28. September 2015
Vor einigen Monaten berichtete u.a. Die Zeit über das gesunkene »Vertrauen in die Medien«. Einige Gründe dafür: »Fehlinformation, Einseitigkeit, schlechte Recherche«.
Heute hat die Berichterstattung zur Plagiatsaffäre um die Dissertation von Ursula von der Leyen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. In vielen Artikeln zu diesem Thema taucht Martin Heidingsfelder auf – und zwar als Mitbegründer oder »Gründer der Plagiatsplattform VroniPlag«, der einen Entzug des Titels (FAZ) und den Rücktritt der Ministerin fordert (RP). Dabei entsteht der Eindruck, Heidingsfelder sei an der Plagiatssuche aktiv beteiligt gewesen. Tatsächlich haben einige Journalisten auf der Suche nach einer markanten Aussage aber wohl lediglich eine ihnen bereits bekannte Nummer angerufen. Auf der Plattform VroniPlag Wiki, die sich kritisch mit Ursula von der Leyens Arbeit auseinandersetzt, ist jedenfalls an prominenter Stelle auf der Frontseite zu lesen (siehe auch den Wikipedia-Artikel zu Heidingsfelder):
»VroniPlag Wiki ist ein wissenschaftliches Projekt ohne politische oder kommerzielle Interessen. Es steht in keinem Zusammenhang mit der im Juni 2011 angemeldeten Wortmarke VRONIPLAG. Der Kaufmann Martin Heidingsfelder wurde im November 2011 dauerhaft von VroniPlag Wiki ausgeschlossen.
15. September 2015
Die ersten Ergebnisse der aktuellen, seit Mitte der 1960er Jahre ca. alle fünf Jahre durchgeführten ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation liegen seit einigen Tagen vor (siehe zur langfristigen Entwicklung: Mediennutzung: Tendenz steigend…). Darunter finden sich u.a. Daten (Erhebungszeitraum 1/2015–5/2015; n=4300; bevölkerungsrepräsentative Stichprobe) zur Nutzung tagesaktueller Medien für die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren.
Ein Novum ist dabei die Unterscheidung zwischen »medialen« und »nicht medialen« Inhalten bzw. Services in der Abfrage der Internetnutzung:
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11. September 2015
Im Leviathan 3/2015 ist vor einigen Tagen der Artikel »Dezentralisierung, Demokratisierung, Emanzipation. Zur Architektur des digitalen Technikutopismus« (Abstract | Preprint) erschienen, den ich zusammen mit Sascha Dickel verfasst habe.
In diesem Aufsatz arbeiten wir anhand der Beispiele Web 2.0 und 3D-Druck die wiederkehrenden semantischen Muster populärer Medienutopien heraus und entfalten die These, dass der Erfolg dieser Zukunftsvorstellungen auf ihrer instantanen Anschlussfähigkeit gegenüber einer Vielzahl an gesellschaftlichen Diskursen fußt. Anschließend werden die Ambivalenzen des digitalen Technikutopismus aus Sicht der Sozialwissenschaften diskutiert.
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22. Juli 2015
Der Aktivist und Blogger Hossein Derakhshan gilt als Begründer der regimekritischen Bloggingszene im Iran, wurde vor diesem Hintergrund 2008 verhaftet und kurz darauf nominell zu mehr als 19 Jahren Haft verurteilt. Seit November 2014 ist Derakhshan wieder auf freiem Fuß und hat vor wenigen Tagen im Matter Magazine einen Text mit dem Titel »The Web We Have to Save« veröffentlicht, der sich mit der Entwicklung des Internets seit 2008 befasst: »The rich, diverse, free web that I loved — and spent years in an Iranian jail for — is dying. Why is nobody stopping it?«
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12. Juli 2015
Die diesjährige Ausgabe der seit 1959 durchgeführten Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) zu den Konsum- und Mediengewohnheiten der deutschen Bevölkerung (25.140 Befragte insgesamt; Frühjahr 2015; Grundgesamtheit: deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren) ist Anfang Juli erschienen. Einige Ergebnisse:
Internetnutzung
- 84 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzten das Internet Anfang 2015 via Smartphone oder Tablet-PC (2014: 64 Prozent). Bei den 30- bis 49-Jährigen war es immerhin ein Anteil von 66 Prozent, bei den 50- bis 69-Jährigen 35 Prozent und in der Altersgruppe 70+ noch 8 Prozent.
- Bei der Frage nach der Nutzung des Internets im Allgemeinen lässt sich für die Altersgruppen unter 50 Jahren beinahe eine Volldurchdringung diagnostizieren (91–98 Prozent), bei den 50- bis 59-Jährigen liegt dieser Wert bei 88 Prozent. Indes nur 42 Prozent der Befragten über 60 Jahren gaben an, das Netz zu nutzen.
- Das Internet mehrmals täglich nutzten nach Selbstauskunft 72 Prozent der 14- bis 19-jährigen Onliner, 69 Prozent der 20- bis 29-jährigen Onliner, 50 bis 60 Prozent der 30- bis 59-jährigen und ca. 30 Prozent der über 60-jährigen Onliner.
- Bei den 14- bis 29-Jährigen stehen dabei eindeutig unterhaltende Inhalte im Vordergrund (Videos, Musik, Spiele, Social Networking), während ältere Befragte nach eigenen Angaben eher an aktuellen Informationen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur interessiert sind.
9. Juli 2015
In den Social Movement Studies (Journal of Social, Cultural and Political Protest) ist nun der Artikel »Masses, Crowds, Communities, Movements: Collective Action in the Internet Age« von Ulrich Dolata und mir erschienen (Authors Version).
Quelle: Flickr (Thomas Hawk)
This article investigates two questions: One, how might the very differently structured social collectives on the Internet – masses, crowds, communities and movements – be classified and distinguished? And two, what influence do the technological infrastructures in which they operate have on their formation, structure and activities? For this we differentiate between two main types of social collectives: non-organized collectives, which exhibit loosely-coupled collective behavior, and collective actors with a separate identity and strategic capability. Further, we examine the newness, or distinctive traits, of online-based collectives, which we identify as being the strong and hitherto non-existent interplay between the technological infrastructures that these collectives are embedded in and the social processes of coordination and institutionalization they must engage in in order to maintain their viability over time. Conventional patterns of social dynamics in the development and stabilization of collective action are now systematically intertwined with technology-induced processes of structuration.
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10. Juni 2015
Mittlerweile ist er erschienen – der Sammelband zum 13. Mediensymposium in Zürich, auf dem ich u.a. auch den Anfang 2015 leider verstorbenen Kurt Imhof kennenlernen durfte, der mich in vielerlei Hinsicht tief beeindruckt hat.
Der Band trägt den Titel »Demokratisierung durch Social Media?« (Springerlink) und diskutiert nach einem pointierten Aufschlag von Kurt Imhof * entlang dieser Fragestellung vier Themenfelder:
- Politik im Web 2.0: Angebot, Nachfrage, Wirkungen (mit Beiträgen u.a. von Kurt Imhof, Alexander Haas, Gerhard Vowe, Frank Esser);
- Politische Kampagnen und politisches Marketing in den Social Networks (u.a. mit Christian Wassmer, Otfried Jarren, Manuel Wendelin, Hans-B. Brosius);
- Shitstorms und Fanpages als themenzentrierte Öffentlichkeit (mit Beiträgen u.a. von Marlis Prinzing, Uta Russmann);
- Interdependenzen zwischen Informationsjournalismus und Social Media (mit Beiträgen u.a. von Rüdiger Steinmetz, Birgit Stark, Jan-Felix Schrape, Mark Eisenegger).
* »Mythen sind wichtige Forschungsgegenstände in der Geschichtsschreibung […], sie sind elementar bei der religionssoziologischen und -ethnologischen Rekonstruktion von gemeinschaftskonstitutiven Sinnstrukturen […] und sie beschäftigen die Soziologie und Psychologie von Liebesbeziehungen, weil diese dazu neigen, den Zufall ihrer Genese als Fügung zu verklären. Problematisch in der Wissenschaft ist es allerdings, wenn Mythen keine Objekte der Forschung sind sondern diese anleiten.«