SOI Discussion Paper: Public Communication in the Digital Age

25. August 2021

In der Reihe Stuttgarter Beiträge zur Organisations- und Innovationssoziologie ist das Diskussionspapier »Platformization, Pluralization, Synthetization. Public Communication in the Digital Age« erschienen:

The platformization of communication architectures is accompanied by a diversification of individual media use and an erosion of clear structural boundaries between different streams of public exchange. Nevertheless, it is by now evident that the digital transformation does not lead to a general loss of relevance of journalistic services or mass-received content per se and that selection thresholds remain in public communication despite increased connectivity. Against this backdrop, this paper argues that it is still instructive to describe the negotiation of public visibility as a multi-level process, which is now essentially shaped by the peculiarities of digital platforms: First, it examines the increasing platform orientation in media diffusion. Second, it discusses the associated diversification of individual media repertoires and the pluralization of public exchange. Then, the paper elaborates on three basic levels of public communication characterized by a heterogenous interplay of social and technical structuring services.


Sommerlektüre: Umberto Eco über Fortschritt, Verhandlung und Optimismus

31. Juli 2021

1999 ist ein Interviewband mit dem Titel »Das Ende der Zeiten« in deutscher Übersetzung erschienen, in dem sich Umberto Eco, Stephen Jay Gould, Jean Claude Carrière und Jean Delumeau über den bevorstehenden Jahrtausendwechsel mit den drei Initiator*innen des Bandes ausgetauscht haben (leider indes nicht wechselseitig). Das Buch, das mir neuerlich beim Aufräumen wieder in die Hand gefallen ist, hat vollkommen zurecht enttäuschte Rezensionen erfahren (im Deutschlandfunk z.B. war von »Cocktailgeplauder« die Rede).

In losem Anschluss an die in diesem Blog vor einiger Zeit verfolgte Serie »Heute ist die Zukunft von gestern« erscheint es mir im Jahre 2021 allerdings durchaus anregend, erneut einen Blick auf das Gespräch mit Umberto Eco zu werfen, der sich in jenem Interview immer wieder auch etwa mißverstanden fühlte.

Eco über Fortschritt

»Ich habe gesagt, daß unsere westliche Zivilisation mit der Idee einer bestimmten Richtung der Geschichte entstanden ist, die eng mit der Idee des Fortschritts verbunden ist. Der Begriff Fortschritt kann allerdings auf zwei verschiedene Weisen verstanden werden. Zum einen in dem Sinne, daß man niemals zurückkehren kann, daß das Gesetz der Natur (aber auch der Kultur) Transformation ist und daß wir, wenn wir uns zu unserer Vergangenheit zurückwenden, sie so überdenken, daß etwas Neues entsteht. Zum anderen in dem Sinne, daß alles, was später kommt, besser ist als das bisher Vorhandene. Diese beiden Vorstellungen sind nicht identisch. Wenn man etwas anders macht, kann man auch Monster produzieren. Im 19. Jahrhundert wurde die Idee des Fortschritts als unendliche und umumkehrbare Vervollkommnung vergöttlicht. […] In unserem Jahrhundert wurde verstanden, daß Fortschritt nicht unbedingt kontinuierlich und kumulativ ist. […] Die gegenwärtige Ökologie ist vielleicht das wichtigste Moment dieser Infragestellung des Fortschritts.« (244f.)

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Splitter: Digital News Report 2021

24. Juni 2021

Der Reuters Institute Digital News Report 2021 ist erschienen und bietet wie in den Jahren zuvor einen Überblick zur weltweiten Rezeption von Nachrichtenangeboten und Nutzung der unterschiedlichen Medienkanäle in der individuellen Versorgung mit tagesaktuellen Informationen. Erhoben worden sind die Daten Anfang des Jahres (Januar/Februar). Diesmal gibt es erstmals auch die Möglichkeit, einige der erhobenen Daten nach individuellen Kriterien selbst zusammenzustellen. Für Deutschland wird vor dem Horizont der Covid19-Pandemie u.a. folgendes Fazit gezogen:

»While the smartphone extends its lead as the most important device for online news, people in general rely on traditional news brands. TV brands benefit from the desire for reliable news whereas Facebook’s role as news source decreases

Hier die wichtigsten Links dazu:


Betreff: Cybersicherheitsstrategie 2021

19. Juni 2021

Update: Inzwischen ist ein offener Brief an die Bundesregierung publiziert worden, den u.a. der Chaos Computer Club, Digitalcourage e.V., Digitale Gesellschaft e.V., eco Verband der Internetwirtschaft, Reporter ohne Grenzen sowie Wikimedia Deutschland unterzeichnet haben (Bericht in der Süddeutschen Zeitung).

Die Gesellschaft für Informatik (GI) hat in dieser Woche eine Stellungnahme zum Entwurf für die »Cybersicherheitsstrategie 2021« (Stand: 10.06.2021) des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat veröffentlicht. Diese soll noch vor der Bundestagswahl verabschiedet werden. In ihrer Stellungnahme kritisiert die GI neben der überaus kurz bemessenen Frist zur Kommentierung vor allen Dingen Kapitel 8.3.9 des Strategiepapiers, das mit dem Titel »Sicherheit durch Verschlüsselung und Sicherheit trotz Verschlüsselung gewährleisten« überschrieben ist:

»Mit Verweis auf die aktuelle Forschung im Bereich IT-Sicherheit lehnen wir die Formulierung ›Sicherheit trotz Verschlüsselung‹ als irreführend ab. Wie im selben Dokument unter 8.1.9 bemerkt, stellt Verschlüsselung die ›Voraussetzung eines souveränen und selbstbestimmten Handelns‹ dar und sollte daher auch nicht zu Gunsten anderer rechtmäßiger Ziele untergraben werden.

Eine absichtliche oder gar gesetzlich vorgeschriebene Schwächung von Sicherheitstechnologien zugunsten einer staatlichen Eingriffsmöglichkeit ist erstens nicht kontrollierbar, d.h. es darf davon ausgegangen werden, dass derartige ›Hintertüren‹ auch zu nicht legitimen Zwecken (Industriespionage, Ausspähen von Berufsgeheimnisträgern) von Privatpersonen und ggf. sogar Regierungen ausgenutzt werden können.

Zweitens führt insbesondere die Schwächung von kryptographischen Verfahren, die Grundlage der Verschlüsselung sind, zu einem Verlust an Integrität, Zurechenbarkeit und Unabstreitbarkeit, was zu einem gravierenden Verlust an Vertrauen in die digitale Kommunikation generell führen wird und nicht vereinbar ist mit dem Ziel, bis 2022 staatliche Verwaltungsleistungen im Kontext des Onlinezugangsgesetzes (OZG) den Bürgerinnen und Bürgern sicher und zuverlässig anzubieten.

Drittens ist es ungeachtet einer etwaigen staatlich angeordneten Schwächung von Verschlüsselung technisch heute unkompliziert und sehr unauffällig möglich, zusätzlich starke Verschlüsselung einzusetzen oder gar auf sogenannte steganographische Verfahren auszuweichen, welche nicht nur den Inhalt einer geheimen Nachricht, sondern sogar deren Existenz verschleiern […]. Eine staatliche Regulierung von Verschlüsselung würde Anreize zur Weiterentwicklung solcher Schutztechniken bis hin zu deren Integration in Messenger-Apps und vergleichbare Kommunikationsmittel setzen


Digitale Transformation

12. Mai 2021

Für die Reihe Einsichten: Themen der Soziologie habe ich einen kompakten Studienband mit dem Titel »Digitale Transformation« verfasst. Dieser Band ist nun bei Transcript und bei UTB erhältlich (leider nicht Open Access). Aus der Einleitung:

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