Querverweis: Macht der Algorithmen; commons-basierte Produktionsformen (re:publica)

15. Mai 2018

Die Hans-Böckler-Stiftung war mit zwei Podiumsdiskussionen zu den Rückwirkungen algorithmischer Koordination auf die Arbeitswelt und zu den Potentialen commons-basierter Produktionsformen auf der diesjährigen re:publica vertreten. Martin Kaluza berichtet darüber auf den Seiten der Stiftung wie folgt:

»Auf großer Bühne befasste sich die von der Hans-Böckler-Stiftung organisierte Podiumsrunde ›Algorithmen: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Informatiker‹ mit der Rolle, die die automatische Auswertung von Personendaten in den Personalabteilungen der Zukunft spielen wird. […] ›Daten, mit denen das System gefüttert wird, bilden den Ist-Zustand der Gesellschaft ab‹, sagte Katharina Simbeck, Professorin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Wenn sich Einstellungsentscheidungen und Vertragsangebote nach diesem Zustand richten, wiederholen sie zunächst einmal bestehende Diskriminierungen eher als dass sie sie bekämpfen. […] ›Wenn man die Schwächen eines Systems kennt, kann man es ausnutzen‹, warnte [Simon Hegelich]. […] Matthias Spielkamp, Mitbegründer der Plattform AlgorithmWatch, betonte, dass es vor allem eine ethische Frage sei, wozu Unternehmen die Daten nutzten. […]

Eine zweite Session […] ging der Frage nach, ob Commons-basierte Produktionsformen […] als Gegenmodell zum digitalen Kapitalismus taugen. […] Jan-Felix Schrape von der Universität Stuttgart hob hervor, dass die Open Source-Szene bereits ein unverzichtbarer Teil der Software-Industrie sei. ›Alle langfristigen Projekte werden heute von Großkonzernen finanziell und personell unterstützt‹, sagte Schrape. ›Open-Source-Projekte fungieren als Inkubatoren für branchenweit genutzte Infrastrukturen.‹ […] Leonhard Dobusch […] wies zudem darauf hin, dass auch Commons-basierte Produktionsformen vor Governance-Problemen stehen können: ›Wer trifft die Entscheidungen? Und wer wird für seinen Beitrag an dem Projekt bezahlt?‹ […] Gabriela Sanchez gab einen Einblick in die Szene der sogenannten Bio-Hacker, die gerade dabei ist, den Ansatz der digitalen Open-Source-Bewegung auf den Medizinbereich zu übertragen. […]«

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Kurz notiert: »L’utopia di internet oggi è morta«

28. Juni 2017

In der italienischen Wochenzeitschrift L’Espresso ist heute der Beitrag »L’utopia di internet oggi è morta. E anche i guru della rete si sono pentiti« von Fabio Chiusi‏ erschienen. Der Text beschäftigt sich mit dem Aufstieg bzw. vor allen Dingen dem Fall der Internet-Utopien und greift in diesem Zusammenhang auch auf den Artikel »The Logic of Digital Utopianism« von Sascha Dickel und mir zurück.

Eine äußerst rudimentäre (stellenweise unbrauchbare) Google-Übersetzung von Chiusis Beitrag findet sich hier.


Kurz notiert: »The Renaissance of Techno-Utopianism«

14. April 2017

In dieser Woche ist der Text »The Renaissance of Techno-Utopianism as a Challenge for Responsible Innovation« von Sascha Dickel und mir im Journal for Responsible Innovation erschienen (kostenfreier Volltext ist für die ersten 50 Abrufenden).

Responsible research and innovation aspires to anticipate and assesses potential implications of innovations. Hence, emerging technologies are a crucial issue for this mode of foresight and governance. The case of nanotechnology demonstrated that discourses on those emerging technologies are increasingly shaped by techno-utopian narratives. We argue that these narratives are here to stay, because they are an expression of a contemporary medialization of science and technology. Since the RI community can neither ignore nor escape these techno-utopian narratives, it might engage in a hermeneutic reading of these visions as performative fiction. We use the case of desktop 3D printing to demonstrate in what way an analysis of techno-utopianism is able to reveal how responsibility for innovation gets redistributed.

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Bye Bye, optische Speichermedien (Update 2017)

26. März 2017

Bereits 2012 habe ich mich an dieser Stelle mit dem schleichenden Ende optischer Speichermedien für den Heimgebrauch beschäftigt. Aktuelle Zahlen zum Absatz von Recording Media aus dem Consumer Electronics Markt Index (CEMIX) für die BRD, der durch den Bundesverband Technik des Einzelhandels e.V., die GfK und die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik herausgegeben wird, bestätigen diesen Trend: Auch 2016 waren CD-R- und DVD-Rohlinge die meist verkauften losen Trägermedien für die persönliche Speicherung von Musik-, Film- und sonstigen Dateien, aber verglichen mit den Jahren 2005 und 2007 wird inzwischen nur noch ein Bruchteil der Stückzahlen abgesetzt – eine Entwicklung, die nicht zuletzt durch Cloud-Services, ubiquitäre Breitbandversorgung, immer größere Festplatten in Computern und Mobile Devices sowie den Wegfall von CD/DVD-Laufwerken in vielen Note- und Ultrabooks befördert wird.


Lektürehinweis: Ist ›neu‹ stets ›besser‹? (Mayntz)

24. Juli 2016

In der Debatte (Heft 15, S. 22–25, hg. durch die Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) ist ein kurzer Aufsatz von Renate Mayntz (*1929) erschienen, der sich mit der Ambivalenz des ›Neuen‹ in der Wissenschaft auseinandersetzt:

»[…] In der Technikentwicklung – und damit in den Technikwissenschaften – ist Können die Frucht von Innovation – ›neu‹ heißt ›besser‹, besser heißt schneller, leichter, billiger – ob es um Licht, Verkehr oder Kommunikation geht. Das Risiko ist hier, dass das Neue nicht funktioniert. Im Unterschied zu den Wirtschaftswissenschaften ist das Janusgesicht des Neuen sowohl in den Technikwissenschaften wie in den angewandten Naturwissenschaften präsent. Bei fast allen naturwissenschaftlich basierten technischen Neuerungen wurde und wird die Möglichkeit negativer Folgen gesehen.

[…] Die Frucht des Neuen in nicht unmittelbar praxisbezogenen Disziplinen ist kein Können, sondern ein Wissen. […] Neues Wissen über die Beschaffenheit der Welt zu gewinnen setzt nicht nur die Bereitschaft voraus, bislang für wahr Gehaltenes anzuzweifeln, sondern auch die Fähigkeit zu erkennen, dass etwas gar nicht Gesuchtes […] der Wirklichkeit näher kommt als das bisher Geglaubte.

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