Digital News Report 2012

19. Juli 2012

Dem Reuters Institute Digital News Report 2012 zufolge unterscheiden sich deutsche Nachrichtenleser wesentlich von amerikanischen, dänischen, britischen oder französischen News-Konsumenten: Nicht nur griffen die Befragten hierzulande häufiger auf Print-Produkte und seltener auf Online-News-Angebote zurück als in den anderen untersuchten Ländern; auch der tägliche Zugriff auf Nachrichten insgesamt ist in der BRD anscheinend verbreiteter als in den USA, UK oder Frankreich.

Die methodische Präambel einer solchen Studie wird in der allgemeinen Berichterstattung mithin gerne überlesen, obgleich die Autoren der Reuters-Studie deutlich auf die Verzerrungspotentiale ihrer Online-Erhebung hinweisen:

»This is an online survey – and as such the results will under-represent older people’s consumption habits, namely use of newspapers, radio and TV. Where relevant, we have tried to make this clear within the text. Going forward these issues will become less of a factor as online penetration grows but it should be stressed that the core purpose of this survey is to track the activities and changes within the digital space – as well as gaining understanding about how offline media and online media are used together.«

Bei der Lektüre der Kernergebnisse der im April 2012 durchgeführten Studie sollte also im Hinterkopf behalten werden, dass die Antworten der jeweils rund 1000 Befragten aus den 5 verglichenen Ländern (UK: ca. 2500) letztlich allenfalls die Präferenzen der jeweiligen Onliner-Gemeinde widerspiegeln können:

  • In der BRD griffen 9 von 10 Befragten (89%) mindestens einmal täglich auf Nachrichtenquellen zurück (UK: 75%, Frankreich: 78%, USA: 82%, Dänemark 88%). In der Gruppe der 16- bis 34-Jährigen waren es in Deutschland ca. 83%, in Dänemark ca. 73%, in den USA ca. 71%, in Frankreich ca. 69% und in UK ca. 78%.
  • Auch in der Antwort auf die Frage, welche Nachrichtenquellen in der vergangenen Woche genutzt wurden, unterschieden sich die deutschen Befragten vom Rest des Samples: 87% nannten das Fernsehen (in den anderen Ländern: 69–81%), 61% nannten das Web (andere: 77–86%), 68% nannten Printmedien (andere: 45–57%) und 68% das Radio (andere: 33–45%). Die vergleichsweise hohen Werte für Printmedien in Deutschland führen die Autoren auf eine starke regionale Tagespresse zurück, die in den meisten anderen Ländern so nicht gegeben ist.
  • Wenn Online-Quellen genutzt wurden, dann waren das in der BRD primär die Websites von etablierten Rundfunk- oder Zeitungsanbietern, während in den USA auch Social Media und Blogs eine wesentliche Rolle spielen (das könnte z.T. mit der dort sehr erfolgreichen Huffington Post zusammenhängen).
  • Online-News werden in allen 5 beobachteten Ländern vordringlich via Computer, Smartphone oder ggf. Tablet gelesen; E-Reader und Smart-TVs spielen kaum eine Rolle. Während in der BRD lediglich 6% schon einmal für Online-News bezahlt haben, waren es in Dänemark bereits 12% (USA: 9%, Frankreich 8%, UK 4%).
  • 18% der deutschen Befragten beteiligen sich nach Selbsteinschätzung in einer durchschnittlichen Woche an einer Online-Abstimmung (Frankreich: 40%, USA: 41%), 12% kommentieren News-Stories in Social Networks (Frankreich: 21%, USA: 27%) und 9% tun dies auf einer Website (Frankreich: 16%, USA: 25%).

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