Splitter: »Theorien des digitalen Kapitalismus«

20. November 2023

Beim Suhrkamp-Verlag ist gerade der Sammelband »Theorien des digitalen Kapitalismus« erschienen, der von Tanja Carstensen, Simon Schaupp und Sebastian Sevignanie herausgegeben wird. Der gut 500-seitige Band gliedert sich in vier Teile: Arbeit, Ökonomie, Politik und Öffentlichkeit, Kultur und Subjekte.

Darin finden sich Beiträge von Ursula Huws, Kylie Jarrett, Jamie Woodcock, Sarah T. Roberts, Florian Butollo, Andreas Boes & Tobias Kämpf, Christian Fuchs, Nick Srnicek, Emma Dowling, Thomas Barth, Kean Birch & D. T. Cochrane, Tilman Reitz, Sebastian Sevignani & Marlen van den Ecker, Stefan Schmalz, Philipp Staab, Simon Schaupp, Ulrich Dolata & Jan-Felix Schrape, Anna-Verena Nosthoff & Felix Maschewski, Marisol Sandoval, Tanja Carstensen, Helen Hester, Jodi Dean, Oliver Nachtwey, Johannes Truffer & Timo Seidl, Judy Wajcman, Felix Stalder sowie Eran Fisher.

Aus dem einleitenden Beitrag der Herausgeber:innen:

»Die Debatte um den digitalen Kapitalismus nimmt weiter Fahrt auf. Der Begriff soll Konturen gegenwärtigen Wandels kapitalistischer Gesellschaften bezeichnen, der sich ausgehend vom technologischen Wandel, konkret der Digitalisierung, bestimmen lässt.

[…] Im Überblick zeigt sich dabei dreierlei: Erstens haben wir es mit zumeist partiellen Zeitdiagnosen für einzelne gesellschaftliche Teilbereiche zu tun, deren Zusammenführung gesellschaftstheoretischer Anstrengungen bedarf. Hierfür möchten wir einen Ordnungsvorschlag anbieten, der sich an kapitalismustheoretischen Basiskategorien orientiert, die sich der Marx’schen Theorie und ihren Weiterentwicklungen entnehmen lassen. Zweitens möchten wir skizzieren, wie sich vor dem Hintergrund unseres Ordnungsvorschlages die Entwicklung verschiedener wichtiger Bereiche des digitalen Kapitalismus darstellt, namentlich Produktivkräfte, Arbeitsorganisation, Wertschöpfung, politische und kulturelle Regulation sowie seine Subjekte und Subjektivierungsweisen. Schließlich wollen wir drittens, nach Sichtung und Diskussion der versammelten Beiträge, aus unserer Sicht zentrale konzeptionelle und analytische Herausforderungen für die Theoriebildung zum digitalen Kapitalismus markieren.«


Splitter: Sessions auf dem ÖGS-Kongress 2023: Krise und Kritik im Social Web

29. Juni 2023

Die Krisen unserer Zeit spiegeln sich in radikalisierter und polarisierter Form im Social Web wider. Nie zuvor waren politische Konflikte und diskursive Differenzen, soziale Ungleichheiten, divergente Wirklichkeitssichten, Dynamiken der Selbstvergewisserung und die Abgründe menschlichen Kommunikationsverhaltens sichtbarer als in den soziotechnisch strukturierten Sozialräumen, die digitale Social-Media- und Social-Networking-Plattformen im Internet aufspannen. 

Auf dem diesjährigen Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) an der Wirtschaftsuniversität Wien (3.–5. Juli 2023) finden zu diesem Thema zwei gemeinsame Veranstaltungen der ÖGS-Sektion Technik- & Wissenschaftssoziologie und der DGS-Sektion Wissenschafts- & Technikforschung statt:

Alexander Bogner und ich freuen uns sehr darauf, entlang 8 spannender Beiträge aus Deutschland, Österreich und der Schweiz u.a. folgende Fragen zu diskutieren:

  • Inwiefern befördern die Strukturen des Social Webs eine Polarisierung und Radikalisierung der politischen Krisenkommunikation?
  • Wie wirken technische und soziale Strukturierungsleistungen in den dort beobachtbaren Dynamiken der Polarisierung und Radikalisierung ineinander?
  • Wie verändert sich die demokratische Erwägungskultur durch die kontinuierliche Sichtbarkeit von differierenden Weltbildern im Social Web? Gerät die Kritik als Resultat substanzieller Auseinandersetzung selbst in die Krise?
  • In welchem Verhältnis stehen die Sichtbarkeit polarisierter Kritik und Skepsis im Social Web und das Entstehen neuer radikaler Protestformen?
  • Kann die Gesellschaft unter diesen Prämissen überhaupt noch eine als gemeinsam markierte Bezugsgrundlage zur Legitimation politischer Entscheidungen herstellen?

Splitter: Programm STS-hub.de 2023

10. März 2023

Nach zwei Jahren Vorbereitung ist es nun endlich soweit: Nächste Woche (15.–17. März 2023) findet der erste aus der Community heraus organisierte STS-hub.de in Aachen mit über 400 Teilnehmenden statt. Alle weiteren Informationen und das aktuelle Programm finden sich unter https://sts-hub.de.


Digitalisierung, Technik, Innovation @ DGS-Kongress 2022

12. September 2022

Die Liste der Veranstaltungen im Rahmen des 41. DGS-Kongresses in Bielefeld (»Polarisierte Welten«) ist lang und deckt mehr oder minder das gesamte Spektrum der soziologischen Forschung ab. Zu den Themen Digitalisierung, Technik und Innovation finden sich diesmal u.a. folgende Sessions im Programm:

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Kurz notiert: Rezension zu »Digitale Transformation« (3)

5. Juli 2022

Auf rezensionen:kommunikation:medien (4.7.2022) wird der von mir verfasste Einführungsband »Digitale Transformation« (2021) wie folgt besprochen:

»So vermittelt dieses Studienbuch kompakt, transparent und gründlich ohne Frage ein ›Gespür für den Gesamtzusammenhang von Technik und Gesellschaft‹, wie es im Resümee (202) heißt […]. Dabei ist ihm eine Einführung in und ein Überblick über die Thematik der Digitalisierung gelungen, wie sie in dieser argumentativen Stringenz und strukturierten Konsequenz, theoretischen Komplexität und Pluralität, thematischen Breite und Vielfalt und vor allem im gründlichen Verständnis für historische Prozesse und gesellschaftliche Entwicklungen in der Tat (zumindest deutschsprachig) noch nicht vorgelegen hat.«


KZfSS Sonderheft: Internet, Big Data und digitale Plattformen: Politische Ökonomie – Kommunikation – Regulierung

31. Mai 2022

Update (22.6.22): Das gesamte Heft ist online erschienen (Springlink).

Inzwischen sind fast alle Beiträge des 62. Sonderhefts der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS) ›online first‹ in Open-Access-Form erschienen. Die Beiträge des Sonderhefts mit Titel »Internet, Big Data und digitale Plattformen: Politische Ökonomie – Kommunikation – Regulierung« (hg. v. U. Dolata & J.-F. Schrape) befassen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln – empirisch, theoretisch und historisch rekonstruierend – mit den organisationalen, sozioökonomischen und regulativen Eigenheiten des plattformbasierten Internets, analysieren dessen Auswirkungen auf die politische Kommunikation und Öffentlichkeit, untersuchen die Lebenszyklen und Ausprägungen von vorderhand offen strukturierten Online-Gemeinschaften und diskutieren zentrale methodologische Herausforderungen für die empirische Sozialforschung, die mit dem rasant anwachsenden Bestand an (oft in privatwirtschaftlichen Zusammenhängen generierten) digitalen Daten verbunden sind (vgl. Einführung in das Heft).

Themenfeld 1: Politische Ökonomie und Organisation

Ulrich Dolata & Jan-Felix Schrape: Plattform-Architekturen. Strukturation und Koordination von Plattformunternehmen im Internet

Oliver Nachtwey & Simon Schaupp: Ungleicher Gabentausch – User-Interaktionen und Wertschöpfung auf digitalen Plattformen

Jörg Sydow & Carolin Auschra: Netzwerke, Plattformen und Ökosysteme: Organisationstheoretische Klärungen

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Plattform-Architekturen: Strukturation und Koordination von Plattformunternehmen im Internet

27. April 2022

Als Vorbote zum 62. Sonderheft der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS) mit dem Titel »Internet, Big Data und digitale Plattformen: Politische Ökonomie – Kommunikation – Regulierung« (hg. v. U. Dolata & J.-F. Schrape) ist heute neben der Einführung in das Heft schon einmal unser Artikel »Plattform-Architekturen. Strukturation und Koordination von Plattformunternehmen im Internet« erschienen. Das Abstract liest sich wie folgt:

Das heutige Internet wird durch privatwirtschaftlich betriebene Plattformen der unterschiedlichsten Art geprägt. Dieser Beitrag fragt danach, wie sich die kommerziellen Kommunikations‑, Markt‑, Konsum- und Serviceplattformen als distinkte Unternehmensform fassen lassen. Dazu wird eine basale Unterscheidung zwischen (1) den plattformbetreibenden Unternehmen als organisierenden und strukturierenden Kernen und (2) den ihnen gehörenden Plattformen als mehr oder minder ausgreifenden sozialen Handlungsräumen vorgenommen. Während sich Plattformunternehmen als Organisationen im geradezu klassischen Sinne darstellen lassen, konstituieren die von ihnen betriebenen Internetplattformen soziotechnisch strukturierte Sozial‑, Markt‑, Konsum- oder Serviceräume, in denen soziale Akteure zwar auf der Grundlage detailliert ausgestalteter und technisch eingefasster Regeln, aber zugleich variantenreich und eigenwillig interagieren. Die für die Plattform-Architekturen charakteristischen Koordinations‑, Kontroll- und Verwertungsmechanismen zeichnen sich durch eine starke hierarchische Ausrichtung aus, in die Elemente der Kooptation und des orchestrierten Mitwirkens der Nutzer eingelagert sind. Die Plattformunternehmen haben in dieser hybriden Konstellation ein hohes Maß an strukturgebender, regelsetzender und kontrollierender Macht – und verfügen überdies über den exklusiven Zugriff auf das dort produzierte Rohmaterial an Daten. Diese Macht äußert sich auch, aber längst nicht ausschließlich als rigide Kontrolle, als direktiver Zwang oder einklagbare Rechenschaftspflicht, sondern entfaltet sich für die große Zahl regelkonformer Nutzer weitgehend geräuschlos unter der Oberfläche einer (vermeintlichen) Offenheit, die die Plattformen als Markt- und Sozialräume auch auszeichnet.