Splitter: »Mapping Digital Media«-Reports

8. November 2011

Einen schnellen, kompakten und kostenfreien Überblick über die Veränderungen in den Medienlandschaften verschiedener Länder zu bekommen, fiel bislang schwer, denn normalerweise mussten die entsprechenden Beschreibungen und Schwerdaten aus vielerlei Quellen zusammengeklaubt werden.

Einen ersten (großen) Schritt in diese Richtung gehen die »Mapping Digital Media«-Reports der Open Society Foundations, die aus einem internationalen Forschungsvorhaben über den Wandel der Mediensysteme durch die voranschreitende Digitalisierung resultieren und das Ziel verfolgen für zahlreiche Länder verschiedener Kontinente vergleichbare Berichte zu generieren. Zuständig für die Deutschland-Ausgabe war das Hans-Bredow-Institut. Abgedeckt werden u.a. die Themenfelder Medientechnik, Medienangebot, Mediennutzung und Medienrecht.

»Mapping Digital Media«: Germany | Italy | Russia | Sweden | UK | mehr (Archiv)

Mapping Digital Media (Quelle: www.soros.org)


E-Books: Warten auf den Durchbruch

5. November 2011

Das Branchenmagazin buchreport.express (32/2008: 8–10) prognostizierte im August 2008, dass der Umsatzanteil von E-Books am deutschen Buchmarkt bis 2013 zweistellig ausfallen könnte und Zeit bzw. Spiegel überschrieben ihre Artikel zum Buchmarkt 2008 bzw. 2009 mit Titeln wie »Digitalbuch vor dem Durchbruch«, »Tschüss, Gutenberg«, »Goodbye, Gutenberg« (Spiegel  42/2009: 140) oder »Buchmarkt: Die eVolution« (Spiegel 11/2009: 101). Es ließ sich also der Eindruck gewinnen, dass die Buchindustrie alsbald von einem radikalen Wandel erfasst würde.

Den Kernakteuren der Branche wurde in diesem Kontext wiederholt unterstellt, die mutmaßliche Aufbruchstimmung um digitale Inhalte zu verschlafen: Angesichts der hierzulande auch für E-Book geltenden Buchpreisbindung und eines undurchsichtigen Digital-Rights-Management merkte etwa Andrea Hünniger (2009) in der Zeit an, dass die deutsche Buchbranche »exakt die gleichen Fehler wie die Musikindustrie« mache, weil »Konkurrenzkämpfe und kulturelle Vorurteile verhindern, dass das E-Book sich in Deutschland durchsetzt«, und Oliver Jungen (2009) notierte in der FAZ, dass der Buchsektor aus der »Bruchlandung der Musikindustrie […] nichts gelernt« habe.

Aber sind die beiden Mediensektoren tatsächlich miteinander vergleichbar? Immerhin können gedruckte Bücher als Sekundärmedien ohne technische Hilfsmittel rezipiert werden (und insofern auch bewusst als technikfreie Genussmittel eingesetzt werden), während elektronische Bücher ein Abrufgerät benötigen, das Anschaffungskosten verursacht und eine beständige Grundaufmerksamkeit verlangt (Stromversorgung, Diebstahlvermeidung, Sauberkeit etc.).

Deutschlands bekanntester Wissenschaftsjournalist meint ›ja‹: Wohl auch aus unternehmerischem Eigeninteresse prophezeite Ranga Yogeshwar vor einigen Wochen, dass »der Anteil des Gedruckten [.] künftig bei 20% liegen [wird]«, denn »die Geschichte des Internets ebenso wie die des Fernsehens, der Musikbranche und des Kinos« zeige, dass man nicht glauben sollte, alles bleibe beim Alten.

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