Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices

6. Februar 2011

Das Discussion-Paper »Der Wandel des Buchhandels durch Digitalisierung und Internet« ist nun in erweiterter und überarbeiteter Form auch als Hardcover beim Fachverlag Werner Hülsbusch (vwh) erschienen:

»Gutenberg-Galaxis Reloaded? Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices« (Februar 2011).

Das Internet und die Digitalisierung stellen den deutschen Buchsektor seit den 1990er Jahren vor große Herausforderungen. Dabei lassen sich mit dem Online-Buchhandel, digitalen Zusatzprodukten (Hörbücher, Books-on-Demand, Fachliteratur im PDF-Format) und dem Auftreten marktfähiger Technologie-Sets zur Substitution des gedruckten Buches (E-Books, E-Reader bzw. Tablets und Content Stores) drei Wirkungsbereiche der neuen Technologien unterscheiden.

Das Buch braucht den klassischen Buchhandel nicht mehr zwangsläufig, um seine Leser zu erreichen, Inhalte müssen nicht mehr unbedingt auf physischen Medien erworben werden und Kopierschutzverfahren werden nun auch für die Buchindustrie relevant. Der Band bietet anhand von aggregierten Marktdaten ein konzentrierten Überblick zu den bisherigen Verschiebungen und entwickelt auf dieser Grundlage erste Szenarien zur Zukunft des deutschen Buchmarktes.

Gutenberg-Galaxis Reloaded?


Der Wandel des Buchhandels

6. Januar 2011

Schon bevor Apple im April 2010 das iPad lancierte, schlugen die Visionen und Prognosen zum elektronischen Buch ähnlich hohe Wellen wie bereits Ende der 1990er Jahre. So wurde auf den Experimental-Seiten der ›Zeit‹ 2009 schon einmal vorsorglich den Tod der klassischen Buchindustrie in allen verfügbaren Farben ausgemalt:

»Genauso selbstverständlich, wie die Großeltern eine Platte auf den Dual legten, laden sie sich [.] die kommentierte und verlinkte Ausgabe der Kurzgeschichtensammlung von Marie Luise Kaschnitz aufs Handy […]. Es sind die gut verdienende Mittdreißiger, die ihr Leben jetzt schon mit dem iPhone organisieren. […] Die Vorstellung, 200 Bücher der Gegenwartsliteratur auf einem Gerät mit in den Urlaub zu nehmen, entspricht heute schon einer ganzen Generation, die zeitlich und räumlich völlig ungebunden ist. […] Wenn Bücher zu Dateien werden und Literatur zu Content, wird sich daran kaum ein brauchbares Geschäftsmodell knüpfen lassen. Einen wirksamen Kopierschutz wird es nicht geben. Wer digitale Bücher allen Ernstes kauft, wird dafür einen niedrigen Einheitspreis à la iTunes bezahlen […].«

Tatsächlich stellen das Internet und die Digitalisierung den Buchsektor seit Mitte der 1990er Jahre vor große Herausforderungen. Dabei lassen sich mit dem Online-Buchhandel, digitalen Zusatzprodukten und dem Auftreten marktfähiger Technologie-Sets zur Substitution des gedruckten Buches drei Wirkungsbereiche der neuen Technologien ausmachen. Das Buch braucht den klassischen Buchhandel nicht mehr zwangsläufig, um seine Leser zu erreichen, Inhalte müssen nicht mehr auf physischen Medien erworben werden und Kopierschutzverfahren werden nun auch für den Buchsektor relevant.

E-Reader buchhandel

Neben kurzfristigen Transformationshypothesen, die je nach Standpunkt eine schwarzdunkle oder hell erleuchtete digitale Zukunft für das Kulturgut Buch ausmalen, liegen jedoch kaum tiefenscharfe umfassende Studien zur weiteren Entwicklung der Buchindustrie vor. Das Discussion Paper »Der Wandel des Buchhandels durch Digitalisierung und Internet« aus der Reihe »Stuttgarter Beiträge zur Organisations- und Innovationssoziologie« möchte – mit Blick auf die BRD – einen ersten Schritt in diese Richtung gehen, nimmt die Marktverschiebungen der letzten 15 Jahre in den Blick, die aus dem Auftreten von Hörbüchern, Online-Buchhandel, Books-on-Demand und E-Books resultieren, und entwirft auf dieser Grundlage drei Szenarien zur Zukunft des Buchhandels. Deutlich wird dabei, dass das Eingriffspotential der Digitaltechnologien auf diesem Feld ebenso hoch bewertet werden kann wie im Falle der Musikindustrie. Allerdings laufen die entsprechenden Verschiebungen bislang zeitlich entzerrter ab.

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Splitter: Die Umwelt transparent gemacht

9. Dezember 2010

Die Welt ist komplex – und ein Stück weit Orientierung darin bietet Wikihood, als iPhone-App schon seit 2008 in ständig verbesserten Versionen verfügbar und mehrfach preisgekrönt: Zuletzt auf der iPhone Developer Conference als bestes App in der Kategorie “Entwicklung”. Seit dieser Woche allerdings können auch Onliner, die kein iPhone oder iPad besitzen, auf Wikihood zugreifen und zwar in der Special Edition Wikihood World Browser – für Nutzer des Google Chrome-Browsers als Chrome Web App und für Apple-Safari-Nutzer auch als klassischer Webdienst (weitere Browser werden wohl folgen).

Das Prinzip der kostenfreien Anwendung: Die Wikipedia zu einem standortbezogenen Dienst (local based service) zu veredeln und dem jeweiligen Nutzer die interessanten Einträge zu seiner unmittelbaren Umgebung zu liefern. Auf dem Smartphone funktioniert das durch die integrierten GPS-Dienste und im Browser des Notbooks oder Desktops durch die Lokalisierung des genutzten WLAN-Netzes. Der Wikihood World Browser präsentiert sich als eine gelungene Verbindung aus Wikipedia sowie Google Maps und wird auf diese Weise zu einem idealen Reiseführer, der auf der ganzen Welt seinen Dienst tut. Oder schlicht zu einem idealen Werkzeug für Neugierige wie mich, die Interessantes und Kurioses in ihrem Umfeld entdecken wollen.

Wikihood World Browser


Cybook Orizon: Die Zukunft des Lesens?

27. November 2010

Das Buch als entschleunigende Freizeitlektüre hat sich bislang in bemerkenswerter Weise der Digitalisierung entzogen: Zwar wird schon seit vielen Jahren über die Wachablösung des gedruckten Buches fabuliert und es werden immer wieder neue Versuche gestartet, die unterschiedlichen Anspruchsgruppen von den Vorzügen der E-Reader zu überzeugen, aber bis dato hat sich der durchschnittliche Bücherkonsument diesbezüglich als äußerst widerspenstig erwiesen. Und dabei geben sich auch hierzulande einige Hersteller, Buchhandelsunternehmen und Verlage redlich Mühe, mit stetig verbesserten Lesegeräten, intuitiveren virtuellen Buchläden und wachsenden E-Book-Katalogen an die Benutzerfreundlichkeit gedruckter Bücher heranzukommen.

Der neueste Versuch besteht in dem nur noch 8 Millimeter dünnen Cybook Orizon des französischen Unternehmens Bookeen, das seit ein paar Tagen für rund 230 Euro auch im deutschen Online-Handel erhältlich ist und die digitale Lektüre dank seines Multitouch-Displays ins Zeitalter des iPads katapultieren will. Vollmundig verspricht der hauseigene Werbetext eine neue Generation von E-Book-Readern, mit dem sich Texte auf einem hochauflösenden papierähnlichen Display (167 dpi) lesen und mit Fingerstrichen umblättern bzw. vergrößern lassen. Darüber hinaus soll das Gerät drei Wochen ohne Stromzufuhr auskommen, bis zu 2000 Bücher speichern, via W-LAN den Zugriff auf neue E-Books und das Internet allgemein ermöglichen und dem Leser zudem die Option bieten, Markierungen und Notizen im Text vorzunehmen.

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E-Books III: iPad & elektronische Bücher

30. September 2010

Jüngster Mitbewerber (auch) auf dem E-Reader-Markt ist das Apple iPad, welches sich stark von Konkurrenten wie dem Amazon Kindle (in Deutschland noch immer nicht im regulären Handel) oder dem Sony Reader unterscheidet. Unter anderem nutzt das iPad nicht, wie alle anderen E-Reader, ein hochauflösendes und von Sonnenlicht unbeeinflusstes E-Ink-Display mit Graustufendarstellung, sondern ein farbiges Multi-Touch-Display mit LED-Hintergrundbeleuchtung, was Amazon sogleich zu einem recht amüsanten vergleichenden Werbespot inspiriert hat:

[Nicht mehr verfügbar]

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E-Books II: Nachrichten aus der Vergangenheit

14. September 2010

Prognosen sind kein einfaches Geschäft, keine Frage. Hin und wieder zeigt freilich ein Blick in die Vergangenheit, wie vorsichtig man mit weitreichenden Transformationshypothesen sein sollte: Microsofts Vorstellungen zum  E-Book-Markt 2020 aus dem Jahre 2000 könnte jedenfalls nur noch wahr werden, falls sich die Entwicklungsgeschwindigkeit in den kommenden Jahren erheblich steigern sollte (siehe Screenshot)…

Microsoft Prognose E-Books

Solche übersteigerten Visionen werden ja allgemeinhin gerne wieder vom Netz genommen, via Web Archive bleiben sie allerdings der Nachwelt erhalten.


Kleine Geschichte des E-Books

2. September 2010

“Plötzlich kommt das elektronische Buch in vielen Versionen. Zusammen führen sie zu einer gewaltigen Veränderungen in den Beziehungen zwischen Autoren, Lesern, Verlagen, Buchhandlungen, Bibliotheken und Rezensenten, also der gesamten Welt des Buches oder einfach der ganzen Welt. Das herkömmliche Buch mit den Seiten aus Papier kann bereits auf dem Weg sein, ein nostalgisches Objekt zu werden, das vornehmlich antiquarisches Interesse auf sich zieht”.

Dieser Artikel-Teaser stammt nicht etwas aus dem Jahre 2010, sondern wurde 1998 in Telepolis veröffentlicht. Und tatsächlich, wir haben es schon beinahe vergessen: Ende der 1990er Jahre sollte unsere Gesellschaft nach Vorstellung vieler digitaler Evangelisten schon einmal durch die E-Books umdefiniert werden. Hin und wieder lohnt sich also der Blick zurück, um festzustellen, dass manche Innovationen und die aus ihnen entstehenden Hypes gar nicht so neu sind, wie es zunächst scheint.

Hier ein kurzer Überblick über die Geschichte des E-Books bzw. der E-Reader:

  • Mona Lisa Overdrive” von William Gibson wurde 1988 auf Floppy-Disk publiziert und war somit das erste elektronische Buch, das sich käuflich erwerben ließ.
  • Bereits 1990 bzw. 1993 brachte Sony den Data-Discman bzw. den Bookman heraus und vermarktete die Geräte als “Electronic Book Player”. Als Datenmedien dienten CD-Roms mit 8cm Durchmesser. Das Display verfügte über eine Auflösung von 256×160 Pixeln (S/W). Der Packung beigelegt waren elektronische Versionen des Bertelsmann Universal-Lexikons und des Langenscheidts Taschenwörterbuchs Englisch. Kritikpunkte und Gründe für die mangelnde Verbreitung waren das zu kleine Display, geringe Batterielaufzeiten und eine mangelhafte Suchfunktion.
  • 1998/99 wurde das Rocket eBook der Firma NuvoMedia geboren: Etwa 4000 Buchseiten passten auf den 4 (später 16) Megabyte großen Speicher des Geräts. Das Display hatte eine Auflösung von 480×320 Bildpunkten (SW), der als revolutionär eingestufte Reader (s.o.) war für gut 650 D-Mark zu haben. Die Reaktionen 5 Monate nach Markteinführung waren indes eher verhalten: “Nach 5 Monaten regelmäßiger Lektüre steht zumindest eines fest: Man kann auf dem Gerät problemlos längere Texte für längere Zeit lesen und der Kauf hat mich, trotz des happigen Preises von 675 Mark, nicht gereut – auch wenn die aktuelle Materialisierung meines Traums bestenfalls ein leidiger Kompromiss ist. Anders gesagt: Das Rocket E-Book ist – so, wie es derzeit ist – ein ziemlicher Murks” (Damaschke in Die Zeit 46/2000).
  • Im Jahr 2000 wurden NuvoMedia sowie SoftBookPress, ein anderer E-Reader-Hersteller von Gemstar übernommen, die kurz darauf mit dem REB 1100 und REB 1200 zwei runderneuerte Reader anbot. Im Jahr 2001 folgte der GEB 2200, ein Gerät, das ca. 1 Kilogramm schwer war, über ein Farbdisplay mit 640×480 Pixeln Auflösung, 8 Mbyte internen Speicher, einen Slot für Speicherkarten, ein Modem sowie eine Ethernet-Schnittstelle verfügte, so dass direkt auf den Online-Store des Unternehmens zurückgegriffen werden konnte, der ca. 1000 deutschsprachige Titel bereit hielt. Im Kaufpreis von ca. 650€ (später deutlich billiger) war ein sechwöchiges Abo des elektronischen Spiegels und ein vierwöchiges Abo der Financial Times inbegriffen.
  • Die Bemühungen von Gemstar fruchteten freilich nicht: Ende 2003 stellte das Unternehmen den Verkauf seiner Geräte weltweit ein. Anderen Firmen ging es ähnlich. Danach folgten weitere Versuche von Sony (LIBRIE EBR-1000EP 2004, erstmals mit E-Ink-Technologie), ab 2007 wagte sich die Philips-Tochter iRex Technologies mit dem iLiad auf den Markt, Amazon launchte 2007 den Kindle und Sony präsentierte 2008 den Sony-Reader.

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Der GEB 2200 E-Reader

Mit all diesen Geräten waren wichtige technische, aber auch konzeptionelle Weiterentwicklungen verbunden: Die Bedienung, der Lesekomfort und der Bezug von E-Books wurde stetig verbessert. Allein: Bislang konnten die E-Reader den Buchmarkt kaum revolutionieren, jedenfalls nicht in vergleichbarem Maße, wie die digitale Technik die Strukturen in anderen Bereichen umgekrempelt hat. Seit einigen Monaten nun ist das Apple iPad auf den Markt – mit angeschlossenem iBooks-Store, Touch-Screen, Umblätter-Animationen und allem Pipapo. Sicherlich ist das Gerät in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung und taugt auch zum gelegentlichen Lesen. Ob es allerdings den Buchmarkt einschneidend verändern wird, steht noch in den Sternen, auch wenn der Hype um das Gerät durchaus schon mit dem E-Book-Hype aus den 1990er Jahren vergleichbar ist.

So zieht der Spiegel in einem aktuellen Bericht die Bilanz, dass der E-Book-Boom zumindest in Deutschland weiter auf sich warten lassen wird: Gerade einmal 20% der Deutschen wissen, was ein E-Reader ist. Die Durchdringung des Marktes lasse auf sich warten, auch weil das Inhaltsangebot noch immer zu klein und vor allen Dingen vollkommen überteuert sei. Das allerdings wurde schon zu Zeiten des Rocket eBook bzw. des GEB 2200 angemahnt (vgl. Manager Magazin 2001). Die Preispolitik lässt sich freilich ändern und das digitale Leseerlebnis hat sich mit jeder Neuentwicklung kontinuierlich verbessert. Zentrale Mankos bleiben aber neben dem fehlenden haptischen Erlebnis: Ein E-Book kann ich nicht gefahrenfrei an den Strand oder in den Park mitnehmen: Wenn ein klassisches Papierbuch nass oder dreckig wird, macht das wenig. Falls es geklaut wird, habe ich in den meisten Fällen weniger als 10 € verloren. Möchte ich das Buch einer Freundin oder einem Freund leihen, kann ich es ihm ohne Kopier- oder Konvertierungsaufwand mitgeben…