeme, die gegen Ende des Jahrzehnts allerdings schon wieder von einer gewissen Ernüchterung geprägt wurde (vgl. z.B. »Künstliche Intelligenz – der neue Jobkiller?«, 1989). Selbstredend stehen wir heute an einem anderen Punkt der Entwicklung – nichtsdestoweniger lässt sich aus den damals geäußerten Hoffnungen, Befürchtungen und Enttäuschungen vieles lernen.
Das Office of Technology Assessment (OTA) beriet den US-Kongress 1972 bis 1995 in wissenschaftlichen und technischen Fragen. 1981 publizierte das OTA den Bericht »Computer-Based National Information Systems: Technology and Public Policy Issues«, in dem bereits zahlreiche Problem- und Fragestellungen aufgegriffen wurden, die auch heute noch die Debatten um die ›digitale Transformation‹ prägen (S. IXf.):
Es gab eine Zeit, in der ein Buch, das 1967 im englischsprachigen Original vorlag, vier Jahre später als deutschsprachiges Taschenbuch noch als ›brandneu‹ vermarktet werden konnte, »gespickt mit Daten, Kurven, Tabellen, vollgepfropft mit Fakten« (allerdings über eine 30 Jahre entfernte Zukunft). Dieses Buch – Ihr werdet es erleben. Voraussagen der Wissenschaft bis zum Jahre 2000 (Kahn/Wiener 1971) – ist mir jüngst erneut in die Hand gefallen und zeigt meines Erachtens einmal mehr, dass viele Hoffnungen und Ängste, die wir gegenwärtig an neue Technologien knüpfen, ihren Ursprung in einem Diskurs weit vor unserer Zeit finden. Einige Ausschnitte:
Dieses Buch ist eine eindringliche Warnung vor schierer Technikgläubigkeit, welche es auch heute noch (oder: mehr denn je) wert ist, gehört zu werden, zumal E.M. Forster unzählige technische Entwicklungen vorwegnimmt, die heute integraler Bestandteil unseres Alltags sind oder dies in naher Zukunft sein werden (darunter etwa das ›Internet der Dinge‹) – auch wenn der Mensch bzw. sein Umgang mit neuen Technologien in dieser Geschichte m.E. systematisch unterschätzt wird: Weiterlesen »
Smart Home, Online-Shopping, interaktives Fernsehen, Echtzeit-Navigation, Automatisierung – über diese und andere Verheißungen einer computerisierten Zukunft berichtet (wenn auch zum Teil mit anderen Vokabeln) der Artikel »Living: Pushbutton Power« im TIME Magazine 2/1978 (via Modern Mechanix):
Linus Torvalds, der 1993 als Student das Linux-Kernel-Projekt angestoßen hat, gab dem Computermagazin BOOT im Sommer 1998 ein vielbeachtetes Interview, in dem er sich zur Zukunft von Linux, Windows und Mac OS geäußert hat. Weiterlesen »