Was ist Innovationssoziologie?

25. April 2012

Die Soziologie an sich ist eine relativ junge akademische Disziplin: Erst im 19. Jh. setzte sich die Überzeugung durch, dass neben den Geistes- und Naturwissenschaften eine eigene Wissenschaft für das Soziale notwendig wird. Auguste Comte (1798– 1857) sah in ihr sogar die bedeutendste aller Wissenschaften, welche die Entdeckungen aller anderen Disziplinen in ein zusammenhängendes Ganzes integrieren sollte. Mittlerweile allerdings untergliedert sich der Fachbereich in viele spezialisierte ›Bindestrichsoziologien‹, die jeweils ein bestimmtes Beobachtungsinteresse verfolgen.

Eine dieser Teildisziplinen ist die Innovationssoziologie: In ihrem Fokus steht – so eine erste Definition von Braun-Thürmann (2005: 9) – »das Unkontrollierbare, Nicht-intendierte und Differierende von Technik, was sich im Innovationsprozess manifestiert«. Es geht also u.a. um die ungeplanten bzw. unvorhersehbaren Wechselwirkungen zwischen technischem und sozialem Wandel.

Was aber ist Innovationssoziologie genau? Eine mögliche Annäherung und einen Überblick zu einigen verbreiteten Zugriffsweisen bietet nachfolgendes Skript.
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Splitter: Wikipedia und Wissenschaft

18. April 2012

Taemin Kim Park hat 2011 die Visibilität der Wikipedia in wissenschaftlichen Publikationen in den Jahren 2002 bis 2010 untersucht und Research Trends hat diese Studie nun repliziert. Dies geschah anhand der Datenbank Scopus, die über 42 Mio. Einträge zu wissenschaftlichen Publikationen weltweit umfasst, darunter die Abstracts und Zitationen aus über 17.000 Peer-Review-Journalen.

Kernergebnis: Sowohl die Zahl der wissenschaftlichen Artikel, die sich mit Wikipedia beschäftigen (2011: ca. 160), als auch die Zahl der Artikel, die aus der Wikipedia zitieren (2011: ca. 4000), steigt seit 2002 kontinuierlich an, wobei insbesondere Artikel aus dem amerikanischen Raum, mit Abstand gefolgt von Indien, UK, China und Deutschland, die Wikipedia als Zitationsquelle nutzen.
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Print vs. Online: Bleibt alles anders?

7. April 2012

Mit Blick auf die Zahlen des State of the News Media Report 2012 für die USA scheint es schleichend, aber unausweichlich näher zu rücken: Das Ende der Printmedien, wie wir sie kennen (vgl. nachfolgende Abbildung). Die daran anknüpfende Frage lautet freilich: Ist dies für die betroffenen Sektoren zwangsläufig als negativ zu bewerten? Martin Eiermann meint: Nein – »Wir brauchen Medien, keine Zeitungen« (A. s.u.).

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Heute ist die Zukunft von gestern VII: »Das universelle Informationsterminal« ’72

2. April 2012

Vergangene Vorhersagen sind eine interessante Lektüre, nicht nur weil sie vor Augen führen, wie sich auch wissenschaftliche Auguren verschätzen können (oder eben auch nicht): Sie zeigen überdies, dass viele Hoffnungen und Ängste nicht erst in den aktuellen Debatten um neue Medien entstanden sind. Diesmal ist ein Text von Karl Steinbuch zur »Massenkommunikation der Zukunft« an der Reihe, zu finden im Sammelband Forschung ’72 – Berichte aus Wissenschaft und Technik, herausgegeben von der Zeitschrift Umschau in Wissenschaft und Technik (Frankfurt a.M. 1971: Fischer).

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E-Books: Der Stein kommt (langsam) ins Rollen

24. März 2012

Nicht nur der Film The Artist führt eindrücklich vor Augen, was passieren kann, wenn jemand in Zeiten des Medienumbruchs zulange an bewährten Wegen festhält: Weil der Protagonist George Valentin, ein umjubelter Star der Stummfilm-Ära, nicht an den Erfolg des Tonfilms glauben will, beginnt sein gnadenloser Abstieg, denn das Publikum will fortan sprechende Gesichter sehen: »Out with the old, in with the new«.

Da viele etablierten Akteure des deutschen Buchhandels genau einen solchen Abstieg fürchten, beschäftigt sich die Branche schon seit einigen Jahren mit dem zu jedem Zeitpunkt mutmaßlich kurz bevorstehenden Durchbruch des elektronischen Buchs. Und ebenso titeln große Wochenblätter wie der Spiegel und die Zeit seit 2008 in regelmäßigen Abständen »Digitalbuch vor dem Durchbruch«, »Tschüss, Gutenberg« oder »Goodbye, Gutenberg« (vgl. »E-Books: Warten auf den Durchbruch«).

Auch im Frühjahr 2012 macht sich in der Branche angesichts Amazons wiederkehrender Meldungen über furiose Kindle-Verkaufszahlen eine gewisse Nervosität breit. Laut einer Umfrage eines Teams um Michel Clement, deren Resultate Anfang 2012 publiziert wurden, kann von einem bevorstehenden radikalen Umbruch allerdings bislang kaum die Rede sein: 77 Prozent der buchaffinen Deutschen sind laut dieser Studie noch nicht mit E-Books in Kontakt gekommen und verspüren wenig Interesse, dies in naher Zukunft zu ändern (Gründe: Haptik, Leseerlebnis etc.).

Nun liegen die Umsatz-Schätzungen der GfK für das Jahr 2011 (BRD) vor, die auf regelmäßigen Konsumentenbefragungen basieren (offizielle Zahlen zu den Vertriebswegen werden durch den Börsenverein i.d.R. im Sommer veröffentlicht):
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Splitter: AGOF Mobile Facts 2011

15. März 2012

Die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF), ein Zusammenschluss von deutschen Online-Vermarktern, hat diese Woche ihre Studie Mobile Facts 2011 veröffentlicht, welche auf einer CATI-Telefon-Befragung, einer Panelbefragung und technischen Messungen beruht (Basis: 23.515 Fälle in D.). In dieser Untersuchung führen bild.de und spiegel.de das Ranking der mobilen Websites mit Monatsreichweiten von  2,8 bzw. 1,7 Mio. Unique Visitors an, während im Bereich der Apps die Angebote von TV Spielfilm und radio.de führend sind. Zu beachten bleibt allerdings, dass in der Studie lediglich die Angebote der 11 beobachteten Vermarkter reflektiert werden, weshalb u.a. semiprofessionelle und internationale Angebote nicht berücksichtigt werden.

Interessanter als die reinen Ranglisten sind denn auch die allgemeinen, repräsentativ erhobenen Daten zur Mobile-Nutzung: Von ca. 70 Mio. Menschen (deutschsprachige Wohnbevölkerung über 14 Jahre) nutzten 2011 rund 61 Mio. ein Handy und rund 17 Mio. nutzten Mobile Apps bzw. ein Smartphone für den Internetzugriff (2010: ca. 11 Mio.). Tendenziell waren diese Mobile User eher männlich, unter 50 Jahre alt, formal höher gebildet und finanziell wohlhabend. Über 70 Prozent nutzten das Mobile Web eher zusätzlich zum stationären Internet und ca. 13 Prozent eher anstatt dessen. Nach Telefonieren und SMS wurde das Smartphone von den Mobile Usern primär für das Lesen von Nachrichten, E-Mails, soziale Netzwerke oder zum Musik-Hören genutzt.


Heute ist die Zukunft von gestern VI: Enzensberger vs. Enzensberger

4. März 2012

Im Kursbuch 20 (1970) vermutete Hans Magnus Enzensberger, dass die entfremdenden Effekte der Massenkommunikation einzig durch die Aufhebung der Rollenverteilung von Produzenten und Konsumenten überwunden werden könnten und die neuen elektronischen Medien dabei eine tragende Rolle spielen würden (Auszüge):

»In der heutigen Gestalt dienen Apparate wie das Fernsehen oder der Film [.] nicht der Kommunikation sondern ihrer Verhinderung. Sie lassen keine Wechselwirkung zwischen Sender und Empfänger zu […]. Dieser Sachverhalt lässt sich aber nicht technisch begründen. Im Gegenteil: die elektronische Technik kennt keinen prinzipiellen Gegensatz von Sender und Empfänger.

Die neuen Medien sind ihrer Struktur nach egalitär. Durch einen einfachen Schaltvorgang kann jeder an ihnen teilnehmen; die Programme selbst sind immateriell und beliebig reproduzierbar. […] Schon aus den angegebenen strukturellen Eigenschaften der neuen Medien geht hervor, dass keines der heute herrschenden Regimes ihr Versprechen einlösen kann. Nur eine freie sozialistische Gesellschaft wird sie produktiv machen können.«

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