Dirk Baecker hat in Soziopolis einen treffenden Kommentar zum aktuellen Protest gegen die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) verfasst. Darin arbeitet er in den letzten Abschnitten in aller Schärfe die Grundprobleme deutscher Universitäten heraus:
»Im Moment […] betreibt die Politik mehr unwillkürlich als willkürlich den Niedergang der deutschen Universitäten. Niemand wünscht sich ihren Verfall, aber alle schauen dabei zu. […] Man lässt die Verhältnisse entmutigend für sich selbst sprechen, statt eine Entscheidung darüber zu treffen, was man von und an der Universität erwartet und was nicht. […]
Es ist nicht nur das WissZeitVG, das unter falschem Namen segelt. Es ist vielmehr die ganze Universität, die so tut, als sei sie der Ort der Wissenschaft, obwohl ihre primäre Aufgabe […] die Lehre ist. […] Es sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an Universitäten beschäftigt werden, um eine Ausbildung gewährleisten zu können, die für viele berufliche Wege […] geeignet ist. Stattdessen jedoch wird umgekehrt der Eindruck erweckt, als seien Universitäten die geborenen Orte für das Betreiben von Wissenschaft und erst in zweiter Linie Orte, die mehr oder minder zufällig auch über die Zeit und andere für die Ausbildung von Studierenden nötige Ressourcen verfügen. […]
Mit Google Trends lässt sich das Suchinteresse der Nutzer:innen auf der hauseigenen Suchplattform weit zurückverfolgen. Für Google Deutschland lassen sich dabei mit Blick auf einige debattenprägende Begriffe im Digitalisierungsdiskurs interessante Interessen- und Themenkonjunkturen herausarbeiten.
Während das Suchinteresse an dem Begriff »Web 2.0« bereits ab 2009 merklich abgenommen hat sich und der Begriff »Big Data« ungefähr ab 2012 auf mittlerem Level bewegt, ist der sehr breite Dachbegriff »Digitalisierung« erst ab 2015 so richtig in den Fokus des öffentlichen Interesses getreten. Seit Ende 2022 tritt der Begriff »Künstliche Intelligenz« zunehmend in den Vordergrund (was angesichts des ubiquitären Hypes um Anwendungen wie ChatGPT kaum überrascht).
Today’s internet is shaped by privately operated platforms that not only organize economic processes but also coordinate and regulate broader societal contexts. Against this background, this conceptual paper develops a sociological notion of platform companies and the platforms they operate as a new type of enterprise that consists not only of economic features (business and revenue models, exploitation patterns, market relations) but also of action-orienting rules, institutional infrastructures and social relations between a great variety of individual, corporate and collective actors that clearly reach beyond economic contexts and far into society. To this end, we specify the often fuzzy talk of ‘the platforms’ by drawing an analytical distinction between (1) the platform-operating companies as organizing cores whose goal is to operate a profitable business; (2) the platforms belonging to them as technically mediated market and social action spaces that provide the basis for not only economic but also genuine social activities on today’s internet; and (3) the institutionalized coordination, control and exploitation mechanisms implemented by the platform operators, linking these two constitutive levels of the platform architecture.
Nach zwei Jahren Vorbereitung ist es nun endlich soweit: Nächste Woche (15.–17. März 2023) findet der erste aus der Community heraus organisierte STS-hub.de in Aachen mit über 400 Teilnehmenden statt. Alle weiteren Informationen und das aktuelle Programm finden sich unter https://sts-hub.de.
Das Potenzial für eine öffentlich wirksame TA in der digitalisierten Gesellschaft bestimmt sich […] weniger in der dezidierten Vorhersage der künftigen Verläufe der Technikentwicklung und ihrer Folgen, sondern in der sozialwissenschaftlich fundierten Entzauberung von eingeschliffenen Beobachtungsmythen, in einer Dekonstruktion von übersteigerten Hoffnungen und Befürchtungen sowie in einer Erweiterung des gegenwärtigen Diskursraums um mögliche künftige Entwicklungslinien und bereits erkennbare soziotechnische Dynamiken, die in entsprechende Richtungen weisen.
[…] Einer dieser Trends ist – gemessen an den derzeit kursierenden Erwartungen – die zukünftige gesellschaftliche Zentralstellung selbstlernender informationstechnischer Systeme in der Datenauswertung sowie Steuerung von Robotern und Infrastruktursystemen als konsequente Weiterentwicklung der Informatisierung und Datafizierung (schwache KI) bzw. ferner die Entstehung einer algorithmischen ›Superintelligenz‹ (Bostrom 2018), die neben logischem Denkvermögen über eigenständige Lern- und Entscheidungsfähigkeiten verfügt und diese auch unter Unsicherheit zielgerichtet kombinieren kann (starke KI). Ähnlich wie schon im Falle der Diskurse um die frühe Informationsgesellschaft, das Internet, das Web 2.0 und Big Data reichen die heute formulierten positiven und negativen Visionen hierbei weit über technisch unmittelbar umsetzbare Szenarien hinaus und prägen nichtsdestotrotz gegenwärtige normative Diskurse um Informationstechnologien erheblich mit (Kehl/Coenen 2016).
Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2022 ist erschienen. Sie wurde im März und April 2022 erhoben (Grundgesamtheit: Deutschsprachige Wohlbevölkerung ab 14. J., N= 1.500), folgt im Unterschied zu dem Vorjahren einem Mixed-Mode-Ansatz (Computergestützte Telefon-Interviews und Online-Befragung) und ist damit nicht mehr unmittelbar mit den Studien aus den Vorjahren vergleichbar. Einige Kernergebnisse:
»Schrape gelingt es, die Aspekte der digitalen Transformation ausführlich zu strukturieren und zu diskutieren. Zahlreiche Beispiele veranschaulichen seine Ausführungen. Auch wenn seine Überlegungen auf die Entwicklungen in der westlichen Welt beschränkt bleiben, wie er selbst kritisch anmerkt, zeigt das Buch doch, von welchen Ambivalenzen die digitale Transformation gekennzeichnet ist. Damit bietet es genügend Argumente, um sowohl den Apologeten als auch den Apokalyptikern der Digitalisierung entgegenzutreten. In einer Empörungsgesellschaft sind Bücher wie dieses, das aktuelle Phänomene nüchtern beschreibt und analysiert, für Diskussionen in den verschiedenen Öffentlichkeitsarenen unverzichtbar.«