1. September 2012
Neulich ist mir ein Buch in die Hände gefallen, in das ich seit über 15 Jahren nicht mehr hineingelesen habe, aber dennoch zahlreiche Umzüge überlebt hat: Total digital. Die Welt zwischen 0 und 1 oder: Die Zukunft der Kommunikation von Nicholas Negroponte (München: Bertelsmann 1995).
Sein Epilog ist mit »Ein Zeitalter des Optimismus« überschrieben und spiegelt bereits viele der Hoffnungen und Ängste wider, die in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder an die Online- und Mobiltechnologien geknüpft wurden (siehe auch: »Wiederkehrende Erwartungen«):
»Das nächste Jahrzehnt wird den Missbrauch geistigen Eigentums und einen Einbruch in unsere Privatsphäre erleben. Wir werden Digitalvandalismus, Softwarepiraterie und Datendiebstahl kennenlernen. […] Lange bevor politische Bemühungen Erfolge zeigen […], werden Bits grenzenlos gespeichert und verändert werden […] Wahrscheinlich spielen in unserer digitalen Zukunft Zeitzonen eine wichtigere Rolle als Handelszonen.
[…] Bits lassen sich nicht essen, das heißt, sie können den Hunger nicht stoppen. Rechner besitzen keine Moral; sie können für komplexe Themenbereiche wie das Recht auf Leben und Sterben keine Lösungen anbieten. Aber […] wie eine Naturgewalt kann auch das Digitalzeitalter weder ignoriert noch gestoppt werden. Denn es besitzt vier mächtige Eigenschaften […]: Dezentralisierung, Globalisierung, Harmonisierung und Befähigung zum Handeln.«
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28. August 2012
Die Ergebnisse der repräsentativen ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 (Basis: deutschspr. Onliner) sind vor einigen Tagen veröffentlicht worden und führen einmal mehr vor Augen, dass der digitale Medienwandel trotz aller Revolutionsrhetorik weniger eruptiv, sondern vielmehr graduell und diversifiziert erfolgt: So zeigen z.B. die Daten zur mindestens wöchentlichen Social-Media-Nutzung für die Gesamt-Onlinerschaft, dass sich private Communities wie Facebook oder Google+ in den letzten drei Jahren bei rund 35 Prozent stabilisiert haben, während Wikipedia und Videoportale im gleichen Zeitraum jeweils um die 30-Prozent-Marke oszillierten. Die Twitter– und Blog-Nutzung stieg hingegen nach einer Baisse im Jahr 2011 wieder leicht an.
Social Media: Mindestens wöchentliche Nutzung (Quelle: ARD/ZDF 2012)
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14. August 2012
»[…] reliability through simplicity, […] maximum synergy between hardware and software, […] companies will be out to imitate, […] will increase Apple’s reputation in the market, […] excited about the great games« – all diese Ausführungen ließen sich auch auf Apples neuere iOS-Produkte beziehen, sind aber einem Byte-Review (via modernmechanix) des ersten Macintosh-Computers aus dem Jahre 1984 entnommen, was für eine gewisse Kontinuität in Apples Produktentscheidungen spricht.
Der Autor des Artikels schloss indes mit einer Vermutung, die sich für das PC-Geschäft kaum, wohl aber für den heutigen Smartphone- (iPhone) und Tablet-Markt (iPad) bewahrheiten sollte: »in fact, to some people Apple will be as synonymous with the phrase ›personal computer‹ […] The Macintosh brings us one step closer to the ideal of computer as appliance.« Im selben Heft findet sich ein Interview mit dem Macintosh-Team, in welchem sich auch einige ›klassische‹ Steve-Jobs-Passagen finden: Weiterlesen »
19. Juli 2012
Dem Reuters Institute Digital News Report 2012 zufolge unterscheiden sich deutsche Nachrichtenleser wesentlich von amerikanischen, dänischen, britischen oder französischen News-Konsumenten: Nicht nur griffen die Befragten hierzulande häufiger auf Print-Produkte und seltener auf Online-News-Angebote zurück als in den anderen untersuchten Ländern; auch der tägliche Zugriff auf Nachrichten insgesamt ist in der BRD anscheinend verbreiteter als in den USA, UK oder Frankreich.
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1. Juli 2012
Wovon sich der Begriff »Handy« ursprünglich ableitet, lässt sich bis heute nicht zweifelsfrei klären: Zwar gab es schon seit den 1940er Jahren immer wieder Geräte, die das Wort »handy« in ihrem Namen trugen oder in Expertenkreisen inoffiziell so genannt wurden, aber eine eindeutige Verbindungslinie zu der sich ab 1992 im deutschsprachigen Raum (primär: BRD) durchsetzenden Bezeichnung für Mobiltelefone liegt scheinbar nicht vor.
Zweifelsohne aber wurde der Begriff 1994 in einer Werbeanzeige für das erste GSM-Mobiltelefon von Nokia – das 11/1992 eingeführte Nokia 1011 – verwendet, um seine Handlichkeit herauszustellen: Das Nokia 1011 verfügte über Abmessungen von 195 mm x 60 mm x 45 mm und wog 475 Gramm. Es war damit deutlich kleiner bzw. leichter als das verbreitete Motorola International 3200 (334 × 43 × 67 mm; 520 g) und konnte für ca. 2300 DM (ohne Vertrag) erworben werden.
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22. Juni 2012
Der Bildschirmtext konnte sich hierzulande in den 1980er Jahren bekanntlich nicht durchsetzen (trotz entsprechender Werbekampagnen). Anfang der 1980er Jahre aber waren die mit dem neuen Medium verknüpften Erwartungen überaus weitreichend – und nicht wenige Beobachter sahen den »Abschied von Druck und Papier« in denkbare Nähe rücken (vgl. kritisch: Spiegel 32/1980).
Der Bildschimtext als Bestandteil der »Heimkommunikationszentrale«
der 1980er Jahre (Quelle: Reichardt 1981: 99)
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5. Juni 2012
»Wer von Euch kauft E-Books ?« fragten jüngst die Referierenden ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen in einem gut besetzten B.A.-Seminar (Sozialwissenschaften; Alter ca. 19 bis 23 Jahre) – und kaum ein Finger ging hoch. Einige Begründungen aus der Runde für das mangende Kaufinteresse: Die geringen Preisvorteile rechtfertigten keinen Umstieg; E-Books könnten nicht so einfach weitergegeben werden; es bestehe Unklarheit darüber, ob die heute gekauften E-Books mit späteren Gerätegenerationen kompatibel seien; das Gerät an sich müsse beständig gepflegt und aktualisiert werden; das Leseerlebnis unterscheide sich deutlich.
Natürlich entbehrt eine solche Umfrage im kleinen Kreis jeglicher Repräsentativität; die genannten Vorbehalte entsprechen allerdings in weiten Teilen den Ergebnissen einer aktuellen GfK-Befragung von ca. 7000 Privatpersonen in der BRD im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (2012): 72 Prozent (»voll und ganz«: 41%) lehnen es ab, auf einem Display zu lesen; 74 Prozent (»voll und ganz«: 37%) investieren ihr Geld lieber in gedruckte Bücher; 82 Prozent (»voll und ganz«: 55%) finden, dass das Leseerlebnis elektronischer nicht an das gedruckter Bücher heranreicht; und 84 Prozent (»voll und ganz«: 48%) wollen ihre Bücher schlicht zuhause ins Regal stellen.
Einige Spiegel-Überschriften zum Thema E-Books 1999–2009 (Quelle: Spiegel-Archiv)
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