22. Juli 2015
Der Aktivist und Blogger Hossein Derakhshan gilt als Begründer der regimekritischen Bloggingszene im Iran, wurde vor diesem Hintergrund 2008 verhaftet und kurz darauf nominell zu mehr als 19 Jahren Haft verurteilt. Seit November 2014 ist Derakhshan wieder auf freiem Fuß und hat vor wenigen Tagen im Matter Magazine einen Text mit dem Titel »The Web We Have to Save« veröffentlicht, der sich mit der Entwicklung des Internets seit 2008 befasst: »The rich, diverse, free web that I loved — and spent years in an Iranian jail for — is dying. Why is nobody stopping it?«
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10. Juni 2015
Mittlerweile ist er erschienen – der Sammelband zum 13. Mediensymposium in Zürich, auf dem ich u.a. auch den Anfang 2015 leider verstorbenen Kurt Imhof kennenlernen durfte, der mich in vielerlei Hinsicht tief beeindruckt hat.
Der Band trägt den Titel »Demokratisierung durch Social Media?« (Springerlink) und diskutiert nach einem pointierten Aufschlag von Kurt Imhof * entlang dieser Fragestellung vier Themenfelder:
- Politik im Web 2.0: Angebot, Nachfrage, Wirkungen (mit Beiträgen u.a. von Kurt Imhof, Alexander Haas, Gerhard Vowe, Frank Esser);
- Politische Kampagnen und politisches Marketing in den Social Networks (u.a. mit Christian Wassmer, Otfried Jarren, Manuel Wendelin, Hans-B. Brosius);
- Shitstorms und Fanpages als themenzentrierte Öffentlichkeit (mit Beiträgen u.a. von Marlis Prinzing, Uta Russmann);
- Interdependenzen zwischen Informationsjournalismus und Social Media (mit Beiträgen u.a. von Rüdiger Steinmetz, Birgit Stark, Jan-Felix Schrape, Mark Eisenegger).
* »Mythen sind wichtige Forschungsgegenstände in der Geschichtsschreibung […], sie sind elementar bei der religionssoziologischen und -ethnologischen Rekonstruktion von gemeinschaftskonstitutiven Sinnstrukturen […] und sie beschäftigen die Soziologie und Psychologie von Liebesbeziehungen, weil diese dazu neigen, den Zufall ihrer Genese als Fügung zu verklären. Problematisch in der Wissenschaft ist es allerdings, wenn Mythen keine Objekte der Forschung sind sondern diese anleiten.«
21. Mai 2015
Medien prägen die gesellschaftliche Kommunikation; jegliche Dienste oder Plattformen im Netz bringen in ihre technischen Spezifikationen bereits eingeschriebene Regeln, Normen bzw. Handlungsorientierungen mit und strukturieren dadurch soziales Verhalten wie Handeln. Aber sie determinieren es nicht, sondern können je nach Kontext ganz unterschiedliche Aneignung erfahren.

Diese Verschiedenheit der soziokulturellen Aneignung vor Augen zu führen ist das Ziel einer vergleichenden Studie unter der Leitung des Anthropologen Daniel Miller, der – wie es Die Zeit formuliert – »den Menschen nicht als Opfer seiner Technik […], nicht als unmündigen User, als Spielball der Großkonzerne« ansieht, sondern die Spielarten der alltäglichen Verwendung des Social Webs (und damit auch von Mobile Devices) in den verschiedenen Weltregionen untersuchen will.
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15. April 2015
Harald Welzer (57), ein stets auf massenmediale Anschlussfähigkeit bedachter Sozialpsychologe, macht sich in einem Interview mit der Berliner Zeitung Gedanken zum »digitalen Totalitarismus« und gibt dabei u.a. Hans Magnus Enzensberger und seinem vielkritisierten Boykottaufruf argumentative Rückendeckung:
»Wir gefährden die Demokratie, wenn wir die Grenzen zwischen öffentlich und privat aufheben, sei es mutwillig oder nachlässig. […] Die entscheidende Verwandtschaft zwischen politischem und digitalem Totalitarismus liegt in der Zerstörung der Privatheit, die das Individuum schutzlos macht. Günther Anders hat dazu schon in den 60er Jahren gesagt, ›der Einzelne ist das erste besetzte Gebiet‹. […] Nun war die Privatheit aber noch nie in der Geschichte, in keiner der totalitären Gesellschaften, so im Verschwinden begriffen, wie das heute der Fall ist. […]
Wir bejubeln jede beschissene App oder den Fernseher, der auf Sprachkommandos reagiert. Aber zugleich sind wir empört über Angriffe auf unsere Privatsphäre, obwohl wir den Angreifern Tür und Tor öffnen. […]
Hans Magnus Enzensberger hat dazu gesagt, es sei ganz einfach, sich dem digitalen Totalitarismus zu entziehen: Smartphone wegwerfen, den Internetzugang kappen, E-Mail-Korrespondenz einstellen. Dafür erntete er dann viel Hohn und Spott. […] Aber ich finde, er hat völlig Recht. […] Widerstand kostet. Schlimmstenfalls das Leben, wie wir aus der Geschichte wissen. Uns hingegen erscheint es schon als zu teuer bezahlt, wenn wir auf Whatsapp verzichten sollten. Obwohl wir wissen, dass wir uns mit jeder Message einer Totalüberwachung ausliefern. Enzensberger hält dagegen und sagt: Wir können etwas tun, wir müssen nur wollen.«
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3. März 2015
Linus Torvalds, der 1993 als Student das Linux-Kernel-Projekt angestoßen hat, gab dem Computermagazin BOOT im Sommer 1998 ein vielbeachtetes Interview, in dem er sich zur Zukunft von Linux, Windows und Mac OS geäußert hat. Weiterlesen »
15. Februar 2015
Wie letztes Jahr um diese Zeit kursiert in diesen Wochen der Foliensatz »Digital, Social & Mobile in 2015« im Web, in welchem we are social eine Vielzahl verfügbarer Daten zur globalen Webnutzung aggregiert hat. Auch wenn die Datenbasis sicherlich nicht in allen Fällen kritischen Rückfragen standhalten kann, bietet die Präsentation einen ersten Überblick zu den Nutzungsweisen in den verschiedenen Ländern. Für Deutschland kommt die Studie dabei zu folgenden Ergebnissen:
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29. Januar 2015
Der Soziologe und Bewegungsforscher Simon Teune kritisiert in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung u.a. den Umgang professioneller massenmedialer Anbieter mit dem Phänomen »Pegida« (vgl. dazu auch den Pressespiegel der BpB):
»Die Aufmerksamkeit, die den selbsterklärten Verteidigern des Abendlandes unter dem Label Pegida zuteil wurde, ist kaum zu fassen. […] Die Diskussionen über die neusten Montagsdemonstrationen füllten Zeitungen, Talkshows und die Timelines der sozialen Medien. Sicher, es geht um die größte rassistisch grundierte Mobilisierung in der Nachkriegsgeschichte. […] Insofern muss Pegida Thema sein. Aber: Die Demonstrationen bleiben doch ein lokales Phänomen. Dass die Berichterstattung alle Rekorde sprengte und beinahe jedes Plakat direkt übertragen wurde, hat die Bewegung erst aufgewertet.
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