Querverweis: Schitt’s Creek
Jan-Felix Schrape | 8. Oktober 2025Schitt’s Creek (2015–2020) ist eine humorige und gleichzeitig höchst feinsinnige Serie, die in einigen Streaming-Milieus Kultstatus erreicht hat. Nun hat sich der Regensburger Medienwissenschaftler Herbert Schwaab auf Soziopolis ausführlich mit der Serie auseinandergesetzt und betont dabei das »Potenzial des Sitcom-Genres, Gemeinschaft abzubilden und zum Nachdenken über das Wesen von Solidarität und Gesellschaft anzuregen«:
»Schitt’s Creek ist eine klassische Sitcom, weil sie Menschen und ihren Alltag beobachtet, sich bisweilen geradezu analytisch auf das Verhalten von Menschen ausrichtet. Sie pendelt zwischen den Extremen einer künstlichen Performance und einer mal nüchternen, mal poetischen Beobachtung. […] Sie hat zudem das Potenzial der Sitcom im Besonderen und des Fernsehens im Allgemeinen realisiert, Bilder von Gemeinschaften zu konstruieren – ein Potenzial, das das Fernsehen immer noch besitzt, auch wenn es sich mittlerweile in die vielen Öffentlichkeiten von Nischensendern und Streamingdiensten ausdifferenziert hat […].
Dass eine Sitcom nicht nur eine Abbildung des banalen Alltags, sondern auch dessen Apotheose sein kann, zeigt sich in einer der letzten Szene aus der sechsten Staffel von Schitt’s Creek, in der David und Stevie auf einem Auto sitzen und über das drohende Ende von Davids Beziehung zu seinem Freund Patrick diskutieren. Wir sind nicht nur von Davids ungewohnten Tränen bewegt, sondern auch von den Geräuschen des Windes, die sich immer stärker in den Vordergrund drängen und sich wie eine zweite Schicht über den Dialog legen. So nah ist die vom Alltag faszinierte Sitcom der Wirklichkeit selten gekommen.«