Splitter: GuttenPlag — Wer steckte dahinter?

4. Mai 2011

»Die Macht des Netzes wird immer größer. Das haben gerade Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, und […] Karl Theodor zu Guttenberg, CSU, zu spüren bekommen. Binnen Tagen wurden immer neue Plagiatsvorwürfe erhoben, die Doktorarbeit des Ministers von der so genannten Schwarmintelligenz auseinander genommen.«

Mit diesen Worten begann am 8.3.2011 ein Beitrag des ZDF-Magazins »Frontal21«. Doch welche Menschen waren Ende Februar 2011 tatsächlich aktiver Teil des anonymen Schwarms der Plagiate-Jäger auf de.guttenplag.wikia.com? Um diese Fragen zu beantworten, haben Max Ruppert und Julius Reimer von der TU Dortmund in der »heißen Phase« des Projektes eine Online-Umfrage direkt auf der GuttenPlag-Plattform durchgeführt und so innerhalb von nur 48 Stunden über 1000 Datensätze gewonnen, die sie in den darauffolgenden Wochen nach statistischen Merkmalen ausgewertet haben.

GuttenPlag

Die Ergebnisse der Studie gingen in einen Artikel im Magazin journalist 4/2011 ein, der sich anhand des konkreten Beispiels auch mit dem Verhältnis von professionellem Journalismus und partizipativen Prozessen im Netz auseinandersetzt und insofern äußerst lesenswert ist. Die Ergebnisse der Untersuchung hier noch einmal im Überblick:

  • Knapp 60% der Besucher wurden durch einen klassischen massenmedialen Anbieter (online/offline) über die Existenz des GuttenPlag-Wikis informiert; 13% erfuhren davon durch Blogs oder Social Networks.
  • Der typische (auskunftsfreudige) GuttenPlag-Nutzer war männlich: Nur 18% der Umfrage-Teilnehmenden waren Frauen.
  • Über 80% der Antwortenden waren passive Nutzer des Wikis, d.h. sie informierten sich über neue Fundstellen und kommentierten diese, gingen aber nicht selbst auf die »Jagd«.
  • Der harte Kern (der im Verhältnis zu den »Passiven« auch in anderen Online-Projekten in den meisten Fällen recht klein ist)  bestand aus rund 140 Aktivisten, die neue Fundstellen herausgestellt, auswertet und organisiert haben.
  • Aktive wie passive GuttenPlagger zeigten eine politische Präferenz für B90/Die Grünen, SPD und Piratenpartei.
  • 64% der Befragten bzw. Antwortenden des harten Kerns wurden aktiv, weil sie sich um den Ruf der Wissenschaft sorgten.