Kurze Geschichte des Urheberrechts

20. Februar 2012

Das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) treibt die ›digital natives‹ auf die Straße – und das aus Sicht vieler Netzbewohner vollkommen zu Recht, denn es folgt den Prinzipien des klassischen Urheberrechts und verträgt sich schon deshalb kaum mit den seit den 1990er Jahren im Online-Nexus dominanten Nutzungspraxen (bzw. teilweise auch nicht mit der Grundidee des World Wide Web). Und vermutlich lehnt sich keiner der derzeit zahlreichen Kommentatoren zu weit aus dem Fenster, die wortreich unterstreichen, dass die gegenwärtigen rechtlichen Rahmensetzungen die (im Vergleich zur Offline-Welt) erheblich effizienteren Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten im Netz nicht angemessen reflektieren.

In der Sache hilft es gleichwohl wenig, im Zusammenhang mit ACTA von einer »Politik des Abgrunds« zu sprechen, ohne Alternativen zu präsentieren, oder eine Kulturflatrate zu fordern, ohne die damit verbundenen (Detail-)Fragen zu klären. Und mitunter kann es auch Sinn machen, einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen, bevor über die Zukunft verhandelt wird. Vor diesem Hintergrund nachfolgend ein kurzer Überblick zur Geschichte des Urheberrechts in 7 handlichen Punkten (vgl.: Gieseke 1995; Höffner 2010):
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iBooks 2.0: Demokratisierung des Buchmarkts?

20. Januar 2012

Gestern hat Apple zusammen mit iBooks 2.0 eine neue Mac-App namens iBooks Author vorgestellt, die das Erstellen eines interaktiven E-Books für alle iOS-Devices (iPhone, iPad etc.) ähnlich einfach macht wie die Gestaltung einer Keynote-Präsentation, zumal sich das eigene iBook dann auch gleich direkt aus dem Programm heraus im iBooks-Store zum kostenfreien Download oder (noch mit ISBN) zum Verkauf anbieten lässt.

Dieser Vorstoß ist Teil einer Strategie, die sich zum Ziel gesetzt hat, das iPad als Standard-Abrufgerät für Bildungsinhalte zu etablieren, weshalb in den USA auch schon weitreichende Kooperationen mit den entsprechenden Verlagen abgeschlossen worden sind. Langfristig aber könnten deren Rückwirkungen weit über den Bildungsbereich hinausgehen, da nicht nur die technische Produktion, sondern auch die Verteilung von E-Books erheblich erleichtert wird. Oder wie Apple selbst wirbt: »Now anyone can create stunning iBooks textbooks, cookbooks, history books, picture books, and more for iPad. All you need is an idea and a Mac.«

Der Unternehmensberater und Business-Motivator Edgar K. Geffroy geht davon aus, dass iBooks Author bzw. das dahinter liegende (und sicherlich bald nachgeahmte) Konzept den Buchmarkt »demokratisieren« wird und marktmächtige IT-Firmen wie Apple als »Türsteher« der digitalen Welt die Buchindustrie »revolutionieren« werden. Steht nun also tatsächlich eine »demokratischere Gestaltung des Marktes« an, wie sie schon 1998 vorhergesagt wurde? Mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre lassen sich folgende Pro- und Contra-Punkte finden:

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Tagungsbericht: »Das Internet und der Wandel von Mediensektoren«

13. Januar 2012

Im November 2011 hat die Abteilung für Organisations-und Innovationssoziologie der Universität Stuttgart die Herbsttagung der Sektion Wissenschafts- und Technikforschung der DGS ausgerichtet. Dort trafen sich thematisch einschlägige Forscherinnen und Forscher, um mit Blick auf klassische und neue Mediensektoren die Veränderungen zu diskutieren, die sich aus den erweiterten Möglichkeiten rund um das (Mobile-)Web ergeben. Mittlerweile ist ein ausführlicher Tagungsbericht verfügbar.

Das Internet trägt als mittlerweile allgegenwärtiges Technologie-Set erheblich zum Wandel etablierter Medienangebote und zur Konstitution neuer Informations-, Kommunikations- bzw. Vernetzungsmöglichkeiten bei: Welchem Veränderungsdruck sind die klassischen Mediensektoren durch die veränderten Rezeptions- und Kommunikationsweisen ausgesetzt? Welche Auswirkungen haben Social Media im Web auf den Strukturwandel der Öffentlichkeit? Welche neuen Akteure treten auf und wie wandeln sich die institutionellen Rahmenbedingungen?

Die Tagung »Das Internet und der Wandel von Mediensektoren« hat sich mit diesen Veränderungen aus vielfältigen Perspektiven beschäftigt. Ziel war es, die dauerhaften gesellschaftlichen Dynamiken herauszuarbeiten und kurzfristige Mythen um das Web zu hinterfragen. Beteiligt an den Diskussionen waren neben Mitarbeitern der Universität Stuttgart u.a. Wissenschaftler der MHMK Stuttgart, der University of Essex, der TU Dortmund, der Universitäten Bielefeld, Kiel, Berlin und Erlangen sowie des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und des SOFI Göttingen.

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Querverweis: »Aufzug zum Internet«

1. Dezember 2011

Am 24./25. November fand in Stuttgart die Tagung »Das Internet und der Wandel von Mediensektoren«, die durch die Stuttgarter Organisations- und Innovationssoziologie organisiert wurde und rund 30 thematisch einschlägige SozialwissenschaftlerInnen zusammenbrachte (ein ausführlicher Tagungsbericht folgt in wenigen Wochen).

Was das wiederum mit dem nachstehend abgebildeten (zugegebenermaßen etwas antiquierten) Fahrstuhl zu tun hat, lässt sich in einem Beitrag eines Projektblogs des Hans-Bredow-Instituts (Hamburg) nachlesen, der darüber hinaus auch erste Notizen zu einigen Beiträgen der Tagung bereithält.

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E-Books: Warten auf den Durchbruch

5. November 2011

Das Branchenmagazin buchreport.express (32/2008: 8–10) prognostizierte im August 2008, dass der Umsatzanteil von E-Books am deutschen Buchmarkt bis 2013 zweistellig ausfallen könnte und Zeit bzw. Spiegel überschrieben ihre Artikel zum Buchmarkt 2008 bzw. 2009 mit Titeln wie »Digitalbuch vor dem Durchbruch«, »Tschüss, Gutenberg«, »Goodbye, Gutenberg« (Spiegel  42/2009: 140) oder »Buchmarkt: Die eVolution« (Spiegel 11/2009: 101). Es ließ sich also der Eindruck gewinnen, dass die Buchindustrie alsbald von einem radikalen Wandel erfasst würde.

Den Kernakteuren der Branche wurde in diesem Kontext wiederholt unterstellt, die mutmaßliche Aufbruchstimmung um digitale Inhalte zu verschlafen: Angesichts der hierzulande auch für E-Book geltenden Buchpreisbindung und eines undurchsichtigen Digital-Rights-Management merkte etwa Andrea Hünniger (2009) in der Zeit an, dass die deutsche Buchbranche »exakt die gleichen Fehler wie die Musikindustrie« mache, weil »Konkurrenzkämpfe und kulturelle Vorurteile verhindern, dass das E-Book sich in Deutschland durchsetzt«, und Oliver Jungen (2009) notierte in der FAZ, dass der Buchsektor aus der »Bruchlandung der Musikindustrie […] nichts gelernt« habe.

Aber sind die beiden Mediensektoren tatsächlich miteinander vergleichbar? Immerhin können gedruckte Bücher als Sekundärmedien ohne technische Hilfsmittel rezipiert werden (und insofern auch bewusst als technikfreie Genussmittel eingesetzt werden), während elektronische Bücher ein Abrufgerät benötigen, das Anschaffungskosten verursacht und eine beständige Grundaufmerksamkeit verlangt (Stromversorgung, Diebstahlvermeidung, Sauberkeit etc.).

Deutschlands bekanntester Wissenschaftsjournalist meint ›ja‹: Wohl auch aus unternehmerischem Eigeninteresse prophezeite Ranga Yogeshwar vor einigen Wochen, dass »der Anteil des Gedruckten [.] künftig bei 20% liegen [wird]«, denn »die Geschichte des Internets ebenso wie die des Fernsehens, der Musikbranche und des Kinos« zeige, dass man nicht glauben sollte, alles bleibe beim Alten.

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