Unterschiedliche Beobachtungsperspektiven

15. Dezember 2010

Um ein erstes allgemeines Grundgefühl dafür zu entwickeln, was mit operativem Konstruktivismus bzw. der Beobachterrelativität aller Wirklichkeitssichten gemeint sein könnte*, kann das Projekt Worldmapper weiterhelfen: Hier werden die Länder und Regionen der Welt nicht wie allgemein üblich als territoriale Flächendarstellung, sondern als gewichtete Größenverteilung aus unterschiedlichen Perspektiven gezeichnet: Je nach angelegtem Beobachtungskriterium verändert sich so die Sichtweise auf die Weltkarte.

Mittlerweile sind über 600 verschiedene Karten aus einer Vielzahl an Beobachtungsperspektiven abrufbar  (u.a. Bruttoinlandsprodukt, Ernährung, Produktion, Rohstoffe, Gewalt, Gesundheit). Die Karten wirken »verzerrt«, weil wir eine Kartendarstellung nach diesen Kennziffern allgemeinhin nicht gewohnt sind. Weiterführende Erklärungen und Hintergrundinformationen zu den nachfolgenden Beispielen bieten die verlinkten Poster:

Bruttoinlandsprodukt (Poster)

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Splitter: Die Umwelt transparent gemacht

9. Dezember 2010

Die Welt ist komplex – und ein Stück weit Orientierung darin bietet Wikihood, als iPhone-App schon seit 2008 in ständig verbesserten Versionen verfügbar und mehrfach preisgekrönt: Zuletzt auf der iPhone Developer Conference als bestes App in der Kategorie “Entwicklung”. Seit dieser Woche allerdings können auch Onliner, die kein iPhone oder iPad besitzen, auf Wikihood zugreifen und zwar in der Special Edition Wikihood World Browser – für Nutzer des Google Chrome-Browsers als Chrome Web App und für Apple-Safari-Nutzer auch als klassischer Webdienst (weitere Browser werden wohl folgen).

Das Prinzip der kostenfreien Anwendung: Die Wikipedia zu einem standortbezogenen Dienst (local based service) zu veredeln und dem jeweiligen Nutzer die interessanten Einträge zu seiner unmittelbaren Umgebung zu liefern. Auf dem Smartphone funktioniert das durch die integrierten GPS-Dienste und im Browser des Notbooks oder Desktops durch die Lokalisierung des genutzten WLAN-Netzes. Der Wikihood World Browser präsentiert sich als eine gelungene Verbindung aus Wikipedia sowie Google Maps und wird auf diese Weise zu einem idealen Reiseführer, der auf der ganzen Welt seinen Dienst tut. Oder schlicht zu einem idealen Werkzeug für Neugierige wie mich, die Interessantes und Kurioses in ihrem Umfeld entdecken wollen.

Wikihood World Browser


Cybook Orizon: Die Zukunft des Lesens?

27. November 2010

Das Buch als entschleunigende Freizeitlektüre hat sich bislang in bemerkenswerter Weise der Digitalisierung entzogen: Zwar wird schon seit vielen Jahren über die Wachablösung des gedruckten Buches fabuliert und es werden immer wieder neue Versuche gestartet, die unterschiedlichen Anspruchsgruppen von den Vorzügen der E-Reader zu überzeugen, aber bis dato hat sich der durchschnittliche Bücherkonsument diesbezüglich als äußerst widerspenstig erwiesen. Und dabei geben sich auch hierzulande einige Hersteller, Buchhandelsunternehmen und Verlage redlich Mühe, mit stetig verbesserten Lesegeräten, intuitiveren virtuellen Buchläden und wachsenden E-Book-Katalogen an die Benutzerfreundlichkeit gedruckter Bücher heranzukommen.

Der neueste Versuch besteht in dem nur noch 8 Millimeter dünnen Cybook Orizon des französischen Unternehmens Bookeen, das seit ein paar Tagen für rund 230 Euro auch im deutschen Online-Handel erhältlich ist und die digitale Lektüre dank seines Multitouch-Displays ins Zeitalter des iPads katapultieren will. Vollmundig verspricht der hauseigene Werbetext eine neue Generation von E-Book-Readern, mit dem sich Texte auf einem hochauflösenden papierähnlichen Display (167 dpi) lesen und mit Fingerstrichen umblättern bzw. vergrößern lassen. Darüber hinaus soll das Gerät drei Wochen ohne Stromzufuhr auskommen, bis zu 2000 Bücher speichern, via W-LAN den Zugriff auf neue E-Books und das Internet allgemein ermöglichen und dem Leser zudem die Option bieten, Markierungen und Notizen im Text vorzunehmen.

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Soziologie und Innovation

29. Juli 2010

Allgemeinhin herrscht der Eindruck, dass die geisteswissenschaftliche und insbesondere die soziologische Forschung nur sehr träge auf Veränderungen im technischen Bereich reagiert. Dass dem nicht so sein muss, zeigte kürzlich eine Klausurtagung der führenden deutschen Technik- und Innovationssoziologen in Stuttgart. Unter den 35 Experten waren u.a. Werner Rammert (Berlin), Johannes Weyer (Dortmund), Ulrich Dolata (Stuttgart) und Christian Stegbauer (Frankfurt). Diskutiert wurden folgende Themenfelder:

  • Veränderungen von Arbeitsprozessen durch Online-Technologien, intelligente Infrastrukturtechnologien und hochtechnisierte Produktionssysteme;
  • Mensch-Maschine-Interaktionen (z.B. Flugzeug-Cockpits) und die Technisierung des Körpers (z.B. durch leistungssteigernde Medikamente);
  • Vergemeinschaftung und soziale Netzwerke im Internet;
  • Wechselprozesse zwischen technischem und sozialem Wandel;
  • Einflüsse von schwach organisierten kollektiven Akteuren (z.B. “Schwärme”);
  • Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeiten in Innovationsprozessen.

Den ausführlichen Tagungsbericht kann hier abgerufen werden.


Wired: iPad Edition – Paper is not dead yet

14. Juni 2010

Michael Gartenberg hat sich in seiner wöchentlichen Kolumne auf Engadget mit der iPad Edition des Wired Magazins beschäftigt und zeigt darin die mangelnde Flexibilität dieses neuen Angebots gegenüber klassischen Web- und Printangeboten auf:

The real problems are twofold. First, even though the content is digital, the reader loses most of digital content’s benefits. I can go to the Wired website, link to articles there on my blog, share them via email or Twitter and use the power of the web to share and opine. The iPad edition offers none of that flexibility — and it doesn’t offer any of the flexibility of paper either. I can annotate my paper version of Wired, clip out articles, or even pass the entire magazine on to you and you can in turn pass it on to others. I can’t do any of those things with the iPad edition.

Selbstredend können sich viele dieser Kritikpunkte in Zukunft in Luft auflösen, sobald die Entwickler die erweiterten Möglichkeiten des iPads mehr und mehr ausnutzen, aber immerhin gilt Wired noch immer als die Speerspitze digitaler Innovationen und zeigt mit seiner App doch ziemlich deutlich auf, welche Probleme in sich geschlossene Content-Angebote mit sich bringen, ganz abgesehen davon, dass ich mein iPad nicht so unbedarft mit an den Sandstrand mitnehmen kann wie ein Magazin für 2.99 €. Paper is not dead yet…

Update: Einen interessanten allgemeineren Beitrag zur Rolle des iPads im Spannungsfeld zwischen Papier und Bites/Bytes hat Gundolf F. Freyermuth verfasst.