Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices

6. Februar 2011

Das Discussion-Paper »Der Wandel des Buchhandels durch Digitalisierung und Internet« ist nun in erweiterter und überarbeiteter Form auch als Hardcover beim Fachverlag Werner Hülsbusch (vwh) erschienen:

»Gutenberg-Galaxis Reloaded? Der Wandel des deutschen Buchhandels durch Internet, E-Books und Mobile Devices« (Februar 2011).

Das Internet und die Digitalisierung stellen den deutschen Buchsektor seit den 1990er Jahren vor große Herausforderungen. Dabei lassen sich mit dem Online-Buchhandel, digitalen Zusatzprodukten (Hörbücher, Books-on-Demand, Fachliteratur im PDF-Format) und dem Auftreten marktfähiger Technologie-Sets zur Substitution des gedruckten Buches (E-Books, E-Reader bzw. Tablets und Content Stores) drei Wirkungsbereiche der neuen Technologien unterscheiden.

Das Buch braucht den klassischen Buchhandel nicht mehr zwangsläufig, um seine Leser zu erreichen, Inhalte müssen nicht mehr unbedingt auf physischen Medien erworben werden und Kopierschutzverfahren werden nun auch für die Buchindustrie relevant. Der Band bietet anhand von aggregierten Marktdaten ein konzentrierten Überblick zu den bisherigen Verschiebungen und entwickelt auf dieser Grundlage erste Szenarien zur Zukunft des deutschen Buchmarktes.

Gutenberg-Galaxis Reloaded?


Splitter: Auf Daten-Exkursion gehen…

2. Februar 2011

Die Typologie der Wünsche (TdW) ist eine regelmäßige repräsentative Erhebung (Gesamtbevölkerung BRD ab 14 J., n=20.000+) und bietet seit 1996 auch Online-Auswertungsmöglichkeiten an, so auch für die aktuelle TdW 2011. Das im Browser vollfunktionsfähige und kostenfreie Auswertungstool ermöglicht es dem geneigten Daten-Exursionisten, in Kreuztabellen die abgefragten Konsum- und Mediennutzungspräferenzen mit den demographischen Daten oder den Lebenseinstellungen der Befragten gegenüberzustellen. Hier zwei einfache Kostproben (nur zu wissenschaftlichen Zwecken):

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Wikipedia und die »Weisheit der Vielen«

15. Januar 2011

Heute feiert die Wikipedia ihren 10. Geburtstag und gehört seit 2009/2010 zu den 10 meistaufgerufenen Webangeboten weltweit. 2004 hätte das indes fast noch keiner gedacht wie exemplarisch ein neugieriger aber auch zurückhaltender  »Spiegel«-Artikel aus dieser Zeit zeigt: »Das Online-Lexikon hat jedoch auch einige Nachteile gegenüber herkömmlichen Enzyklopädien: Das Themenspektrum ist längst nicht so ausgewogen […]. Entscheidend ist: Eine Garantie für die Korrektheit der Angaben wie in den Traditionsenzyklopädien gibt es nicht. Brockhaus-Pressesprecher Klaus Holoch sieht deshalb in Wikipedia keine ernsthafte Konkurrenz.«

Wiki

Inzwischen steht Wikipedia mindestens auf Augenhöhe mit den klassischen Enzyklopädien und wird vielerorts als einschlägiges Beispiel für die »Weisheit der Vielen« bzw. das Wunder der freiwilligen Kooperation im Web 2.0 genannt. Nachfolgend ein passender Ausschnitt aus »Neue Demokratie im Netz?« zu diesem Thema:

Die Wikipedia nähert sich in ihrer Artikelqualität [.] dem Niveau klassischer Enzyklopädien an und ihre Aktualisierbarkeit durch die Nutzer wirkt sich bei zeitnahen Entwicklungen sogar positiv aus. Am Beispiel des Wikipedia-Artikels zu »Mumbai« lässt sich der Umgang der Enzyklopädie mit aktuellen Entwicklungen nachvollziehen: Am 26.11.2008 um 19.55 Uhr berichtete tagesschau.de erstmals über die Terroranschläge in Mumbai. Kurze Zeit später wurde diese Nachricht in der Diskussion um den Wikipedia-Artikel aufgegriffen. Um 22.40 Uhr nahm Wikipedia einen Hinweis auf die Anschläge in den Städte-Artikel auf. Bis 24 Uhr wurde der Artikel 9 mal überarbeitet und bis zum 29.11.2008 um 16 Uhr noch einmal 38 mal verändert. Diese Bearbeitungen führten jedoch nicht zu einem unkontrollierten Wachstum des Artikels, woraus sich der Schluss ziehen lässt, dass primär die bisherigen Inhalte qualitativ verbessert wurden […]. Weiterlesen »


Splitter: Jarvis zur Zukunft des Journalismus

13. Januar 2011

Es gibt Videos, die gehen derzeit auf »Youtube« neben der neuerlichen Überflutung des Portals durch DSDS-Casting-Ausschnitte einfach unter, obwohl sie durchaus sinnvolle und bündige Impulse zu aktuellen öffentlichen Debatten geben, was nicht unbedingt für die beschworene »Weisheit der Vielen« spricht. Ein solcher Beitrag ist ein Interview des »elektronischen Reporters« mit dem amerikanischen Blogger, Reporter und Forscher Jeff Jarvis, der eine ziemlich eindeutige Position zur Zukunft des Journalismus vertritt:

»Sie [klassische Massenmedien] müssen herausfinden, was sie am Besten können – und den Rest verlinken. […]. Wir in den großen Medien sind gewohnt, die Welt in einem Karton mit einem Schleifchen obendrauf aufzubereiten. […] We package the world.

[…] Die zukünftige Rolle des Journalismus […]: Wir vermitteln, wir sammeln Inhalte, wir finden die guten Sachen. Wir vermitteln vielleicht mehr, als wir kreieren. Wir finden vielleicht etwas und sagen: Das ist nicht gut genug. Und möglicherweise helfen wir, es besser zu machen. Weiterlesen »


Der Wandel des Buchhandels

6. Januar 2011

Schon bevor Apple im April 2010 das iPad lancierte, schlugen die Visionen und Prognosen zum elektronischen Buch ähnlich hohe Wellen wie bereits Ende der 1990er Jahre. So wurde auf den Experimental-Seiten der ›Zeit‹ 2009 schon einmal vorsorglich den Tod der klassischen Buchindustrie in allen verfügbaren Farben ausgemalt:

»Genauso selbstverständlich, wie die Großeltern eine Platte auf den Dual legten, laden sie sich [.] die kommentierte und verlinkte Ausgabe der Kurzgeschichtensammlung von Marie Luise Kaschnitz aufs Handy […]. Es sind die gut verdienende Mittdreißiger, die ihr Leben jetzt schon mit dem iPhone organisieren. […] Die Vorstellung, 200 Bücher der Gegenwartsliteratur auf einem Gerät mit in den Urlaub zu nehmen, entspricht heute schon einer ganzen Generation, die zeitlich und räumlich völlig ungebunden ist. […] Wenn Bücher zu Dateien werden und Literatur zu Content, wird sich daran kaum ein brauchbares Geschäftsmodell knüpfen lassen. Einen wirksamen Kopierschutz wird es nicht geben. Wer digitale Bücher allen Ernstes kauft, wird dafür einen niedrigen Einheitspreis à la iTunes bezahlen […].«

Tatsächlich stellen das Internet und die Digitalisierung den Buchsektor seit Mitte der 1990er Jahre vor große Herausforderungen. Dabei lassen sich mit dem Online-Buchhandel, digitalen Zusatzprodukten und dem Auftreten marktfähiger Technologie-Sets zur Substitution des gedruckten Buches drei Wirkungsbereiche der neuen Technologien ausmachen. Das Buch braucht den klassischen Buchhandel nicht mehr zwangsläufig, um seine Leser zu erreichen, Inhalte müssen nicht mehr auf physischen Medien erworben werden und Kopierschutzverfahren werden nun auch für den Buchsektor relevant.

E-Reader buchhandel

Neben kurzfristigen Transformationshypothesen, die je nach Standpunkt eine schwarzdunkle oder hell erleuchtete digitale Zukunft für das Kulturgut Buch ausmalen, liegen jedoch kaum tiefenscharfe umfassende Studien zur weiteren Entwicklung der Buchindustrie vor. Das Discussion Paper »Der Wandel des Buchhandels durch Digitalisierung und Internet« aus der Reihe »Stuttgarter Beiträge zur Organisations- und Innovationssoziologie« möchte – mit Blick auf die BRD – einen ersten Schritt in diese Richtung gehen, nimmt die Marktverschiebungen der letzten 15 Jahre in den Blick, die aus dem Auftreten von Hörbüchern, Online-Buchhandel, Books-on-Demand und E-Books resultieren, und entwirft auf dieser Grundlage drei Szenarien zur Zukunft des Buchhandels. Deutlich wird dabei, dass das Eingriffspotential der Digitaltechnologien auf diesem Feld ebenso hoch bewertet werden kann wie im Falle der Musikindustrie. Allerdings laufen die entsprechenden Verschiebungen bislang zeitlich entzerrter ab.

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