Splitter: Alternative ≠ partizipative Medien

7. Januar 2012

Hin und wieder geraten eigentlich erhellende Texte nach einen kurzen Anlesen zu Unrecht in Vergessenheit, da sie nicht direkt zu dem gerade verfolgten Thema passen oder aus der eigenen Sicht zunächst durch ein allzu plattes Vokabular auffallen. Ein Beispiel für einen solchen Text ist in meinem Fall ein Artikel von Marisol Sandoval, der unter dem Titel »Warum es an der Zeit ist, den Begriff der Alternativmedien neu zu definieren« diesen Herbst in der Zeitschrift für marxistische Erneuerung und im Handbuch Alternativmedien erschienen und mittlerweile auch online abrufbar ist.

In diesem Artikel setzt sich die Autorin aus marxistisch-kritischer Sicht mit der verbreiteten These (z.B. Gillmor 2004) auseinander, dass die Konsumenten bzw. Rezipienten durch die neuen Medien technikvermittelt vom Rand ins Zentrum der Medienlandschaft gerückt seien bzw. zunehmend »die Kontrolle über die mediale Berichterstattung zurückgewinnen«, und fordert angesichts eines Marx-Zitates, das die Presse selbst als »öffentliche[n] Wächter« und »unermüdlichen Denunziant[en] der Machthaber« bezeichnet, dezidierter zwischen partizipativen und alternativen Medien zu unterscheiden: Partizipative seien nicht mit alternativen Medien gleichzusetzen und alternative Medien müssten nicht automatisch partizipative Medien sein.

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Social Media: Die meistempfohlenen Artikel 2011

4. Januar 2012

Es ist die Zeit der Jahrescharts – nicht nur musikalisch (alternative Sichtweise hier): Jens Schröder und weitere Autoren von Hyperland haben sich die Mühe gemacht, die 100 deutschsprachigen Beiträge aus dem Netz zu fischen, die im Jahr 2011 am häufigsten von Facebook-, Twitter– und Google+-Nutzern weiterempfohlen (bzw. geliked, geshared, getweeted oder 1+st) wurden:

»Mit Hilfe verschiedenster Recherchewege werden zehntausende Artikel identifiziert, die oft bei Twitter, Facebook und Google+ genannt wurden. Mit Hilfe der offiziellen API-Schnittstellen […] werden anschließend die Gesamtverlinkungen in Tweets, Facebook-Likes, etc. für all diese Beiträge ermittelt und ein Ranking erstellt.«

Zum einen lassen sich aus diesen Nachforschungen nun die Top-Themen im Social Web 2011 herauskristallisieren: Auf den vordersten Plätzen finden sich hierbei die Guttenberg-Affäre, Warnungen vor Facebook-Würmern und -Viren, die Schließung von kino.to, die Tötung von Osama Bin Laden, das Gesichtserkennungs-Feature bei Facebook, eine Kinderschänder-Fahndung und die Causa Wir sind Helden versus Bild.

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Soziale Netzwerke: Unique Visitors (Update)

21. Dezember 2011

Ab Mai 2011 ließ sich auf gedankenstrich.org eine augenscheinlich beliebte Grafik zu der Entwicklung der monatlichen Unique Visitors von Social Networks in Deutschland abrufen. Daher nachfolgend eine um die Novemberzahlen des Google Ad Planners aktualisierte (sowie allgemein etwas entschlackte) Version der Abbildung:

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Digitale Gesellschaft BRD: Nutzertypen und Nutzungspräferenzen

3. Dezember 2011

Die gerade erschienen Studie »Digitale Gesellschaft 2011« der Initiative D21 (vgl. auch einige kritische Anmerkungen) bestätigt die schon häufig diagnostizierte Kluft in den Nutzungsweisen und -präferenzen der deutschen Onliner: Dem eigenen Anspruch nach repräsentativ für die BRD, basieren ihre Ergebnisse auf rund 1000 Computer Assisted Telephone Interviews, die im Oktober 2011 durchgeführt wurden. Auf Grundlage dieser Stichprobe wurden sechs Nutzertypen gebildet, deren Anteile an der Gesamtbevölkerung (ab 14 J.) sich wie folgt verteilen:

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Neuere Studien zu Social Media: Update 12/2011

28. November 2011

Erfreulicherweise gehören die gesammelten empirischen Studien zur Nutzung von ›Social Media‹ zu den meist aufgerufenen Seiten auf gedankenstrich.org. Seit der letzten Auflistung 2/2011 sind allerdings eine Reihe an neuen Daten bzw. Aktualisierungen hinzu gekommen, von denen einige nachfolgend kurz vorgestellt werden sollen.

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Literaturhinweis: Internet und Politik

15. November 2011

Ulrich Riehm hat in in den TAB-Briefen (herausgegeben vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag) unter dem Titel »Die neuen Kleider der Demokratie. Internet und Politik« (englische Version) einen kondensierenden Artikel zu der Debatte um die sogenannte »Cyberdemokratie« veröffentlicht, die nicht erst seit dem Aufkommen des massenkompatiblen World Wide Web geführt wird.

Darin werden sowohl die technischen und politischen Entwicklungsstränge nachgezeichnet, in deren Kontext sich die Diskussion um digitale Demokratie entwickelt hat, als auch die damit verbundenen Hoffnungen bzw. Ängste sowie deren Wandel rekonstruiert (ausgehend schon von ersten Experimenten in den 1960/70er Jahren). Die Betrachtungen kommen zu folgenden Kernergebnissen:

»Das Internet ist [.] keine Hope- oder Fear-Technologie per se, sondern gestaltete und gestaltbare Technik. Ob beispielsweise eher egalitäre oder hierarchische Kommunikationsformen befördert werden, hängt von der konkreten technischen Implementierung, den jeweiligen Nutzungsweisen und der gesellschaftlichen Einbettung von Internetanwendungen ab […].

Zum Zweiten ist die Bewertung bestimmter Eigenschaften der Cyberdemokratie auch eine Frage der politischen Grundanschauungen und Interessen. Ein Vertreter der direkten Demokratie sieht gegebenenfalls in den Möglichkeiten des E-Votings eher eine Hoffnung, ein Anhänger der repräsentativen Demokratie eher eine Gefahr. Aus der Perspektive eines Bürgers ist die […] direkte Kontaktmöglichkeit […] ein Gewinn, für die Kontaktierten oft nicht mehr als eine zusätzliche Belastung.«


Orientierungsrealitäten (Tagesschau, Wikipedia)

14. November 2011

Vor fast 20 Jahren hat Miriam Meckel am Beispiel der Tagesschau empirisch bestätigt, dass in der massenmedialen Berichterstattung ein sehr selektives Bild der Welt gezeichnet wird: In einem Vergleich der Anteile der Weltregionen an der täglichen Berichterstattung der ARD-Nachrichtensendung stellte Meckel (1994: 296) fest, dass 94% der Berichte auf Entwicklungen in Europa und Nordamerika eingingen, während die anderen Kontinente kaum Erwähnung fanden (Südamerika, Afrika, Asien, Australien: jeweils unter 2%; Nahost: 3,1%) – und der »Tagesschau Nachrichten-Weltatlas« zeigt, dass sich dies daran bis heute nicht viel geändert hat (vgl. auch eine Karte zur ›Weltsicht‹ des britischen Guardians).

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