23. Februar 2020
Das Programm zur diesjährigen Frühjahrstagung der DGS-Sektion Wissenschafts- und Technikforschung lässt sich nun abrufen (PDF). Am 14. und 15. Mai werden Noortje Marres (Warwick), Johannes Weyer (Dortmund), Dirk Baecker (Witten), Ingo Schulz-Schaeffer (Berlin) und viele weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Essen über Theorien, Methoden und Perspektiven der Wissenschafts- und Techniksoziologie in der digitalisierten Gesellschaft diskutieren:
Die gesellschaftliche Differenzierung und der technische Fortschritt sind zentrale Treiber sozialen Wandels und fordern die Wissenschafts- und Techniksoziologie in regelmäßigen Abständen zur Aktualisierung ihrer Theorien und Methoden auf. Zugleich rücken viele dieser soziotechnischen Veränderungsdynamiken in der Wissenschafts- und Technikforschung zu einem deutlich früheren Zeitpunkt in den Blick als auf anderen sozialwissenschaftlichen Feldern. Die Digitalisierung der Gesellschaft als sogenannter Megatrend bietet für die Wissenschafts- und Technikforschung daher nicht nur ein riesiges Reservoir an Themen, sondern zugleich auch eine willkommene Gelegenheit zur Selbstreflexion. Die Frühjahrstagung der DGS-Sektion Wissenschafts- und Technikforschung will dementsprechend genauer eruieren, welche Beiträge für das Verständnis der digi- talen Transformation der Gesellschaft bis dato geleistet worden sind und wo konkrete Forschungslücken liegen.
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11. Februar 2020
Der Call for Papers für eine (der zwei) Veranstaltungen der Sektion Wissenschafts- und Technikforschung auf dem diesjährigen DGS-Kongress (14.-18. September 2020 in Berlin) zum Thema »Digitale Daten und neue Methoden: Chancen und Herausforderungen für die Soziologie« liegt nun vor:
Das Internet bzw. das Social Web bieten der Soziologie heute einen gewaltigen Pool an potenziell verfügbaren Daten (‚Big Data‘). Aus dieser Disponibilität ergibt sich allerdings eine Vielzahl an Schwierigkeiten – von der Problematik der Datenauswahl über wissenschaftliche Zugriffsrechte bis hin zu Fragen der Reliabilität, Repräsentativität und forschungsethischen Verortung. Da die zu analysierenden Daten zudem im Regelfall nicht durch die Forschenden selbst erhoben wurden, werden übliche Verfahren des Testens der Datengüte in Frage gestellt und die Möglichkeit zur (Selbst-)Täuschung über Korrelationen und Kausalitäten wächst. Daneben haben sich durch die verbreitete Nutzung von mobilen Geräten wie Smartphones aber auch die Möglichkeiten der sozialwissenschaftlichen Datenerhebung erweitert. Über entsprechende Smartphone-Anwendungen lassen sich beispielsweise Daten in unterschiedlicher Granularität kontinuierlich generieren und über verteilte Systeme kollaborativ auswerten.
Aber wie valide sind die so gewonnenen Daten – gerade auch im Vergleich zu etablierten Erhebungsmethoden? Wie lassen sich die sehr weitreichenden Versprechen, die an ‚Big Data‘ geknüpft werden, in der empirischen Sozialforschung einlösen und welche Kritik lässt sich im Gegenzug anbringen? Welche Rolle spielen neue technische Infrastrukturen bei der Registrierung und Auswertung der Daten und welche Bedeutung hat dies für eine digitale Soziologie bzw. Computational Sociology? Inwiefern kann die Soziologie angesichts ihrer theoretischen Fundierung und ihrer umfänglichen Erfahrung mit komplexen Datenbeständen zu einer belastbaren Auswertung digitaler Massendaten beitragen?
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28. Januar 2020
Das Programm für den dritten Workshop im Arbeitskreis Digitalisierung und Organisation in der Sektion Organisationssoziologie zum Thema »Theoretische und empirische Grundlagen einer soziologischen Digitalisierungsforschung« (5. und 6. März, TU Berlin) ist fertiggestellt und kann hier abgerufen werden.
20 Vorträge aus vielfältigen Themenfeldern und eine Keynote von Sabine Pfeiffer stehen auf der Liste. Dazu organisieren wir auch diesmal einen interaktiven Austausch im Kontext unseres Workshops. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen mit allen Teilnehmenden. Eine Teilnahme ist auch ohne eigenen Vortrag möglich.
7. Januar 2020
Vor rund 85 Jahren – 1934 – ist Lewis Mumfords (1895–1990) Buch »Technics and Civilization« erschienen, welches sich auf monoskop.org als photographisches PDF einsehen lässt. Schon in dieser Zeit war Mumford ein Technikkritiker, Apokalyptiker und Kulturpessimist mit einem stellenweise stark moralisierenden Tonfall, der das Buch mitunter fast unlesbar macht und später in The Myth of the Machine (1967/1970) vollkommen die Oberhand gewinnen sollte. Nichtsdestoweniger stellt Mumford Fragen, die auch heute noch – in einer Phase, in der sich die Gesellschaft ihrer umfassenden Digitalisierung bewusst wird – überaus anregend sind (S. 3):
»During the last thousand years the material basis and the cultural forms of Western Civilization have been profoundly modified by the development of the machine. How did this come about? Where did it take place? What were the chief motives that encouraged this radical transformation of the environment and the routine of life: what were the ends in view: what were the means and methods: what unexpected values have arisen in the process? […] While people often call our period the ›Machine Age‹, very few have any perspective on modern technics or any clear notion as to its origins. […] Men had become mechanical before they perfected complicated machines to express their new bent and interest […]. Behind all the great material inventions of the last century and a half was not merely a long internal development of technics: there was also a change of mind. Before the new industrial processes could take hold on a great scale, a reorientation of wishes, habits, ideas, goals was necessary.«
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6. Dezember 2019
Christian Katzenbach (HIIG Berlin) und Lena Ulbricht (WZB) haben einen handlichen und systematisierenden Artikel zu »Algorithmic Governance« verfasst, der sich kostenfrei abrufen lässt. Das Abstract:
Algorithmic governance as a key concept in controversies around the emerging digital society highlights the idea that digital technologies produce social ordering in a specific way. Starting with the origins of the concept, this paper portrays different perspectives and objects of inquiry where algorithmic governance has gained prominence ranging from the public sector to labour management and ordering digital communication. Recurrent controversies across all sectors such as datafication and surveillance, bias, agency and transparency indicate that the concept of algorithmic governance allows to bring objects of inquiry and research fields that had not been related before into a joint conversation. Short case studies on predictive policy and automated content moderation show that algorithmic governance is multiple, contingent and contested. It takes different forms in different contexts and jurisdictions, and it is shaped by interests, power, and resistance.
20. November 2019
Auf der STS Conference Graz 2020 organisiere ich eine Session zum Thema »Digital Platforms and the Transformation of Public Communication« und freue mich auf instruktive Einreichungen zum angeschlagenen Thema:
Intermediary media platforms are not an exclusive phenomenon of the digital age […]. However, only with the establishment of the Internet and easy-to-use devices, recipients see themselves in a position to access the catalogue of the platforms themselves and to select the content with algorithmic tools—just as all usage dynamics can be aggregated and evaluated. Thus, on the one hand, ‘platforms’ as socio-technical coordination structures become the focus of attention; on the other hand, this change results in serious shifts in media economics and in the structures of public communication […]. Against this background, this session aims to explore the potentials and limits of given conceptions of the public sphere:
To what extent do well-established theories continue to offer an informative classification foil in the investigation of public communication?
Which novel dynamics of interaction and exchange remain invisible in traditional models of the public sphere?
Which alternative conceptions of networked platform publics have so far proven to be instructive beyond individual case studies?
Do the empirically observable dynamics in contemporary public communication even speak in favor of saying goodbye to ideas of a public sphere as a whole and of starting from multiple arenas of public communication that are at best loosely coupled with one another?
22. Oktober 2019
Die kommende Frühjahrstagung der Sektion »Wissenschafts- und Technikforschung« der Deutschen Gesellschaft für Soziologie findet am 14. und 15. Mai 2020 am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen statt. Der Call for Papers mit dem Titel »Wissenschafts- und Techniksoziologie in der digitalisierten Gesellschaft: Theorien, Methoden, Perspektiven« (PDF) adressiert u.a. folgende Fragen:
Welche Beiträge leistet die Wissenschafts- und Techniksoziologie zum Verständnis der digitalen Transformation? […] Wie lässt sich Digitalisierung für empirische Forschung operationalisieren, welche Ansätze und Konzepte leiten die Erforschung der digitalisierten Gesellschaft an? Inwiefern lässt sich Digitalisierung auf den Begriff bringen? Braucht die Erforschung der digitalen Gesellschaft digitale Methoden? Welche Gesellschaftsbereiche bleiben in der Digitalisierungsforschung über- oder unterbelichtet? […]
Was kommt nach ‚der Digitalisierung‘? Das aktuelle Schlagwort Digitalisierung verdunkelt in vielen Fällen, dass weite Teile der Gesellschaft, insbesondere in den Gegenstandsbereichen der Wissenschafts- und Technikforschung, bereits seit den 1980er Jahren einer umfassenden digitalen Transformation unterliegen. […] Wir fragen daher, welche Entwicklungen sich heute bereits am Horizont abzeichnen, die unter dem Schlagwort der Digitalisierung nicht hinreichend erfasst werden können, aber nichtsdestoweniger […] ernstzunehmende Dynamiken darstellen.
Welche neuen Formen der Inter- und Transdisziplinarität lassen sich im Feld der digitalen Transformation beobachten und was folgt daraus für die Wissenschafts- und Techniksoziologie? Interdisziplinäre Verbünde und Forschungszuschnitte […] werden im Horizont der fortschreitenden Digitalisierung verstärkt eingefordert. Wie aber verhalten sich diese Forderungen zu den gegenwärtigen Organisationsformen wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion? Inwieweit und inwiefern ist die Wissenschafts- und Techniksoziologie an disziplinübergreifenden Erkenntnisprozessen beteiligt? Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Disziplinen aus und worin liegt der Mehrwert des soziologischen Blicks? […]